George Lucas und der Beginn der Star-Wars-Saga

Shownotes

Zu Beginn der 1970er grübelte der junge Filmemacher George Lucas über den ganz großen Filmstoff nach. Gemeinsam mit ihrem WDR-Kollegen Frank Zirpins spüren Marko Rösseler und Martin Herzog dem genialen Regisseur nach und erkunden die Ursprünge des größten Weltraum-Abenteuers der Galaxis.

Unser Kollege Frank Zirpins hat nicht nur ein WDR-Zeitzeichen über den Beginn der Star-Wars-Saga geschrieben, er ist für uns auch ins Outer Rim geflogen, um sich dort ein Lichtschwert zu besorgen. Dabei half ihm Sascha Vogel von Science Birds, diverse Anhänger der dunklen Macht von der German Garrison der 501st Legion, der Film-Wissenschaftler Rolf Giesen und auch der Marketing-Profi Carsten Baumgarth.

Wenn Dir die Episode gefallen hat, sag's den Jedis, Wookiees und allen Androiden. Wenn nicht, dann sag's bitte uns:

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Weitere Links zum Star-Wars-Universum:

Frank Zirpins' Star-Wars-Zeitzeichen im WDR: Premiere des ersten "Star Wars"-Films (am 25.05.1977)

Web-Seite von Science Birds

Web-Seite von German Garrison der 501st Legion

Transkript anzeigen

GM Star Wars Downmix.wav

00:00:08: Intro Die Geschichtsmacher. Von den Autorinnen und Autoren des Zeitzeichens.

00:00:15: Alle zusammen Summen der Starwars-Melodie

00:00:52: Alle zusammen Herzlich willkommen bei die Geschichtsmacher.

00:00:58: Martin Selbst gesungen, selbst gestrickt, wie fast immer.

00:01:00: Marko Weil wir uns die GEMA nicht leisten können. Weil wir arme Kirchenmäuse sind und weil das hier alles ja nix kosten darf. Aber wenn ihr uns unterstützen wollt in Zukunft, das könnt ihr tun auf Steady. Der Michael und der Christian, die haben es bereits getan. Dafür sagen wir heute schon mal Dankeschön.

00:01:15: Martin Und wenn euch das, was wir hier so treiben, auch gut gefällt, dann wäre es super, wenn ihr auf unsere Internetseite gehen würdet. www.diegeschichtsmacher.de - dort kommt ihr dann zur Steady-Seite. Und da gibt es zwei Möglichkeiten uns zu unterstützen, nämlich mit 5 € und mit 10 € im Monat. 5 € ist der kleine Geschichtemacher, auch die kleine Geschichtsmacherin natürlich und 10 € im Monat. Das wäre super: Die große Geschichtsmacherin, der große Geschichtsmacher. Damit wir in Zukunft vielleicht auch mal irgendwann den imperialen Marsch, den uns Marko und Frank da gerade dargebracht haben, im Original vorspielen können und nicht auf dem Kamm selber blasen müssen.

00:01:59: Marko Herzlich willkommen, Frank. Schön, dass du mitgesungen hast.

00:02:02: Frank Zirpins Sehr gerne. Vielen Dank.

00:02:05: Martin Frank. Du hast dich mit Star War's beschäftigt, und zwar nicht nur so wie wir alle, indem wir ins Kino gerannt sind als Kinder und Erwachsene und das auch immer noch tun. Und nachgespielt haben die Stars-Szenen im Garten mit Puppen und selbstgebasteltem Kram. Sondern du hast dich professionell mit Star Wars auseinandergesetzt.

00:02:24: Frank Zirpins Das richtig. Ich habe das Zeitzeichen gemacht zu 45 Jahre Star Wars, die Premiere des ersten Star Wars Films. Eine neue Hoffnung.

00:02:32: Martin Da rechnen wir mal zurück. 45 Jahre, 1977 ist.

00:02:36: Frank Zirpins Genau genommen am 25. Mai 1977.

00:02:40: Martin Und du warst dabei?

00:02:41: Frank Zirpins Ja, ich war physisch natürlich dabei. Es war kurz vor meinem achten Geburtstag. Ich glaube, ich durfte damals noch nicht ins Kino und vor allen Dingen nicht so was sehen. Wenige Jahre später war es dann aber soweit, als das Imperium zurückgeschlagen hat. Drei Jahre später, 1980. Das war, glaube ich, der erste Star Wars Film, den ich im Kino sehen konnte. Und seitdem ist es eine liebgewordene Gewohnheit, mal mehr, mal weniger.

00:03:04: Martin Und wen hast du dann bestochen, damit du das Zeitzeichen machen durftest darüber?

00:03:08: Frank Zirpins Es war ein natürlicher Auswahlprozess und das Los fiel an mich. Ich habe sehr gejubelt und den Neid von Wissenschaftsredakteuren auf mich gezogen.

00:03:17: Martin Warum? Was fasziniert dich an Star War's?

00:03:19: Frank Zirpins Ich finde das eine tolle Welt. Ganz einfach. Das ist natürlich so ein Phantasie-Universum, aber es ist eine in sich geschlossene Welt, die in einer eigenen Logik lebt, die super vielseitig ist, die super viel anbietet. Natürlich ist es etwas, was junge Männer anspricht in ihrem Heranwachsen, weil es schnelle Raumschiffe hat. Es hat mutige Menschen, die für die gerechte Sache kämpfen. Es hat Superschurken, die wirklich aus jeder Pore Bosheit verströmen. Wenn man damit dann aufwächst, finde ich, dass es immer differenzierter geworden ist in diesen 45 Jahren. Wir haben ja dieses erste Märchen, diesen Märchenfilm im Weltall, wo die guten Ritter die Prinzessin retten müssen und die Festung des Bösen zerstören müssen. Am Ende stellt sich ja dürfen wir spoilern hier.

00:04:12: Martin Um zu erzählen, was passiert. Ich glaube, das können wir machen.

00:04:16: Frank Zirpins Wer es noch nicht gesehen hat: Jetzt kurz mal weghören. Es stellt sich heraus, dass der böse Darth Vader am Ende der Vater der guten Luke und Leia ist und über die Jahrzehnte eine seltsame, seltsam anmutende und sehr weit schweifende Familiengeschichte erzählt wird eigentlich - der Familie Skywalker.

00:04:37: Martin Luke, ich bin dein Vater. Genau das hat es ja zum geflügelten Wort, kann man nicht sagen, aber man kennt das...

00:04:43: Frank Zirpins Ein dramatischer Cliffhanger natürlich am Ende von "Das Imperium schlägt zurück" hängt Luke da, eine abgehackte Hand ist schon runtergefallen, mit der anderen hält er sich noch irgendwie.

00:04:52: Marko Darth Vader hat sie abgehackt, der eigene Vater.

00:04:52: Frank Zirpins Der Vater hat sie abgehackt. Ist es auch.

00:04:57: Marko Es ist alles schon alles ein bisschen widerlich eigentlich. 1977 als dieser Stoff zum Ersten Mal ins Kino kam.

00:05:03: Frank Zirpins Unerhört oder ungesehen? Vor allen Dingen.

00:05:06: Marko Ja, das war das war das. Zeit wo, sagen wir mal so, Science Fiction, Weltraum. Das gerade "in", glaube ich.

00:05:12: Frank Zirpins Es war "in" auf eine andere Weise, weil natürlich sich Filmemacher damit auseinandergesetzt haben: Was ist der Mensch im Weltall? Also quasi eine fast wissenschaftliche Herangehensweise. Die Älteren von uns erinnern sich 2001 Stanley Kubrick, der die Raumschiffe wirklich sehr, sehr schön zum Fliegen gebracht hat. In einer sehr langsamen Geschwindigkeit.

00:05:31: Marko ... aber schöne Bildsprache.

00:05:34: Frank Zirpins Sehr, sehr schöne Bildsprache und natürlich die Frage gestellt hat: Wie lebt der Mensch auf seinem Planeten, in diesem Universum? Sind wir alleine? Es gab einen Film vorher "Lautlos im Weltall" in den 70er Jahren, da fliegt so ein Farmer-Raumschiff durch die Gegend. Da gibt es die Alien-Geschichte, die entsteht ja auch ungefähr zu dieser Zeit. Da wird das Fremde herangetragen an den Menschen. Und dazwischen kommt dieses knallbunte Ding, das überhaupt nicht nach physikalischer Realität fragt, das überhaupt nicht nach Wahrscheinlichkeiten oder so was fragt, sondern einfach eine Geschichte erzählt. Ein Märchen.

00:06:10: Martin Darüber wollen wir in der nächsten, na sagen wir mal, knapp einer Stunde sprechen. Jetzt aber mal die Frage, Marko Du, also die Glaubensfrage, die Gretchenfrage: Wie hältst du's mit Star Wars?

00:06:24: Marko Och...

00:06:28: Martin Also Krieg der Sterne hat man damals noch gesat, als wir klein waren.

