Götter, Krieg und Wissenschaft: Die Geschichte der Sonnenfinsternisse, Teil 1

Shownotes

Wenn im Zweistromland der Mond sich vor die Sonne schob, dann musste sich der König in acht nehmen - denn das konnte sein Todesurteil sein. Über dunkle Riten, furchteinflößende Götter-Zeichen und beleidigte Himmelswächter erzählt diese Folge des Geschichts-Podcastes.

Eine totale Sonnenfinsternis galt im Altertum in vielen Kulturen als unheilvolles Vorzeichen, wie Martin Herzog zu berichten weiß, hat er doch das Zeitzeichen zur Sonnenfinsternis des Archilochos im April des Jahres 648 vor unserer Zeitrechnung gemacht. Und weil er viel mehr Wissen zusammengetragen hat als Marko Rösseler in einer Folge ertragen kann, bestreitet er gleich zwei Episoden dieses Geschichts-Podcasts.

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Weitere wichtige Links: Hier geht es zu Martins WDR-Zeitzeichen über die Sonnenfinsternis des Archilochos.

Dem antiken Dichter hat unser verehrter Sprecherkollege Thomas Krause seine Stimme geliehen, und das auf Altgriechisch. Zu seiner (deutschen) Homepage geht es hier lang.

Transkript anzeigen

Die Geschichtsmacher Sonnenfinsternis, Teil 1

00:00:05: Marko Boah - haste Grusel-Mucke gemacht.

00:00:08: Martin Ja, da habe ich tief in die Bontempi-Orgel gegriffen dafür. Es geht ins alte Griechenland.

00:00:25: Krause Deklamiert auf Griechisch

00:00:26: Marko Wir kann denn hier Altgriechisch oder ist es doch - Griechisch?

00:00:31: Martin Altgriechisch - das ist der Kollege Thomas Krause zu.

00:00:34: Krause Acht.

00:00:35: Marko Ach, der Kollege Krause, der kann Altgriechisch...

00:00:36: Martin Der kann Altgriechisch.

00:00:36: Krause Deklamiert weiter auf Griechisch.

00:00:41: Martin Hier Deutsche Übersetzung - lies mal.

00:00:48: Marko Nichts kann mich noch überraschen. Auf nichts kann ich noch schwören, noch mich wundern, da der Vater des Himmels Höhen, Zeus, aus dem Mittag Nacht gemacht und das helle Sonnenlicht zugedeckt und die Menschen kaltes Grauen befallen hat. Seitdem scheint den Menschen alles möglich. Niemand wundere sich von euch, wenn er mit eigenem Auge sieht, wenn etwa des Waldes Tiere mit Delphinen in der See ihre Weide tauschen, wenn sie Lärm und Schwall der Meeresflut festem Lande vorziehen, diesen wiederum Berg und Wald gefällt.

00:01:31: Martin Ja, Fische bevölkern die Wiesen, Rehe siedeln ins Meer über. So dichtet der Dichter Archilochos.

00:01:39: Marko Ach...

00:01:40: Martin Wenn selbst die Sonne mitten am Tag verschwindet, dann ist nichts unmöglich.

00:01:45: Marko Willkommen bei...

00:01:46: Intro Die Geschichtsmacher. Von den Autorinnen und Autoren des Zeit Zeichens.

00:02:03: Marko Dass der hochgeschätzte Kollege Thomas Krause Griechisch kann: Ich hätte es nicht gewusst. Er hat heute noch für mich für ein Zeitzeichen gesprochen.

00:02:10: Martin Schau mal an.

00:02:11: Marko Aber für dich hat er offenbar auch auf Altgriechisch gesprochen.

00:02:14: Martin Ja, und nicht nur gesprochen, sondern weil das bei ihm auch schon ein paar Takte her ist, hat er seinen Altgriechisch-Lehrer aktiviert und der ist mittlerweile nicht nur pensioniert, sondern auch schon länger in Pension. Und der hat dann, als der Thomas Krause das für mich eingesprochen hat, sozusagen Regie geführt und hat darauf geachtet, dass das auch ja alles korrekt ist, was der Thomas Krause da auf Altgriechisch vorträgt.

00:02:39: Marko Und wozu hast du das gebraucht?

00:02:41: Martin Das habe ich gebraucht für ein Zeitzeichen über die Sonnenfinsternis des Archilochos, die da stattfand im Jahre 648 vor Christus.

00:02:52: Marko Also exakt vor 2670 Jahren.

00:02:55: Martin Das hast du jetzt sehr schön, sehr schnell im Kopf ausgerechnet.

00:02:58: Marko Ich habe das Zeitzeichen doch gehört. Das hast du schön gemacht. Also dieser Archilochos, der hat sich das angeguckt wie die Sonne, nein: Wie der Mond sich vor die Sonne schiebt. Das ist ja so.

00:03:09: Martin So funktioniert eine Sonnenfinsternis.

00:03:10: Marko Das muss man vielleicht erstmal festhalten, ja: Mond vor Sonne - Sonnenfinsternis.

00:03:15: Martin Ja, kommt relativ selten vor. Es kommt regelmäßig vor - zweimal im Jahr - aber dummerweise immer an anderen Orten. Und deswegen ist das so eine Sache, die man relativ selten normalerweise in einem Leben erlebt. Wir werden auf jeden Fall heute uns um die Bedeutung und um die Deutung von Sonnenfinsternissen im Allgemeinen, in Griechenland, im alten China und in Babylonien kümmern. Denn in all diesen Hochkulturen - und ich glaube, in jeder Hochkultur - war die Beobachtung und Deutung von Sonnenfinsternissen und vor allen Dingen auch die Voraussage natürlich keine Frage von rein wissenschaftlicher Neugier oder so, was man gerne mal macht, sondern das war politisch enorm wichtig und sogar bisweilen eine Frage auf Leben und Tod. Wenn es nämlich um das Leben des Herrschers ging.

00:04:04: Marko Also eine Sonnenfinsternis auf Leben und Tod, Das haben wir heute nicht mehr. Über welche Zeit reden wir da, wenn du darüber sprichst?

00:04:10: Martin Wir reden bei den Chinesen um das späte dritte Jahrtausend vor Christus. Also lang, lang ist es her, das heißt 4000 Jahre mindestens. Bei den Babyloniern reden wir über das zweite Jahrtausend vor Christus. Da haben die angefangen mit Beobachtung von Sonnenfinsternissen, und das auch schon sehr ausgefeilt getan. Und Griechenland war das erstes Jahrtausend, und da ist die Sonnenfinsternis aus Archilochos die erste gewesen, von der wir wissen, und zwar am 6. April 648 vor Christus. Wie du eben schon richtig gesagt hast, vor 2670 Jahren ist das gewesen.

00:04:42: Marko Warum wissen wir so genau, wann diese Sonnenfinsternis war? Wir können ja Sonnenfinsternisse berechnen offensichtlich. Das haben wir offenbar mit den Jahrtausenden so gelernt. Ab wann wir es können, wirst du uns wahrscheinlich in dieser Folge der Geschichtsmacher erzählen.

00:04:56: Martin Ja, nicht in diesem Teil, sondern im nächsten Teil. Da werden wir dann genau darüber sprechen, wie das überhaupt geht, wie man so etwas berechnen kann und ab wann das möglich war. Auf jeden Fall kann man das heute berechnen, und zwar auf eben genau den Tag. Das sagt jedenfalls Kai Trampedach, der ist Professor für Alte Geschichte an der Uni Heidelberg...

00:05:15: Marko Den hast Du getroffen für das Zeitzeichen.

00:05:17: Martin Den habe ich getroffen, interviewt für das Zeitzeichen damals. Und ja, der sagt: Berechnen lässt sich das alles ganz prima. Heutige, künftige und eben auch vergangene Sonnenfinsternisse.