00:06:28: Marko Ich habe es gerne geguckt. Ich habe es als Junge geguckt. Es war eins meiner ersten Kino- Erlebnisse. Ich habe es in den neuen Generationen dann mit meinen Kindern jetzt geguckt. Ich hatte so kleine Figürchen als Kind, da haben wir mitgespielt.

00:06:42: Frank Zirpins Die Kenner-Figuren.

00:06:43: Marko Ja, die waren schweineteuer und ich hatte R2D2 und C3PO

00:06:48: Martin Oh okay, aber das war Respekt. Respekt. Beide.

00:06:51: Marko Und bei uns im Block, da gab es andere, die hatten dann diesen Affen. Ich weiß, wie hieß der - Chewbacca, glaub ich.

00:06:58: Frank Zirpins Ein Wookiee.

00:06:58: Marko Na gut, ich wollte jetzt hier. Ich wollte sie. Wir sind ja sehr divers. Bei uns kann ja jeder Wookiee, Wockie oder was auch immer sein - is egal.

00:07:05: Martin Aber zeigt sich die Kennerschaft?

00:07:08: Marko Ich habe da keine Ahnung mehr von. Also ich habe mich jetzt nicht. Ich bin jetzt kein Nerd, so das nihct.

00:07:12: Marko Aber du bist schon ein Nerd.

00:07:14: Frank Zirpins ich...

00:07:14: Marko Du weißt, wie die alle heißen, woher die kommen.

00:07:17: Frank Zirpins Ich spreche da nicht drüber.

00:07:18: Marko Aber reden wir mal darüber, wie das alles angefangen hat. War es denn damals schon dieses riesengroße Universum, der große Wurf, der da diesem damals wahrscheinlich noch nicht so wahnsinnig bekannten Filmemacher George Lucas eingefallen ist?

00:07:32: Frank Zirpins Na, das ist ja - er hat ja gar nicht so viele Filme gemacht in seinem Leben. Das ist ganz lustig. Der hat diesen THX 1138 gedreht, das ist Studenten Film von ihm, ein Science Fiction Film.

00:07:44: Marko Okay, das war schon dasselbe Genre.

00:07:46: Frank Zirpins Das ist dasselbe Genre. Dann hat er einen Film gedreht über seine Jugend in Nordkalifornien, wo es um Diners und schnelle Autos und so was geht. Also so eine Jugend in den 50er, 60er Jahren. Und der Film, der lag lange im Regal, und er musste Geld verdienen. Und dann hat er angefangen, gesagt, ja hier: Ich habe eine Idee, vielleicht. Was Science Fiction Film? Das ist schwierig.Twentieth Century Fox hat dann irgendwann gesagt: Ja, komm, hier sind 10.000 $. Schreibst du ein Drehbuch. Und dann hat er sich eingeschlossen. Davon konnte er sich Essen kaufen und hat sich eingeschlossen und angefangen, da was zu schreiben. Und das ist immer weiter ausgeufert. Da sind plötzlich Personen aufgetaucht, die nachher in anderer Weise wieder da auftauchen. Und da hat er so einen Fundus erstellt, im Grunde genommen in all diesen Drehbuch-Versionen, die er geschrieben hat. Erstens für drei Filme, weil er irre viel.

00:08:40: Marko ...weil er irre viel Geld brauchte. 10.000 Dollar waren wahrscheinlich bald weg.

00:08:42: Frank Zirpins Er hatte das Geld, hat er, hat er ja für das Drehbuch bekommen. Aber da muss man schon ein ordentlich für schreiben. Er hat da anderthalb, zwei Jahre daran gesessen, das Material zusammenzutragen, also soo viel...

00:08:53: Marko Für 10.000 $.

00:08:53: Frank Zirpins Für 10.000 $.

00:08:53: Marko Das war nicht üppig.

00:08:56: Frank Zirpins Nein, das ist nicht viel, das ist ja nicht viel Geld.

00:08:58: Martin Hat er alleine da dran in seinem stillen Kämmerchen gesessen.

00:09:01: Frank Zirpins Der hat in seinem stillen Kämmerchen gesessen. Der hat mit Francis Ford Coppola zusammengearbeitet. Die hatten nach der Filmschule alle beide keinen Bock mehr auf dieses Hollywood-System und wollten sich unabhängig machen. Und Coppola hat Angebote gemacht, Lucas, Filme zu produzieren. Er wollte ihn als Regisseur eigentlich für Apocalypse Now. Man sieht ihn in einer Szene, in so einer Landungs-Szene im Krieg. Da ist George Lucas bei den Dreharbeiten von Apocalypse Now zu sehen, ganz kurz als Kameramann, als Kriegsreporter, hat er eine kleine Rolle, aber eigentlich sollte er da Regie führen. Dazu kam es dann nicht. Und dann hat er irgendwie diesen American Graffiti gedreht. Und dann wollte er eigentlich irgendwie einmal einen richtigen Hollywoodfilm drehen, obwohl er das System abgelehnt hat. Und hat das Star-Wars-Material entwickelt, um einen wirklich großen Film zu haben. Am Ende ist es ein Low Budget Film eigentlich geworden, weil das Studio gesagt hat: Pass auf, 10 Millionen $, mehr kriegst du nicht.

00:10:00: Marko Also 10 Millionen $ klingt jetzt auch nicht mehr so wenig.

00:10:03: Frank Zirpins Das ist nicht wenig Geld, aber für das, was man gemacht hat, also die großen Blockbuster, die damals gedreht wurden, die gingen für 20, 30 Millionen Budget in die Produktion. Und dafür hat er gedreht in Tunesien, in London. Und er hat Geld für Spezialeffekte rausgehauen, hat eine eigene Firma gegründet. Industrial Light & Magic - vielleicht schon mal gehört - gibt es heute noch. Und die sollten für ihn die Spezialeffekte machen. Er hat natürlich auch Kino-Bilder produziert, die du so vorher nicht gesehen hast. Man muss sich das vorstellen, die haben Modelle von den Raumschiffen genommen, vor einem Bluescreen gefilmt in der Bewegung. Und zwar die Modelle sind starr und die Bewegung macht die Kamera. Star Wars ist der erste Film, in dem dieser Einsatz von Computern wirklich flächendeckend für die Spezialeffekte passiert. Also, das heißt, du nimmst das Modell auf, das eine Modell. Das fliegst du mit der Kamera ab. Und diese Bewegungs-Routine programmiert du ein. Dann fährst du die Kamera auf den Anfang zurück. Dann nimmst du ein anderes Modell in einem anderen Winkel und fährst den gleichen Weg nochmal ab. So, und dann kopierst du das übereinander und setzt damit diese beiden Modelle in Relation. Und das kannst du ja mit mehreren Ebenen machen des belichteten Materials, die du dann übereinander belichtest, mit Hintergründen, mit einem großen Todesstern irgendwo im Hintergrund oder mit.

00:11:23: Martin Das heißt aber: Das Bild kam nicht aus dem Computer. Das ist ja, dass das Bild kommt.

00:11:27: Martin Nicht aus dem Computer, nein, sondern es ist alles analog, was da gemacht wird, aber es wird übereinander belichtet. Und durch die Kamerabewegung, die sehr sehr präzise Kamerabewegung per Computer-Steuerung bist du natürlich in der Lage, da auch die Echt-Aufnahmen von Leuten in das Cockpit eines Modells zum Beispiel reinzusetzen, in ein kleines Modell und das alles übereinander zu setzen und einen wahnsinnigen Eindruck entstehen zu lassen, was da passiert, bei diesen Luftkämpfen und überhaupt bei diesen Raumschiff Flügen. Und das ist das, was was wirklich neu ist. Ich habe gesprochen mit einem sehr interessanten Mann, Rolf Giesen. Der ist Filmhistoriker, der hat sich sehr stark mit Science Fiction und mit Horrorfilmen auseinandergesetzt, in den 60er, 70er, 80er Jahren. Und er hat mir was erzählt, auch zu Star War's, wie es entstanden ist und wie es wahrgenommen worden ist.

00:12:22: Martin George Lucas wollte nach American Graffiti einen Studio Film machen. Er wollte Hollywood erleben und das war nur möglich mit einem technisch aufwändigeren Projekt. Er selber ist aufgewachsen und groß geworden mit Ja, mit dem Raumfahrtprogramm der NASA. In den 1950er Jahren hat Walt Disney zusammen mit Wernher von Braun eine Fernsehserie produziert "Men in Space" - "Menschen im Weltraum". Und das war das erste Mal, dass die amerikanischen Steuerzahler mit der Relevanz des Raumfahrtprogramm konfrontiert wurden. Und George Lucas war einer der Zuschauer. Und das hat ihn sehr bewegt.

00:13:06: Frank Zirpins Nicht nur das, sondern auch so samstags nachmittags vor der Glotze, als kleiner Junge. Buck Rogers, Flash Gordon, so Abenteuerfilm mit.

00:13:14: Martin Raumschiff Enterprise auch?

00:13:16: Frank Zirpins Nein, Raumschiff Enterprisen is päter, das ist tatsächlich. Das ist erst 1966 gelaufen.

00:13:21: Martin Okay, also wir reden wirklich über Kindheit, George Lucas...

00:13:24: Frank Zirpins Über Kindheit und 50er Jahre in Nordkalifornien. Und irgendwann hat ihn das auch alles nicht mehr so interessiert, sondern er wollte eigentlich Renn-Mechaniker werden, er wollte Autorennen fahren und Rennautos gestalten, bis er sich kurz vorm High School Abschluss fies überschlagen hat und mit Mühe und Not überlebt hat.

00:13:44: Marko Das ist ein Typ, der macht schnelle Sachen.

00:13:46: Frank Zirpins Der mag schnelle Sachen...

00:13:47: Marko Also wenn er sich so Raketen-Filme mit Wernher von Braun anguckt und schnelle Autos mag, dann...

00:13:53: Frank Zirpins Der mag Abenteuergeschichten und Geschwindigkeit.

00:13:57: Marko Okay. Und das hat er dann irgendwann in Film umgesetzt.

00:13:59: Frank Zirpins Der hat ja irgendwann, weil er sich auch für Fotografie interessiert hat, hat er irgendwann sein Leben geändert nach diesem Unfall und hat sich an der Filmschule eingeschrieben und wollte Dokumentarfilmer werden. Und irgendwann hat er angefangen, Geschichten zu erzählen. Und dann hat er diesen Star Wars Stoff entwickelt.

00:14:16: Martin Wo hat denn diese ganzen Ideen hergenommen? Weil wenn man sich diese Star Wars Filme anguckt, da ist ja, das ist Märchen, haben wir eben schon gesagt, da ist der Cowboy, Han Solo ist dabei, dann haben wir Ritter mit den mit den Lichtschwerter. Also die Jedi-Ritter, die Edlen und dann die dunkle Seite der Macht. Das sind ja Elemente aus allem Möglichen - und das Ganze spielt im Weltraum. Also da ist ja alles aus allem zusammengebaut.

00:14:40: Frank Zirpins Ist es natürlich, ist aus allem zusammengeworfen...

00:14:41: Marko Hat der Dorgen genommen?

00:14:41: Frank Zirpins Nee, nicht, dass ich wüsste. Nein, keine Ahnung. Okay, er würde es wahrscheinlich auch nicht sagen. Aber nein, er hat ganz viele verschiedene Sachen. Er hat Anthropologie studiert und er hat Blick auf andere Kulturen gelernt. Und das ist ja das, was Star Wars macht. Es erfindet andere Kulturen. Und dafür nimmt er Sachen sich aus bestehenden Kulturen und sagt: Ja, das ist so fremd, wenn man das so ein bisschen durch den Wolf drehen, vereinfachen und dann irgendwie anders erklären, dann geht das auch irgendwie für einen Planeten so wie noch durch. Gleichzeitig hat er natürlich an der Filmschule sich Sachen angeguckt, sich japanische Filme angeguckt. Die versteht man ja auch nicht, wenn die im Original sind in den 60er Jahren, nicht synchronisiert und man guckt an der Filmschule so einen Film: Was passiert da? Das sind Leute in komischer Rüstung, die kämpfen mit komischen Schwertern und es geht um eine Handlung. Also das ist sozusagen die Erzählung vom ersten Star War's Film, die basiert im Grunde genommen auf einem alten Kurosawa Film "The Hidden Fortress". Da gibt es zum Beispiel zwei Bauern-Figuren, die sich die ganze Zeit streiten. Aus denen sind R2D2 und C3PO geworden, die sozusagen das komische Element in dem Film sind. Das ist geklaut.

00:15:54: Frank Zirpins Die beiden Roboter sind natürlich toll. Ich meine, dass man einfach so ein Mülleimer mit zwei Beinen, der auch nicht sprechen kann, sondern so rum fiepst.

00:16:03: Frank Zirpins Pfeift...

00:16:03: Frank Zirpins Weil wir ja auch kein Geld für die Effekte haben

00:16:07: Marko Ja, gut, aber was hast du gesagt?

00:16:11: Frank Zirpins Ähm...

00:16:11: Marko Das ist ja eine tolle Idee. Und das ist ja ikonographisch geworden. Am Anfang würde man sagen okay, ist es halt ein sprechender Mülleimer, also so, aber das ist toll gemacht.

00:16:19: Frank Zirpins Jeder kennt es ja.

00:16:20: Marko Jeder kennt es...

00:16:21: Frank Zirpins Ist der Hammer. Alle wissen sofort, was ist. Das ist eben der popkulturelle Impact von Star Wars ist in dem Moment, in dem das in die Kinos kommt, weil alle zweifeln ja am Anfang, dass das ein Erfolg wird. So. George Lucas: Ja, ich weiß nicht, ob das gut wird. Er zeigt es irgendwie, dass er hat es ein paar Freunden gezeigt, also ein paar Freunde: Steven Spielberg, Brian de Palma, als mittlerweile berühmte Regisseure, zusammen im Vorführraum gesesssen. Und Brian de Palma ist komplett ausgerastet. Was soll der Quatsch? Du musst es den Leuten erklären. Schreib wenigstens einen Text davor. Und George Lucas so: Ich so ein Text, der im Hintergrund verschwindet. Das könnte ich vielleicht noch machen.

00:16:57: Marko Auch ikonografisch.

00:16:58: Frank Zirpins Mittlerweile kennt jeder den. Du muss nur Darth Vader Maske sagen und jeder weiß, wie das aussieht.

00:17:05: Marko Und wir wollten alle ein Lichtschwert haben als Kinder. Das heißt, es wurde ja nicht nur mit diesem Film unglaublich viel Geld verdient, sondern es wurde mit diesem ganzen Kram drumrum, der verkauft wurde - also wir Kinderhatten das Zeug alle.

00:17:14: Frank Zirpins Natürlich hatten wir das alle und...

00:17:18: Marko ...und wir waren ja nicht reich, sondern wir haben das vom Taschengeld irgendwie bezahlt und waren ganz heiß drauf.

00:17:22: Frank Zirpins Und wir hatten das im Grunde genommen, weil George Lucas das Geld ausgegangen ist, um den Film zu drehen. Er hat gesagt: Okay, wenn ich überziehe, wenn ich mein Budget überziehe, dann zahle ich das aus eigener Tasche. Dafür krieg ich die Marketing Rechte, dafür darf ich irgendwie Spielzeug verkaufen. Und das Studio hat gesagt, das interessiert sowieso keinen.

00:17:40: Marko Hatte der diesen Weitblick? Dass man mit diesem ganzen Kram so viel Geld verdienen kann.

00:17:44: Frank Zirpins Ne, das war aus der Not geboren, er hat einfach gesagt: Okay, das ist meine Wette. Im Zweifel zahl ich drauf, aber ich will, dass jetzt wenigstens der eine Film, den ich so runter gekürzt habe, dass der erzählt wird und dann gucken wir mal, was wir machen. Es ist so eingeschlagen, dass er für sehr sehr viel Geld dann diese Marketing Rechte weiterverkauft hat. An eben damals Parker Brothers, denen auch diese Figuren gehörten. Und damit konnte er sich vom Studio- System lösen und seine nächsten Filme selber finanzieren. Und das hat ihn zu einem unabhängigen Mann gemacht. Da brauchte er nicht mehr Regie zu führen.

00:18:17: Martin Aber noch mal zurück zum Anfang. Dieser Film ist eingeschlagen und zwar weltweit. Also er hat sich ja mit seinen Ideen überall bedient. Wir hatten eben die die Samurai Filme und das hat aber auch überall auf der Welt funktioniert. Das hat auch eben da, wo die Samurai Filme herkommen, funktioniert. Also im Prinzip weltweit.

00:18:35: Frank Zirpins Weil es universell, haha, Wortspiel, weil es universell wirklich zu lesen ist, weil es natürlich eine Geschichte ist, die quasi biblisch ist. Der Kampf des unterlegenen Davids gegen den bösen Goliath, ein als böse stilisierten Goliath, in diesem Fall dann. Wir sind natürlich auf der Seite des Unterlegenen. Wir kriegen da präsentiert eine Märchen-Geschichte. Das ist ein Stoff, den wir kennen. Aus Märchen natürlich, aus europäischen Märchen vor allen Dingen. Aber das ist...

00:19:04: Martin Rebellen-Romantik auch natürlich.

00:19:06: Frank Zirpins Für jeden ist ein bisschen was da drin. Andere finden plötzlich irgendwie eine andere Kultur interessant und sagen Da docke ich an, das ist für mich interessant. Und dieses Universelle, das macht es natürlich auch fürs Marketing interessant. Und es spricht natürlich weltweit auch Konsumenten an, die was haben wollen. Ich habe ganz interessant auch wieder gesprochen mit Carsten Baumgarth. Der ist an der Berliner HWR Professor für Marketing, für Markenführung und den gefragt: Wie ist eigentlich diese Star War's Marke zu bewerten? Und er sagte mir das:

00:19:40: Baumgarth Ist bestimmt im Medienbereich und im Film und Medienbereich vermutlich die wertvollste Marke, die es im Augenblick auf dem Markt gibt. Die Filme sind immer bei den wertvollsten und den erfolgreichsten Filmen jeweils dabei. Aber viel wertvoller ist die Marke noch für die ganze Vermarktung danach. Sie sind wahnsinnig bekannt, also haben in Deutschland, glaube ich, keine 90, 95 % Bekanntheit. Also sehr, sehr hoch. Sie haben auch eine eigene Fanbase? Es gab mal eine Studie, die haben in Deutschland gezeigt, dass irgendwie 30, über 30 % der Leute gesagt haben, sie sind Star Wars Fans, also nicht nur Besucher des Films sondern tatsächlich Fans. Das heißt, die Marke ist erst mal stark und das ist auch wichtig dafür.