00:05:29: Prof. Trampedach Man hat also geschaut im Horizont der Lebensdaten des Archilochos: Welche Sonnenfinsternis kommt da in Frage? Und da ist dann die plausibelste Ansetzung eben die, dass es sich um eine totale Sonnenfinsternis auf Thassos am 6. April 648 vor Christus gehandelt hat, die um 9:54 eintrat. So genau kann man das also im Rückblick feststellen. Das Problem ist: Archilochos Lebensdaten sind nicht sicher überliefert. Wir können das auch nur so ungefähr sagen. Es gibt auch andere Finsternisse, die zumindest theoretisch in Frage kommen könnten, aber die wahrscheinlichste Ansetzung ist diese und dann wäre es das erste sichere Datum der griechischen Geschichte überhaupt.

00:06:22: Martin Und das wäre die Antwort auf die Frage, warum ich dieses Zeitzeichen gemacht habe. Eine Sonnenfinsternis als frühestes Datum der griechischen Geschichte überhaupt. Das ist ein Glücksfall, dass sich das so bestimmen lässt. So hilft heute die Astronomie sozusagen der Geschichtsforschung. Denn klar: Der Archilochos, der hat sein Gedicht damals geschrieben, aber er hat kein Datum da dran geschrieben.

00:06:43: Marko Aber man geht davon aus - als er es geschrieben hat, war das unter dem direkten Einfluss und unter der direkten Impression dieser Sonnenfinsternis?

00:06:54: Martin Ja, das ist im Prinzip die Sonnenfinsternis, die überhaupt nur in Frage kommt. Und es gibt da so ein paar Ungereimtheiten, weil der Archilochos da ist von Mittags die Rede. Aber jetzt hat uns ja der Professor gerade gesagt 9:54 Das ist jetzt nicht direkt Mittag.

00:07:10: Marko Also die frühstücken etwas früher, die Griechen, und haben wir auch früher Mittag.

00:07:13: Martin Man weiß auch nicht so ganz genau, wie das so immer ist. Es passt dann nicht ganz hundertprozentig. Aber das ist das, was wohl so am wahrscheinlichsten ist. Und so etwas ist natürlich super für Historiker, weil die dann eben alle möglichen anderen Texte danach sortieren können. Also wenn das ein fixes Datum ist, dann ist das sozusagen so eine Art Leit-Fossil für die Bestimmung von allen möglichen Texten.

00:07:38: Marko Die Sonne als Fixstern im Planetarium der Datierung.

00:07:42: Martin Das hast du sehr schön gesagt, Marko.

00:07:48: Marko Jetzt ist natürlich die Frage, wenn die Griechen so was sehen, eine Sonnenfinsternis. Er interpretiert da ja viele Dinge rein. Die Meeressäuger kommen an Land, die Landtiere gehen ins Wasser. Das wird ja wahrscheinlich nicht passiert sein. Was bedeutet den Griechen eine solche Sonnenfinsternis?

00:08:05: Martin Ja, genau damit hat sich Kai Trampedach auch beschäftigt: mit der Bedeutung von solchen Sonnenfinsternissen und mit der Bedeutung überhaupt von allen möglichen Götter-Zeichen, also Erdbeben, Überschwemmungen, Blitz und Donner, Seuchen, also alles was die Menschheit so an Übel befällt.

00:08:21: Marko Wir reden immer über Katastrophen.

00:08:23: Martin Ja, das sind eigentlich immer, ja sind eigentlich immer Katastrophen gewesen.

00:08:27: Marko Wobei man ja sagen muss: Eine Sonnenfinsternis ist ja erst mal nichts Schlimmes.

00:08:31: Martin Ja, man könnte es auch positiv deuten, aber es wurde immer negativ gesehen. Also wenn mitten am Tag das Licht und die Wärme ausfällt, dann wurde das als negativ empfunden. Das wurde nie als irgendetwas Positives gesehen. Auf jeden Fall war dann die Frage: Ja, was heißt es denn? Und damit hat sich Kai Trampedach in seiner Habilitationsschrift beschäftigt mit antiker Mantik. So heißt das.

00:08:55: Marko Mantik?

00:08:55: Martin Also die Deutung von Göttern-Zeichen und darin eben auch mit Sonnenfinsternissen.

00:09:03: Prof. Trampedach Eine Sonnenfinsternis ist ein sehr mächtiges Zeichen. Es unterbricht den natürlichen Lauf der Dinge, und das verursacht Furcht in Gesellschaften, die sich diese Unterbrechung der normalen Zeitläufte nicht erklären können. Man hat das sehr ernst genommen. Ja, also wenn man davon ausgeht, dass sich die Götter um die Menschen kümmern, dass sie tatsächlich auch aus Wohlwollen den Menschen hin und wieder Winke zukommen lassen, dann mussten diese Zeichen von großer Bedeutung sein und man musste versuchen zu verstehen, was sie jeweils sagen wollen. Bei Zeichen wie den Finsternissen ist es ja so - oder Erdbeben fallen vielleicht auch in diese Kategorie oder auch Blitz und Donner, vor allem, wenn sie unerwartet kommen. Wir sprechen ja auch heute noch vom Blitz aus heiterem Himmel. Das sind natürlich schon Zeichen, an denen kann niemand vorbeigehen. Also die Zeichenhaftigkeit dieser Ereignisse ist völlig unumstritten. Und je nachdem, welche Situation gerade abläuft, also etwa im Zusammenhang mit einer Schlacht oder auf einem Feldzug oder während einer Volksversammlung oder während eines Opfers, also in sogenannten ominösen Situationen, ja, ist es klar, dass die Zeichen sich darauf beziehen und gedeutet werden müssen.

00:10:29: Martin Also eine ernste Angelegenheit, diese Götter Zeichen, die sollte man dann eben nicht auf die leichte Schulter nehmen.

00:10:35: Martin Und Sonnenfinsternisse sind immer ein Zeichen für drohendes Unheil.

00:10:39: Martin Ja.

00:10:39: Marko Es gibt niemanden, der nicht auch sagt: Schön! Endlich mal Schatten, oder - ne?

00:10:42: Martin Nein, nicht die einzige Möglichkeit, das positiv zu deuten, wäre zu sagen zum Beispiel in einer Schlacht: Ja, das ist jetzt nicht für uns das negative Zeichen, sondern für die Gegner. Also das sind die anderen. Und das ist natürlich auch wie immer bei solchen Vorzeichen, bei solchen Dingen, die nicht ganz eindeutig sind, ist das natürlich genau der Punkt. Man hat einen Interpretationsspielraum und der wurde natürlich auch genutzt, das ist klar. Und natürlich ganz besonders beeindruckend waren die Sonnenfinsternisse. Und deswegen berichten auch griechische Dichter immer wieder über Sonnenfinsternisse. Thukydides zum Beispiel in der Einleitung zum Peloponnesischen Krieg. Der schreibt über alle möglichen Vorzeichen. Wollen wir da den Kollegen Krause noch mal hören? Auf Griechisch?

00:11:30: Marko Wir hören Kollegen Krause so gern auf Griechisch.

00:11:32: Krause Deklamiert auf Griechisch

00:11:49: Marko Jetzt muss ich es wieder versauen, indem ich es übersetze, ja.

00:11:51: Martin Ja, bitte. Doch, Herr.

00:11:53: Krause deklamiert auf Griechisch

00:11:54: Marko Was man früher nur vom Hörensagen kannte, tatsächlich aber selten bestätigt fand, wurde berichtet. Erdbeben, die den größten Teil der Erde zugleich mit ungewohnter Wucht heimsuchten. Sonnenfinsternisse, die sich häufiger ereigneten als aus früheren Zeiten überliefert wird. Dazu manchenorts große Dürren und ihnen folgend Hungersnöte und schließlich die Seuche. Alles dies brach zugleich mit diesem Krieg über sie hinein.

00:12:26: Martin Ja, also da kündigt sich so einiges an, und schon im ersten Kapitel seines Peloponnesischen Krieges, im ersten Kriegsjahr, kommt die Sonnenfinsternis.

00:12:37: Marko Der Peloponnesische Krieg muss den Griechen ja auch vorgekommen sein wie ein Weltkrieg. Es geht ja sozusagen ums Ganze.

00:12:43: Martin Um die alte Welt sozusagen. Genau. Aber da wärst Du wieder...

00:12:47: Marko Ach, ich muss wieder. Ja. Im selben Sommer, zur Zeit des Neumondes, verschwand die Sonne am Nachmittag und wurde wieder voll, nachdem sie mondförmig geworden war und einige Sterne hervorgetreten waren.