00:20:13: Martin Also Bekanntheitsgrad 95 %. Das heißt also, wenn, wenn man auf der Straße fragt Wer ist Frank Walter Steinmeier? Dann wissen das weniger, als wenn man fragt Wäre es Darth Vader?

00:20:23: Frank Zirpins Ja, ich habe - vorhin auf dem Weg hab ich noch jemanden gesehen, der hatten ein Star-Wars-T-Shirt an. Ich habe noch nie jemanden mit einem Frank Walter Steinmeier T-Shirt gesehen. Also das ist es ja immerhin und...

00:20:33: Martin ...wahrscheinlich auch nicht so der Kracher...

00:20:35: Frank Zirpins Ich habe noch keinen Frank Walter Steinmeier aus Lego gesehen, aber Lego zum Beispiel hat eine Lizenz gekauft von mittlerweile Disney. Das ist überall. Und das ist natürlich - wie damals die Kenner-Figuren bei Marko im Kinderzimmer. So ist es auch heute in jedem Kinderzimmer irgendwo sonst so ein Star Wars, Lego. Ich kenne das auch von zu Hause, von meinem Sohn, der hat es auch da rumstehen. Es ist auch ein Kylo Ren mit Lichtschwert.

00:20:58: Martin Wird das immer noch mehr? Man hat ja den Eindruck, auch jetzt, nachdem Disney das übernommen hat, dass da eine Serie nach der anderen rausgehauen wird und dass überall nur noch Star Wars ist, ist das. Also, wo ist da die Grenze?

00:21:14: Frank Zirpins Es gibt ja keine Grenze. Das richtet sich ja einmal so Kleinkram an Spielzeug, an Kinder. Aber kein 11-jähriger kauft sich ein Millennium Falken für 699 € als 6000 Teile Bausatz. Das ist ja ganz klar, dass es sich an Erwachsene richtet, die ihre alte Nostalgie da wieder aufleben wollen. Und natürlich hast du in 45 Jahren immer wieder neue Generationen von Fans herangezüchtet.

00:21:42: Marko Was natürlich eigentlich erstaunlich ist, wenn man sich überlegt, dass eine Geschichte beginnt vor 45 Jahren und dass die durcherzählt wird über drei Folgen. Und dann macht man ja im Prinzip nichts anderes als einen Rücksprung und beginnt die Geschichte von davor. Und das wiederum fasziniert deine, meine Kinder und die finden das auch gut. Das ist schon etwas sehr Ungewöhnliches, glaube ich.

00:22:07: Frank Zirpins Dass ist eine über einen sehr, sehr, sehr, sehr langen Zeitraum erzählte sehr sehr lange Geschichte mit immer neuen Verästelungen.

00:22:14: Marko Ist das eigentlich alles aus dem Urmaterial von George Lucas? Oder ist da mittlerweile eine ganze Schreiber-Riege die sich das ausdenkt?

00:22:21: Frank Zirpins Nein, da ist nicht die ganze Schreiber-Riege. Aber natürlich ist immer für irgendein Projekt sind dann neue Leute, die sich in dem Kanon bewegen und gucken, wo können wir da anknüpfen und was macht dann Sinn? Aber man kehrt dann auch immer wieder zu alten Figuren zurück oder so was und weitet deren Geschichte aus. Ich habe gerade Obi Wan genannt. Da erfahren wir jetzt mehr über den Zwischenraum zwischen der ursprünglichen Trilogie, dann der PrequelTrilogie. Das ist ja..

00:22:49: Martin Die Zählweise ist schon sehr komplex.

00:22:51: Frank Zirpins Also genau - irgendwo zwischen Episode drei und Episode vier angesiedelt ist die Serie Obi Wan.

00:22:57: Marko Es hat fast was Biblisches. Da gibt es das Buch Hiob, hier haben wir das Buch Obi Wan vielleicht, oder da macht man das Buch ja so, so, ja, so ein bisschen ist das. Ja, ja.

00:23:10: Frank Zirpins Aber man muss aufpassen. Man muss wirklich aufpassen. Das ist, das würde ich gerne noch sagen. Das ist auch das, was Carsten Baumgarth, der Mann vom Marketing, sagt: Man muss aufpassen, dass man die Marke nicht zu Tode reitet.

00:23:22: Baumgarth Ich weiß nicht, ob das ein Trend ist insgesamt der Schnelllebigkeit oder ob das einfach eine Fragestellung ist, wie man möglichst schnell Geld aus dieser Marke auch rausgeholt. Also ich kann sagen, man kann es auch dann irgendwann überdrehen. Und wenn es zu viel wird, dann wird es eben, ist jeder Hype, jede Spannung und alles weg. Und das genau diese Gradwanderung, die man haben muss. So ein Optimum erreichen, dass man auf der einen Seite immer noch bekannt und vertraut bleibt, also sozusagen im Gespräch bleibt. Aber man muss natürlich den Überraschungseffekt haben, sonst wird das nichts. Wenn man das irgendwann verpasst und das irgendwie zur Routine wird, und jeden Tag kommt was, dann ist es halt irgendwann too much. Und das wird die große Herausforderung sein, dass auf der einen Seite nicht zu schnell auf diesen kurzfristigen Erfolg guckt und auf der anderen Seite aber natürlich auch eben diese Marke nicht kaputt macht dadurch, dass man so schnell Umsätze gerieren möchte.

00:24:10: Frank Zirpins Vor zehn Jahren hat Disney Lucasfilm gekauft, also hatte George Lucas keine Lust mehr oder hat nicht mehr die Zukunft gesehen, dafür das selber zu machen oder so zu vermarkten und hat es an Disney verkauft für 4 Milliarden $.

00:24:26: Frank Zirpins Wow! Was macht Lucas denn heute?

00:24:31: Frank Zirpins Lebt sein Leben. Lebt ein glückliches Leben.

00:24:32: Marko Weiß man das?

00:24:34: Frank Zirpins Ja. Manchmal tritt er auf, um zu erzählen, wie das war, damals, als er Star Wars gedreht hat. Er spricht sehr leise, sogar sehr, sehr zurückhaltend, sehr freundlich, aber es.

00:24:45: Marko Aber er hat sicjh von 4 Milliarden € keine eigene Raumstation geleistet oder so was.

00:24:50: Frank Zirpins Nein, das ist jetzt nicht so, so ein Elon Musk-Typ

00:24:51: Marko Macht er nicht.

00:24:53: Frank Zirpins Er kauft sich davon Karohemd hauptsächlich. Der trägt gerne Karohemd, so Flanell-Hemden.

00:24:59: Marko OK.

00:25:00: Martin Da kriegt man eine Menge.

00:25:02: Frank Zirpins Aber er wird schon was anderes auch damit machen. Aber...

00:25:05: Martin Aber er hat das vor zehn Jahren verkauft. Und seitdem, kann man schon sagen, explodiert es mit Fernsehserien und Animationsfilmen und neuen Filmen und Zwischen-Filmen: Rogue One und Han Solo.

00:25:19: Frank Zirpins Genau - Er hat es an Disney verkauft. Und die haben natürlich eine ganz andere Herangehensweise an so was. Erstens wollen die ihr Invest zurück haben, das heißt, die sind im Lizenz Geschäft. Das heißt, die verkaufen diese Lego Lizenzen, die wollen, dass auf jedem Cola-Becher beim Kinostart der neue Schurke drauf zu sehen ist. Die wollen halt, dass irgendjemand Lichtschwerter für die Kinderzimmer weiter produziert und Figuren und ich weiß nicht was. So das ist interessant für den Spielzeug-Konzern. Das ist aber auch interessant für Disney, weil sie natürlich die Marke streuen. Es ist irgendwie gesehen irgendwo im Kinderzimmer, da hängt ein Stormtrooper als Lampe an der Decke.

00:25:59: Marko Aber man muss sich das mal vorstellen, die Kinder hängen sich den Bösewicht an die Wand.

00:26:03: Frank Zirpins Ja, genau das hätte es früher nicht gegeben. Nein, früher hätten wir gesagt, wir in den 70er Jahren, da waren die Bösen noch böse. Aber diesen Bösen darf Darth - Dark Vater, der dunkle Vater, Darth Vader, das.

00:26:15: Marko Das Dunkle in uns allen.

00:26:17: Frank Zirpins Ja, fies. Ich habe hier. Ich habe das mitgebracht. Hier, guck mal, das ist ein. Das sind Flaschenöffner.

00:26:22: Marko Wir machen mal ein Bier auf.

00:26:23: Frank Zirpins Wir machen uns mal eins auf. Flaschenöffner. Darth Vader mit so kleinen kurzen Stummel.- Füßchen. Böse, böse. Und wenn man die Flasche aufmacht, reicht das schon. Das erkennt jeder, das kennt jeder.

00:26:38: Martin Das berühmteste Atmen der Filmgeschichte.

00:26:43: Frank Zirpins Das Sound-Design hat da wirklich irgendwie ganze Arbeit geleistet, auch bei dem Streifen. So, aber heute laufen die Leute rum. Aber die Geschichte ist ja auch differenzierter geworden. In den jüngsten Kinofilmen ist ja zum Beispiel aus einem Stormtrooper plötzlich einer der Guten geworden, weil er sein schändliches Tun erkennt. Die Seite wechselt.

00:27:00: Marko Der Geläuterte.

00:27:01: Frank Zirpins Und auch die Rebellen sind nicht durchgehend gute, strahlende Helden, sondern sie sagen auch: Wiir haben ein paar schäbige Sachen gemacht in unserer Vergangenheit vom.

00:27:09: Frank Zirpins So eine Saulus Paulus Nummer halt

00:27:12: Martin Ich fand ehrlich gesagt Darth Vader wirklich sehr einschüchternd. Ich also so als als sieben, acht-Jähriger oder so, ich fand den schon ziemlich gruselig.

00:27:21: Frank Zirpins Das Böse hat ja auch eine Faszination. Ich habe jemanden getroffen, der diese Faszination auch nachvollziehen kann. Also es gibt ganz, ganz viele, die das nachvollziehen können. Die 501. Legion, das ist so ein Kostüm-Club, der ist weltweit aufgestellt und da darf man rein, wenn man ein originalgetreu gestaltetes Star Wars Kostüm hat. Also nicht einfach nur irgendwie so ein Umhang, sondern man muss schon ordentlich nähen und den richtigen Stoff nehmen und so was. Und die 501 Legion, die nimmt zum Beispiel nur Schurken oder so Halbwelt in sich auf. Also mit so einem Rebellen Kostüm kommt man da nicht rein. Dafür gibt es ein anderes Kostüm Club.

00:28:01: Marko Siehst du, das ist das Ding für dich. Aber so, da kannst du hingehen. Martin, die sagen, das sind so gut. Weiß ich gar nicht die Bösen. Ich ich.

00:28:08: Martin ich bin gar nicht so gut mit Nadel und Faden. Aber ja, das wäre das.

00:28:13: Frank Zirpins Das sind total nette Leute, tatsächlich.

00:28:14: Marko Du hast die getroffen?

00:28:14: Baumgarth Jochen Till, mit dem hab ich gesprochen, der ist Pressesprecher der German Garrison.

00:28:21: Marko Die 509. Legion hat auch einen Pressesprecher?

00:28:24: Frank Zirpins 501. Ja. klar, haben die einen Pressesprecher. Ähm, die machen natürlich Auftritte in Einkaufszentren. Die gehen aber auch zum Beispiel zu kranken Kindern, die im Krankenhaus liegen und die große Star Wars Fans sind und.

00:28:36: Marko Und erschrecken die.

00:28:36: Frank Zirpins Die erschrecken die nicht, weil die Kinder, die finden das gut, wenn der Stormtrooper der Original aussieht. Das ist ja schon ein tolles Kostüm, wenn der vorbei guckt und irgendwie mal ein bisschen Licht in den Alltag bringt.

00:28:48: Marko Die dunkle Seite der Macht bringt Licht in den Alltag.

00:28:51: Frank Zirpins Die dunkle Seite kann Licht spenden. Natürlich. Unterschätzen Sie nicht die Kraft. Können wir mal reinhören?

00:29:00: Martin Dann hören wir mal rein.

00:29:01: Jochen Till Ich glaube, jeder, der eine gesteigerte Begeisterung hat für Star Wars, hat irgendwo halt als Kind oder in jungen Jahren das erste Mal Kontakt gehabt. Ich bin auch schon alt genug, um die klassische Trilogie damals noch im Kino miterlebt zu haben und war damals schon ein großer Fan. Wie man das halt so war als Kind, hatte die ganzen Spielsachen. Und so weiter. Und dann ging das, ja über die Jahre dann auch mal wieder so ein bisschen weg. Da kommt dann halt das normale Leben dazwischen, mit Schule, Studium, Familie. Und so weiter. Und dann irgendwann war meine Tochter in dem Alter, wo Star Wars auch für sie wieder ein Thema war. Und wir waren zusammen auf einer Veranstaltung, auf der die German Garrison aufgetreten ist. Das war 2016. Und das hat meiner Tochter einfach so viel Spaß gemacht, dass sie gesagt hat, das findet sie so toll, da würde sie gerne mitmachen.

00:29:52: Frank Zirpins Das heißt, man sieht, die nächste Generation steht dann immer in den Startlöchern. Das ist also Generationen übergreifend und jede Generation hat sozusagen ein eigenes Star Wars.

00:30:00: Marko So, aber ist ein Mädchen. Bis jetzt, man muss es ja sagen, ich hatte immer ein bisschen das Gefühl gehabt ist so eine Jungs-Sache.

00:30:07: Frank Zirpins Ja,.

00:30:07: Marko Ist ja auch vom Frauenbild ziemlich klar. Prinzessin Leia ist ja ja mit ihren blöden Schnecken an Ohren und so, das ist ja die sieht ja schon blöd aus. Und eigentlich. Ja, ja und die kämpft ja auch gar nicht richtig mit.

00:30:20: Frank Zirpins Die macht schon richtig mit.

00:30:22: Marko Und hat sie ein Lichtschwert?

00:30:24: Frank Zirpins Die hat kein Lichtschwert, aber die ist ja auch kein Jedi.

00:30:26: Marko Bitte: Damit haben wir die Sache doch schon geklärt.

00:30:27: Frank Zirpins Na eben nicht. Nein.

00:30:29: Marko Dann schießt die vielleicht zweimal. Wahrscheinlich daneben.

00:30:31: Marko Nein, die schiebt den Blaster weg, weil der so lausig schießt. So. Gib mal her, das Ding und feuert.

00:30:38: Marko Aber ist das einzige weibliche Personal.

00:30:44: Martin Frauen kommen sonst nicht wirklich vor.

00:30:46: Marko Nicht wirklich.

00:30:46: Martin Aber das hat sich natürlich in den letzten 45 Jahren deutlich gewandelt. Also wenn man die neueren Filme sieht, dann haben die tragenden Rollen, jetzt in der letzten Trilogie, war es ja nun mal eine weiblicher, quasi ein weiblicher Luke Skywalker, der die Hauptrolle gespielt hat.

00:31:02: Frank Zirpins Das ist richtig, denn wir haben immer mehr, je länger das läuft, desto stärker werden die Frauengestalten, desto...

00:31:11: Martin Also sogar so weit, dass man sagen kann: Die meisten männlichen Figuren wie dieser Kylo Ren sind ja eher Deppen Figuren.

00:31:18: Frank Zirpins Kylo Ren ist jetzt gerade nicht so eine Deppen Figur, finde ich, weil das ein guter Schurke ist eigentlich, der aber für die Millennials, die mittlerweile Star Wars gucken, auch eine ironische Brechung mitbringt. Das ist ja eine ironische Brechung, gibt es ja bei Star Wars am Anfang nicht. Das ist ja eins zu eins und ernst.

00:31:37: Martin Die Faszination über die Generationen hinweg, wie auch immer, ist jedenfalls so, dass die Leute eben nicht nur in die Kinos rennen und sich die Serien angucken, sondern da Teil werden wollen. Wirklich im wahrsten Sinne des Wortes, indem sie sich in diese Uniformen reinwerfen, die sie sich selber genäht haben.

00:31:55: Martin Genau. Und das ist ganz, ganz lustig, weil die Uniformen aus der ersten Trilogie, die 1977 gestartet ist, die kannst du dir alle nähen, weil der Film ist komplett analog hergestellt. Da ist ja nichts, was nicht irgendwie auch wirklich physisch existiert. Dann gab es Ende der 90er, ums Jahr 2000 gab es die zweite Trilogie, die Prequel-Trilogie, die also vor diesen Filmen spielt, wie wir erfahren, wie aus Anakin Skywalker der böse Darth Vader geworden ist.

00:32:24: Marko Also Leute, die die alte Trilogie gut finden, finden die neue auch gut. Nee, die finde.

00:32:28: Frank Zirpins Die finden die neue eigentlich nicht so gut, das ist aus der Frühphase der digitalen Bilder- Maschine eigentlich, und das ist nicht gut gealtert und es macht den Kostüm Club Jungs und Mädels, macht es totale Schwierigkeiten, etwas nachzunähen, weil es niemals genäht worden ist. Es gibt kein Kostüm, es ist alles am Computer entstanden und deswegen weiß man nicht wie muss der Stoff fallen? Wie ist da der Faltenwurf? Was für Material könnte das möglicherweise sein?