00:13:02: Martin Und diese Sonnenfinsternis kommt nicht nur einmal vor, sondern tatsächlich mehrmals, wird immer wieder erwähnt von Thukydides.

00:13:09: Prof. Trampedach Diese Häufung, die Thukydides feststellt, soll den Leser auf die Bedeutung des irdischen Geschehens hinweisen. Er benutzt das, um zu zeigen, wie wichtig dieser Krieg gewesen ist, dass eben sogar Götter darauf reagiert haben. Und wenn dann im Laufe des Kriegsgeschehens immer wieder solche einzelnen Ereignisse erwähnt werden, dann dient das eben dazu, kurz in der Erzählung der Ereignisse innezuhalten und zu sagen: Hier gibt es also einen Kommentar von den Himmlischen, könnte man sagen zu dem Geschehen, der zeigt, dass jetzt ein besonders unglückverheißendes Ereignis bevorsteht.

00:13:58: Marko Es ist interessant, ist keine Einbahnstraße. Ist nicht sozusagen. Die Götter schicken eine Sonnenfinsternis und zeigen dadurch dem Menschen etwas, sondern jetzt gucken die Götter vom Olymp herunter, sehen, dass sich der Peloponnesischen Krieg da gerade ausweitet und reagieren mit einer Sonnenfinsternis.

00:14:16: Martin Ja, ja, natürlich und schicken den Menschen dadurch eine Warnung dazu, dass Unheil bevorsteht, das vielleicht auch eine Strafe der Götter ihnen droht.

00:14:28: Marko So, jetzt ist natürlich die Frage wenn bei Thukydides eine Sonnenfinsternis nach der anderen kommt, dann scheint das ja irgendwie eher in der Phantasie des Herrn Thukydides stattgefunden zu haben als in der Realität.

00:14:38: Martin Ja, und natürlich ist es auch so, dass das als literarisches Mittel genutzt wird. Von den griechischen Dichtern. Also Kai Trampedach spricht da von einem literarischen Ausrufezeichen, was gesetzt wird, um die Schicksalhaftigkeit zu betonen. Und man kann natürlich auch nicht sicher sein, dass da alle erwähnten Ereignisse, Überschwemmungen, Seuchen, Finsternisse, dass die alle auch tatsächlich stattgefunden haben, oder ob das eine nicht irgendwie der Dramatik halber einfach hinzugefügt worden ist. Aber in dem Fall stimmt es wohl, was Thukydides geschrieben hat. Also auch die Häufung der Sonnenfinsternisse, die hat tatsächlich stattgefunden. Wir haben wir gesagt: Man kann das zurückrechnen und kann gucken, was sind denn da in der Zeit für Sonnenfinsternisse passiert. Und es gab tatsächlich eine Häufung.

00:15:21: Marko Ja, weil die Götter natürlich reagiert haben.

00:15:24: Martin Ja. Genau, Ja.

00:15:26: Marko Glaubst Du nicht, ne.

00:15:26: Martin Ja, doch, doch, natürlich, selbstverständlich. In der Welt der Griechen war das natürlich definitiv so.

00:15:33: Marko Also wenn wir, wenn wir auf das heutige Leben gucken würden, dann würden wir sagen: Ja klar, in der Türkei gibt es ein Erdbeben, weil in der Ukraine Krieg ist.

00:15:42: Martin Ja, genau. Ja, also es muss ja irgendeinen Sinn haben. Es wird nach Bedeutung gesucht und da ist nicht zu erklären ist dieses Phänomen, wird es als Zeichen der Götter gedeutet. Ganz klar, es muss dann einen Zusammenhang geben und der wird definitiv auch hergestellt.

00:15:58: Martin Es ist das Bemühen der Menschen, den Dingen Sinn zu geben.

00:16:01: Martin Genau. Und bei allem Furcht und Schrecknis, was diese Zeichen und eben auch so eine furchteinflößende Sonnenfinsternis mit sich bringt. Es hat auch etwas Entlastendes, wenn man weiß, dass das jetzt ein Zeichen der Götter ist. Und besonders in Kriegszeiten ist das natürlich der Fall.