00:32:56: Marko In der Regel steckt ja dann auch kein Mensch mehr da drin. Ich habe die Bilder dieser Roboter Armee vor Augen. Die rollen da so hin... Als Stormtrooper war das natürlich irgendwie schon...

00:33:10: Frank Zirpins Deswegen gibt es die Diskussion zwischen den verschiedenen Stadien der Entwicklung der Star Wars Trilogie. Da können wir uns noch mal was von Jochen Till anhören, der ha da auch noch eine Meinung zu zu sagen.

00:33:19: Jochen Till Ich glaube, man kann aus heutiger Sicht einfach sagen, dass halt jede Generation ihre eigene Variante von Star Wars bekommt und auch schon ganz lange bekommen hat. Und das führt natürlich auch dazu, dass jetzt nicht unbedingt jede Generation immer happy mit mit den Inhalten ist, der sozusagen halt für die Jüngeren dann jetzt nachkommt, weil man einfach selber bestimmte Erinnerungen hat und mit der Serie auch Sachen verbindet, die vielleicht dann aktuell nicht mehr so gut funktionieren. Und ich glaube, da hat Star Wars einfach das gleiche Problem wie viele andere Serien und Filme, die für ein heute junges Publikum oder Jugendliche überhaupt nicht mehr spannend sind, obwohl die damals einfach ganz großartig waren. Und das ist sowohl ein Verdienst von Star Wars bzw etwas, was es sehr gut geschafft hat und aber natürlich auch für alte, eingefleischte Fans manchmal eher ein Fluch als ein Segen, dass sich die Serie halt immer wieder neu erfindet.

00:34:10: Martin Weiß man das denn, ob die alten Filme jungen Leuten heute noch gefallen? Hast du das mal deinen deinem Sohnemann vorgespielt? Darf er das gucken? Ich weiß gar nicht.

00:34:20: Frank Zirpins Ja, der darf das ein bisschen gucken. Das ist natürlich noch ein bisschen zu gruselig. Man muss an der entsprechenden Stelle...

00:34:29: Marko Ach, wie alt ist der denn?

00:34:29: Frank Zirpins Der ist 8. Da muss man an der entsprechenden Stelle schon skippen.

00:34:29: Marko Ach, da hält man das schon gut aus.

00:34:31: Frank Zirpins Ja, aber wie gesagt, die kokelnden Skelette, das ist dann schon, das ist dann schon gruselig.

00:34:38: Marko Ja klar, aber Grusel ist ja auch schön. Ohne Grusel ist es doch nix.

00:34:43: Frank Zirpins Ich würde sagen, er kommt auf seinen Vater, der die die fliegenden Raumschiffe, die aufeinander schießen, dann doch noch mal faszinierender findet.

00:34:51: Martin Hat denn der Star War's Kult auch reale Auswirkungen in der realen Welt gehabt?

00:34:57: Frank Zirpins Na das animiert Leute entweder zum Beispiel ein Kostüm anzuziehen. Es animiert auch Leute irgendwie, sich damit auseinanderzusetzen mit Raumfahrt oder so was. Also wir haben ja als Kinder auch nicht nur Star Wars geguckt, und gesagt: Cool, die schießen aufeinander und es ist irgendwie total abgedreht. So, damit kommt ja auch eine Begeisterung für andere Sachen, die im Weltall spielen. Also was wir am Anfang gehört haben: die NASA Serie, die eine Lanze für die Raumfahrt brechen möchte, dann haben wir solche Sachen wie Mondbasis Alpha eins. Ich weiß nicht, wer sich von euch noch daran erinnert. Das ist im Grunde genommen ja ein sehr, sehr friedliches Setting. Das ist eine Forschungs-Basis auf dem Mond und deren Abenteuer und Schicksale und so was. Also wie cool, eine Basis auf dem Mond, das ist ja toll, diese Welten und dieses die Final Frontier, von der bei Star Trek am Anfang immer die Rede ist, du fliegst mit dem Raumschiff auf Forschungsreise irgendwo, irgendwo hin. Das ist natürlich eine Faszination. Ich habe jemanden getroffen, der macht mittlerweile Wissenschaftskommunikation. Der erzählt ganz viel über über Physik. In Film zum Beispiel. Das guckt er sich an, Sascha Vogel heißt ja von Science Birds, auch ein Wortspiel, der ist theoretischer Physiker von Hause aus, und der hat von jungen Jahren eine Faszination für Star Wars gehabt und darüber zu dieses Kombination zu dieser Kombination Film und Wissenschaft gefunden. Und darüber ist er Physiker geworden. Das ist ein total interessanter Typ. Und natürlich hat er ein Plastik- Lichtschwert in seinem Büro, aber das ist natürlich aus Plastik und mit so einem gefrästen Alu-Griff und man kann so ein bisschen die Farbe wechseln. Das echte Ding, das so ein echter Jedi-Ritter am Gürtel haben muss, das ist natürlich eine Fantasie, er hat sich Gedanken gemacht, ob man das nachbauen kann. Es wird schwierig...

00:36:46: Sascha Vogel Es geht tatsächlich. Also es gibt physikalische Effekte, das nennt sich dann Vakuum Polarisation, das man aus dem Nichts mit genug Energie Teilchen Antiteilchen Paare erzeugen kann. Das macht man zum Beispiel am Teilchenbeschleuniger LHC, am CERN haben die das Experiment gemacht, wo die tatsächlich so intensive Strahlen erzeugt haben, dass man diesen Effekt sehen kann. Da braucht man aber, um ein Lichtschwert zu bauen. Da müsste man quasi den stärksten Laser, den wir aktuell haben, ich glaube, ich glaube 10 Milliarden Mal bauen. Also es ist relativ unwahrscheinlich, dass das jemals passiert. Und wenn es passiert, dann heizen wir die Umgebung so auf, dass da auch nichts mehr von übrig bleibt.

00:37:25: Marko Das sind ja auch so lauter, ich sag mal, anachronistische Sachen: Dass sich die Jedi Ritter mit so seltsamen Schwertern bekriegen, während die anderen einfach durch die Gegend ballern. Ist ja auch - ja halt Ritter-Roman. Aber es gibt ganz viele Dinge, wo man so denkt. So. Das ist so alles ineinander gewürfelt. Da haben diese Schleuder Katapulte - jetzt auch in den neuen Serien. Und da gibt es ja lauter Dinge, die eigentlich nicht richtig zusammenpassen. Und gleichzeitig kann man irgendwie Botschaften in 3D verschicken.

00:37:55: Frank Zirpins Ja, du kannst zum Beispiel Hologramme entstehen lassen und mit dem Imperator sprechen. Aber dafür musst du dich aus dem Asteroidenfeld raus manövrieren, weil sonst die Kommunikation gestört ist. Und natürlich gibt es individuelle Kommunikation über irgendwas gibt es gar nicht. Aber das ist ja immer. Bei Science Fiction ist immer die Frage: Was kann man sich in seiner Zeit vorstellen, wie es in einer fernen Zukunft oder in einer nahen Zukunft sein wird?

00:38:22: Martin Ja, aber es ist natürlich schon erstaunlich, dass dann so ein Wissenschafts Kommunikator, der Physik nun wirklich studiert hat und weiß, was es bräuchte, um so ein Lichtschwert zu bauen, dass der das so geil findet. Also man also es ist es, irgendwie funktioniert es. Man würde denken, dass der davor sitzt und sagt geht nicht, geht nie Überlichtgeschwindigkeit - Quatsch. Kommunikation mit jemandem der da drei Galaxien weiter ist - alles Unsinn. Woher kommt die Faszination?

00:38:52: Frank Zirpins Weil das Spaß macht, sich damit auseinanderzusetzen, was für physikalische Gegebenheiten da eigentlich gelten? Das ist ja: Du lachst dich ja, im Grunde genommen lachst du dich ja kaputt, wenn du die Aufnahmen siehst: Wie, da geht so eine Luke zu. Einfach nur so Schub klappt, Deckel aufs Raumschiff und dann fliegt das mit Lichtgeschwindigkeit irgendwo hin. Und hat es Eindämmung?

00:39:15: Marko Darüber denkst du nach, ob das Ding ne Dämmung hat?!

00:39:18: Frank Zirpins Die sitzen ja nicht mal mit einer Atemmaske dran, natürlich denke ich darüber nach. Wie soll das gehen?

00:39:22: Marko Wie alles geht? Ich meine, das ist doch Phantasie!

00:39:25: Frank Zirpins Natürlich ist es Phanatasie - aber ..

00:39:28: Marko Da kloppen sich irgendwelche Typen, die gehören zu einer Gilde, die sich nur mit Schwertern bekriegt, das sind so Ritter. Und dann gibt es die anderen, die haben noch Streu-Katapulte und der nächste baut nen Todesstern. Aber ist doch alles völlig logisch - oder...

00:39:40: Martin Es gibt auch eine ganze - wie sagt man heute Community von Leuten, die nichts anderes machen, als zu überlegen, wie denn jetzt bei Star Trek das Raumschiff Enterprise, wie da die Raumaufteilung sein müsste und wie das funktionieren könnte da mit dem Warp Drive. Und bei Star Wars ist das genauso mit den Lichtschwertern. Das gehört, glaube ich. Auch dazu.

00:40:02: Frank Zirpins Da gibt es Leute, die rechnen die Kosten aus, die der Todesstern im Bau kosten würde, verursachen würde oder wie das möglich ist. Das ist ja das Schöne daran. Das ist ja Popkultur. Es gibt dir über das einzelne Werk, den Star Wars Film hinaus, unzählige Möglichkeiten, da für dich selber anzudocken und zu sagen: Das fasziniert mich, da möchte ich was drüber machen. Das ob du das jetzt einfach nur in deiner Freizeit nutzt, ob du deine Diplomarbeit in Kulturanthropologie über das Leben der Wookiees zu Weihnachten schreibst oder was weiß ich oder über das Adels System im Outer Rim. Es ist egal. So, es ist ganz viel Angebot da und es ist sehr, sehr liebevoll gestaltet. Das muss man auch sagen. Also die Set-Designer von Star War's haben natürlich schon ganze Arbeit geleistet, die haben gesagt, da steht kein Objekt rum, das da einfach blöd rumsteht und das wir mit Farbe eingesprüht haben. Und dann ist es das halt. Das alles bekommt sozusagen eine Funktion und eine eigene Logik eingeschrieben. Wenn ich ausholen darf, dann gibt es eine lustige Geschichte: Im allerersten Star War's Film gibt es die bösen Sand-Leute. Das sind so Wüstenbewohner, die hauen mit so Holzstöcken, so großen Waffen. Da ist vorne eine Metall-Spitze dran und hinten so ein geschwungener Holz-Knopf. Damit kämpfen die, die tauchen da auf, die tauchen immer mal wieder auf, die leben auf diesen Planeten. Mittlerweile gibt es eine Serie, die handelt von Boba Fett. Das ist einer der Schurken aus den ersten drei Filmen, der fällt im dritten Film in ein Sand-Loch, da wird er von einem Wurm 1000 Jahre verdaut. So ist die Geschichte und dann ist er etwas raus. Jetzt, 45 Jahre später, gibt es eine Serie, die handelt nur von dieser Figur. Wie kommt er aus diesem Sandwurm wieder raus?

00:41:52: Marko Ah, der überlebt.

00:41:54: Frank Zirpins Ja, der schneidet sich den Weg frei oder schießt sich den Weg frei. Und dann kommt er da raus und dann landet er bei diesen Sand-Leuten. Dann merkst du halt, dass dieser ganze kultur- anthropologische Hintergrund, den George Lucas da mit reingeschrieben hat in all diesen Drehbuch Fassung, der ist natürlich immer noch da und andere Autoren bauen darauf auf. So, jetzt hat er eine Geschichte. Wie kommt dieser Mensch, der eigentlich nicht dazugehört zu dem Stamm der Sand-Leute? Wie wird der aufgenommen? Was gibt es da für Rituale? Und am Ende wandelt - es ist in einer Wüste, es ist ein Sand-Planet. Auf Tatooine - ist ein Sand-Planet. Es gibt kein Holz. Wie kommt der Krieger, der diesen Stab braucht, um in den Stamm aufgenommen zu werden, wie kommt er an das Holz? Die Geschichte ist, er bekommt so eine Eidechse in die Nase gesteckt. Dadurch wandelt er auf Traum-Pfaden. Dort steht ein Baum, von dem bricht er einen Ast ab und den muss er selber bearbeiten, polieren und diese Spitze schmieden. Und wenn er das fertig hat, dann darf er in den Stamm aufgenommen werden. Das ist sozusagen sehr, sehr runterkondensierte Kultur-Anthropologie und Ritual-Geschichte und all das ist da drin. Und es ist aber so leicht verdaulich, dass jeder damit was anfangen kann und jeder auf unterschiedlichen Niveaus damit sich auseinandersetzen kann. Und so? Genauso ist es mit der Technologie.

00:43:10: Marko Initiationsritus mit einer Eidechse in die Nase, das ist das eine. Auf der anderen Seite muss man sich dieses Weltbild mal so ein bisschen vielleicht angucken. Wir haben es da ja mit einer Kaste zu tun von Kriegern, die ja qua Vererbung sozusagen zu so einer Art, ja Super-Kämpfern werden. Das sind diese Jedi-Ritter. Also ich glaube, es gibt sogar eine Folge, wenn ich mich recht entsinne, da wird die Konzentration von irgendwelchen Körperchen im Blut gemessen, um zu gucken, ob er ein wirklicher Jedi ist.

00:43:43: Frank Zirpins Ja, das ist. Das ist schon eine der vielen seltsamen Wege dieser Prequel-Trilogie, von der schon die Rede war, die irgendwie bei den beinharten Fans irgendwie nicht gut weggekommen ist. Aber wenn ich irgendwie Anfang der 2000 da ein Kind von zehn Jahren warst, war das dein erster Kontakt mit Star Wars und dann ist es dann halt. Das ist dann deine Geschichte sozusagen. Aber ja, klar, es gibt die Macht, die alles durchströmt, die auf der guten Seite den Jedi, dem Jedi seine Kraft gibt und seine Fähigkeiten auf der bösen Seite Darth Vader und den dunklen Sith. Und in diesem.

00:44:17: Marko Aber eine fast schon genealogische Adels Nummer. Ja, also das ist keine Leistungsgesellschaft. Man wird das einfach so, man wird da reingeboren.

00:44:27: Frank Zirpins Man hat es, ne.

00:44:28: Marko Man hat es oder man hat es nicht. Also wir haben es halt nicht.

00:44:31: Marko Du hast kein Lichtschwert.

00:44:32: Martin Die Macht stark in ihm ist. Das war doch Yoda.

00:44:39: Marko Man hat es qua Geburt. Man muss dafür nichts tun.

00:44:46: Frank Zirpins Zwischendrin ist es mal wieder raus gekommen. Aber es ist eine Heilands Geschichte. Und natürlich ist man als Jedi ist man in so einer privilegierten Kaste klar. Und als - wenn man zu der dunklen Seite übergelaufen ist, dann gehört man auch zu einer privilegierten Kaste, nämlich diesem faschistischen Imperium.

00:45:02: Martin Was ist das denn für ein Bild, für ein Gesellschaftsbild, was George Lucas uns da auftischt? Schon in den ersten drei Filmen. Und die dann bis jetzt sich ausdifferenziert haben in dieser galaktischen Gesellschaft.

00:45:16: Frank Zirpins Das ist eine imperiale Geschichte, aber letzten Endes politisch ist es eine Machtergreifung. Das haben wir, glaube ich, auch schon mal erwähnt. Der böse Imperator in Werdung möchte halt die gesamte Galaxis beherrschen und dafür ist ihm jedes Mittel recht.

00:45:30: Marko Ist quasi der Adolf Hitler des Universum.

00:45:32: Frank Zirpins Man kann das so lesen, auch das ist natürlich irgendwie universell auf Superböse gegen Supergut einsetzbar. Alsao ich habe auch jetzt bei Twitter gesehen, in russischen Farben lackierten Sternen-Zerstörer als Zeichnung, so eine Flotte von Sternen-Zerstörern mit russischer Fahne an der Seite und ein X-Wing, das ist der bevorzugte Flieger der Rebellen, so ein kleiner Kampfflieger mit einer ukrainischen Fahne auf der Seite. So zack, das wird sofort verstanden. So, und das ist natürlich, das ist eine kriegerische Auseinandersetzung, die wir da sehen. Das ist ja das gerade schon gesagt George Lucas, der hat Apocalypse Now vorbereitet als diesen Vietnam-Film. Diesen sehr, sehr für das amerikanische Kino sehr, sehr wichtigen Vietnam-Film. Ein Krieg, der in der Gesellschaft nicht gut angesehen war und der natürlich auch irgendwie politisch und gesellschaftlich im Desaster geendet ist. Das ist die Zeit, als Lucas das gerade vorbereitete Star Wars und das ist natürlich der Krieg der Sterne, das ist der Krieg, den die gute Seite, mit der man sich identifiziert, unbedingt gewinnt. Gleichzeitig ist es aber auch noch mal sozusagen der Heroismus des Zweiten Weltkriegs aus amerikanischer Sicht, so, der dann noch mal wieder erlebt wird: Wir kämpfen auf der guten Seite für die gerechte Sache. Das ist hier Rolf Giesen, den wir am Anfang schon gehört haben. Der hat da eine sehr, sehr differenzierte Meinung zu.