00:16:21: Prof. Trampedach Die Frage nach Sicherheit stellt sich eben ganz besonders in einer von Unsicherheit geprägten Situation, das heißt etwa auf Feldzügen. Das ist ja auch das Feld, in dem wir am meisten von diesen Dingen hören, also von Vorzeichen im Zusammenhang nämlich mit Feldzügen. Und da weiß man unter antiken Bedingungen eben auch nicht, was hinter dem nächsten Hügel passieren wird. Und die existenzielle Unsicherheit ist besonders ausgeprägt. Und dann liegt es nahe, dass, wenn man an Götter glaubt, wenn man daran glaubt, dass es höhere Mächte gibt, die das Geschehen auf der Erde beeinflussen, dass man in solchen Situationen dann genau darauf achtet. Ja, und deswegen fallen auch in solchen Zusammenhängen solche Zeichen besonders auf.

00:17:11: Martin Und dann muss das gedeutet werden. Und das schafft dann eben, wenn man weiß, was es zu bedeuten hat, Sicherheit in unsicheren Zeiten. Und darum geht es.

00:17:19: Marko Nun sind die Griechen ja auch große, nicht nur große Philosophen, sondern auch Naturforscher. Gab es denn auch im alten Griechenland schon Menschen, die wussten, was da genau passiert? Wenn es eine Sonnenfinsternis gibt? Wussten die, dass es der Mond ist zum Beispiel, der sich davor schiebt.

00:17:36: Martin Dass das der Mond war, der sich da vorschiebt? Das war relativ früh klar. Es war auch relativ früh klar, auch bei den Griechen schon, dass das immer um die Zeit passiert, wenn Neumond gewesen ist, dass es immer kurz vor oder kurz nach Neumond passiert eine Sonnenfinsternis. Das war bekannt. Aber es war auch kein Gegensatz dazu. Es war kein Gegensatz, dass es ein natürliches Phänomen war, aber nicht unbedingt im Widerspruch dazu, dass es ein Zeichen der Götter war, was ausgesandt wurde. Also die Sonnenfinsternis konnte natürliche Ursachen haben und trotzdem von den Göttern gesandt sein.

00:18:12: Marko Also für uns ist das heute ein Widerspruch, Wenn man eine Art Mechanik des Himmels kennt und weiß, man kann vielleicht sogar Sonnenfinsternisse berechnen, dann weiß man, dass die ja auftauchen werden. Dann ist es also kein Zeichen der Götter mehr, sondern es ist letztendlich ja etwas, wo man, wo wir mit unserem Verständnis sagen würden: Ja, wissen wir, wird jetzt auftauchen, genau.

00:18:31: Martin In unserer entzauberten Welt, wie man so schön sagt, ist das so, aber damals war das nicht unbedingt ein Widerspruch, Da konnte man das gut miteinander zusammenbringen.

00:18:39: Marko Also der Grieche konnte berechnen: Das kommt, und dann gibt es im Nachhinein noch Sinn.

00:18:43: Martin Zur Berechnung kommen wir gleich. Also so richtig berechnen konnten die das auch nicht. Da streitet man sich, wie gut die da in der Lage waren, das tatsächlich vorherzusagen. Da gibt es einige Hinweise, kommen wir gleich zu. Aber es gab auf jeden Fall auch damals schon im späteren klassischen Griechenland, so kurz vor der christlichen Zeitrechnung, gab es Leute, die durchaus gesagt haben: Das ist alles Humbug, das ist Quatsch mit den Götterzeichen. Also zur Zeit des Archilochos, im siebten Jahrhundert, da war das noch nicht so, aber so.

00:19:16: Marko Vor Christus, da muss man auch mal sagen, da liegen dann siebenhundert Jahre fast dazwischen oder 650.