00:46:54: Rolf Giesen Er wollte auch einen Kriegsfilm machen, er hatte Apocalypse Now aufgegeben. Das war ihm ganz wichtig. Star War's Krieg der Sterne war ein Kriegsfilm. Wir haben natürlich zwei Kriege. Zum einen, als die Dreharbeiten begannen, 1975, das war das Jahr des Vietnam Debakels. Die Amerikaner mussten sich aus Vietnam zurückziehen und es war das Ende von Richard Nixon. Richard Nixon war an sich die Blaupause für den Imperator gewesen, aber dahinter steckte noch etwas anderes. Es war tatsächlich der Zweite Weltkrieg im Weltenraum. Lucas hatte ungefähr 20 bis 25 Stunden Wochenschau-Material aus Amerika, aus Deutschland, Nazi- Wochenschauen zur Verfügung und die sichtete er und die wollte er kopieren. Es ist nicht sehr bekannt, aber es ist tatsächlich so gewesen: Die ganzen optischen Effekte wurden erst sehr viel später fertig. Da waren die ganzen real Aufnahmen schon abgedreht und keine einzige Kombinations-Aufnahme lag vor. Und er hat es tatsächlich gemacht, dass er diese Wochenschau-Szenen, also die ganzen Stukk-Aufnahmen mit Heul-Motoren, die Ernst Udet erfunden hatte. All das hat er eingeschnitten in die fehlenden Szenen. Also überall dort, wo Weltraum-Szenen sein sollten, erschienen plötzlich diese Stuka-Bilder und sie wurden dann später ersetzt. Das waren halt nur Platzhalter, sie wurden ersetzt dann durch die fertigen optischen Kombinationen.

00:48:32: Martin Also George Lucas, ein Fan des Zweiten Weltkriegs.

00:48:37: Frank Zirpins Ja, ein Fan zumindest von so Aufnahmen von Dog-Fighting, also von so Luftkämpfen. Das hat er sich angeguckt. Das war damals, glaube ich, State of the art, an den Filmschulen. Das sieht man auch schon bei Apocalypse Now, an dieser bekannten Hubschrauber Szene, wo Wagner läuft. Das ist auch im Grunde genommen eins zu eins aus einer Wochenschau importiert und George Lucas hatte eine ganz klare Vorstellung davon, wie sich das bewegen soll, wie schnell diese Kämpfe aussehen sollen. Und im Grunde genommen ist es nur Zweiter Weltkrieg. Er hat noch einen anderen Film gehabt, auch als Vorbild. Auch darüber hat Rolf Giesen mir was erzählt.

00:49:12: Rolf Giesen Die Hauptsache war die Sprengung der Möhne-Talsperre 1943 im Mai durch Lancaster Bomber. Es war der Angriff auf den Todesstern. Die Briten hatten 1955 diesen Einsatz der Royal Air Force in einem Spielfilm verarbeitet: The Dam-Busters. Und Lucas hatte Zugriff auf diesen Film und den Höhepunkt. Die Klimax von Star Wars hat er komponiert nach diesem Angriff, das heißt also die Sprengung der Möhne-Talsperre, sie muss in einem bestimmten Winkel von Sprengbomben getroffen werden. Das hat er kopiert auf den Angriff des Todessterns. Insofern können wir sagen, dass Star Wars ein sehr deutscher Kriegsfilm ist.

00:50:00: Frank Zirpins Also wir sind halt in einem Kriegsfilm, der natürlich auch so so Heroisierung-Geschichten hat. Gab's vor ein paar Jahren gab es diesen Rogue One, das hast du, glaube ich, vorhin gesagt, das ist auch noch einmal so ein lupenreiner Kriegsfilm mit Opferbereitschaft und ich weiß nicht, was der...

00:50:17: Martin ...auch so ein bisschen fragwürdige Ideologie dahinter.

00:50:19: Frank Zirpins Ja, der auch so ein bisschen auch aus der Zeit gefallen ist, in der er dann gezeigt wurde, wo man sagt, wir sind in dem postheroischen Zeitalter, und ich weiß nicht, ob das möglicherweise Leute damals angesprochen hat, Ende der 70er, so eine faschistische Ästhetik oder so was, also das ist ja diese Szene am Ende von New Hope - eine neue Hoffnung - der erste Star Wars Film: Da stehen alle Soldaten, die die Schlacht überlebt haben, stehen in Reih und Glied. Und dann werden vorne die Helden mit den Orden ausgezeichnet. Sehr, sehr altes soldatische Denken.

00:50:52: Martin Aber ist das denn ein faschistischer Film? Kann man das sagen oder ist es das ist ein Film, der Faschismus zeigt. Das ist etwas anderes.

00:51:00: Frank Zirpins Es ist ein Film, der ein faschistisches Imperium zeigt, das Macht ausübt, das Gewalt ausübt, ohne Rücksicht auf Verluste. Es ist ein Film, der zeigt, wie eine Widerstandsbewegung dagegen vorgeht.

00:51:14: Marko Die man hineingeboren wird, mit gewissen genetischen Merkmalen, die sich im Blut widerspiegeln. Ganz schön komische Mixtur - oder?

00:51:23: Frank Zirpins Zumindest in Teilen. Das ist, was du gerade gesagt hast, dieses, dass man das im Blut nachweisen kann: bei Darth Vader, dem späteren Darth Vader, Anakin Skywalker, sind die Werte so hoch wie bei noch keinem. Das ist so eine Heilands Geschichte natürlich auch ein bisschen - der Auserwählte. Auch das ist natürlich so ein Topos, das du immer wieder findest. In dem Fall ist es natürlich ein bisschen merkwürdig, da die Midichlorian-Werte im Blut nachzuweisen, die machen, wie stark man die Macht in sich spürt. Das ist auch nie wieder aufgetaucht. Es war wie eine blöde Idee.

00:51:54: Martin So quasi wissenschaftlich. Das hat nicht funktioniert.

00:51:57: Frank Zirpins Ja, er wollte da irgendwas erklären, was eigentlich seine eigene Mythologie ist. Und das geht immer schief, so was. Also das ist ja, in diesem ganzen Universum ist es ja nicht immer auch alles stringent. Es ist ja auch, manchmal gehen ja Sachen in die Hose, aber selber vielleicht doch nicht so weiter, das vergessen wir mal.

00:52:13: Martin Und das Universum wird ja immer größer, also das cinematische Universum, es wird immer größer. Da wird es ja auch immer schwieriger, das alles zusammenzuhalten, beieinander zu halten, dass das auch alles noch passt.

00:52:25: Martin Deswegen ist es so eine Vollzeitbeschäftigung, natürlich auch sowas Fan zu sein. Wenn du das alles irgendwie am Laufen halten willst, wer wann welche Stormtrooper Legion irgendwo eingesetzt hat oder wann Order 66 ausgeführt wurde und ich weiß nicht was, das auch für die Drehbucharbeiten ist das schon eine harte Herausforderung, weil....

00:52:47: Marko Order 66 heißt was?

00:52:56: Frank Zirpins Order 66 ist der Befehl, alle Jedi auszulöschen.

00:53:00: Marko Röchelnder Atem.

00:53:00: Martin Jetzt schnarchst du.

00:53:03: Frank Zirpins Order 66 - da ist Anikin Skywalker noch Anikin Skywalker und nicht Darth Vader.

00:53:06: Marko Ach so, ja. Order 66 das ist welche Folge? Ich hab doch keine Ahnung, Mann...

00:53:14: Frank Zirpins Das ist Episode 3.

00:53:15: Marko Episode drei?

00:53:16: Frank Zirpins Also der sechste Film, der herausgekommen ist.

00:53:19: Marko Wir zählen ja vier, fünf, sechs, eins, zwei, drei, sieben, acht, neun - richtig?

00:53:24: Frank Zirpins Dass die Erscheinung-Reihenfolge der Geschichten-Bestandteile genau. chronologisch.

00:53:29: Marko Hast Du das auswendig gelernt, Martin?

00:53:32: Frank Zirpins Das ist Standart, is Standart.

00:53:33: Martin So was weiß man.

00:53:42: Marko Ich sag mal: Order 66.

00:53:42: Martin Wir löschen jetzt damit mit diesem schweren Atem keine Jedi aus und auch keine Jedi Fans. Aber wir beenden mit diesem ikonischen Atmer diese Folge der Geschichtsmacher. Eine Stunde lang haben wir mit der Macht gerungen und haben Frank Zirpins hier gehabt, dem wir noch einmal ganz herzlich danken. Star-Wars-Nerd und Zeitzeichen-Autor. Vielen Dank fürs hier sein.

00:54:10: Frank Zirpins Sehr gerne, vielen Dank!

00:54:11: Marko Möge die Macht immer mit dir sein und wenn es euch gefallen hat.

00:54:15: Martin Dann sagt es Freunden, Bekannten und eurer Familie.

00:54:19: Marko Und wenn es euch nicht gefallen habt, dann sagt es doch einfach uns. Schreibt uns auf www. diegeschichtsmacher.de - oder wenn ihr ganz begeistert seid:

00:54:28: Martin Dann kommt auf steady und werdet selber Geschichtsmacher für 5 € oder 10 € im Monat. Und da könnt ihr uns unterstützen, damit wir auch in Zukunft diesen schönen Podcast machen können und vielleicht auch demnächst mal Darth Vader live und in Farbe einladen können.

00:54:46: Martin Ja, und John Williams Musik zahlen können. Bis dahin.

00:54:49: Martin Alles ist bis in 14 Tagen. Tschüss. Machts gut.

00:54:52: Alle zusammen Imperialer Marsch.

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