00:19:22: Martin Und auch 700 Jahre griechische Wissenschaft und Fortschritt. Also zu der Zeit, als das Gedicht des Archilochos entstanden ist im siebten Jahrhundert, da gab es das sicherlich nicht. Aber später, im ersten Jahrhundert [00:19:34]vor Christus, [0.1s] da gibt es zum Beispiel den Bericht des Plutarch, der schreibt da über das Leben des Perikles. Perikles muss man vielleicht sagen Das war ein antiker Staatsmann, der im fünften Jahrhundert vor Christus gelebt hat und Förderer der griechischen Demokratie. Und über den hat Plutarch eine Biographie geschrieben, aber eben deutlich später, 400 Jahre später. Und er legt ihm jetzt so eine Anekdote vor die Füße, möchte ich sagen, wo Perikles seinen Unglauben über den göttlichen Ursprung von Sonnenfinsternissen ausdrückt.

00:20:10: Marko liest Plutarch Schon waren die Schiffe segeln fertig, schon hatte Perikles seine Triere bestiegen. Das ist ein Schiff!

00:20:17: Martin Ja.

00:20:17: Marko list Plutarch Als plötzlich das Sonnenlicht erlosch und Finsternis sich verbreitete, so dass alle sich entsetzten, denn sie sahen darin ein gewaltiges Zeichen. Also das, was wir bis jetzt beschrieben haben, die geht auf Schiff wird dunkel, heißt nichts Gutes.

00:20:32: Martin Ja, genau, und alles erstarrt in Ehrfurcht.

00:20:35: Marko liest Plutarch Als Perikles bemerkte, dass der Steuermann seines Schiffes vor Angst nicht mehr aus noch ein wusste, hielt er ihm den Mantel vor die Augen und fragte den also Verhüllten, ob er nun ein schreckliches Unglück oder das Vorzeichen eines solchen zu erleben glaube. Als der Steuermann verneinte, fuhr er fort: Wo ist denn der Unterschied zwischen dem, was hier und dem, was dort geschieht, wenn nicht darin, dass der Gegenstand, welcher die Sonne verdunkelt, größer ist als mein Mantel?

00:21:05: Marko Ach Scherz schwere Not. Also Perikles also so ungefähr so, als würde er ihm die Augen zuhalten.

00:21:11: Martin Genau.

00:21:12: Marko Was ist denn jetzt schlimmer. Ja, nun nimmt er den Mantel. Also das heißt, Perikles hat offenbar - zumindest in der Deutung von Plutarch - nicht mehr an die Magie von Sonnenfinsternissen geglaubt.

00:21:23: Martin Ja, so ist es. Wie verbreitet natürlich diese Auffassung war, auch zu Zeiten von Plutarch, dass Finsternisse reine Naturphänomene sind und jetzt doch eben nicht ein Wink der Götter. Das wissen wir natürlich nicht. Das kann man nicht sagen, wie verbreitet diese Vorstellung war. Alles nur ein Naturphänomen.

00:21:40: Marko Also ich meine, am besten ist es natürlich, wenn man ein solches Naturphänomen nicht nur zu deuten weiß, sondern wenn man es auch vorherzusagen weiß. Und da sind wir bei der Frage von eben.

00:21:50: Martin Genau.

00:21:51: Marko Also wenn Perikles sagt: Okay, da schiebt sich offenbar ein anderer Gegenstand - er meint den Mond - vor die Sonne. Guck mal, ist genauso, als wenn ich dir den Mantel vors Gesicht halte. Dann heißt das ja: Erstens - er hat diese Mechanik erst mal verstanden. Aber das zweite wäre ja: Er kann sie vielleicht sogar vorhersagen. Ab wann ist das denn möglich?

00:22:10: Martin Also das ist sehr unterschiedlich und da ist sich die Wissenschaft nicht einig, ab wann das tatsächlich möglich war in Griechenland. Glaubt man dem alten Herodot Geschichtsschreiber, dann konnten die Griechen das schon sehr früh im sechsten Jahrhundert. Das würde dann wieder zu Perikles passen. Da berichtet er von einer Sonnenfinsternis mal wieder während einer Schlacht.

00:22:30: Marko Also Herodot.

00:22:31: Martin Genau berichtet von einer Sonnenfinsternis während einer Schlacht. Und die soll nach moderner Datierung am 8. Mai 585 gewesen sein.

00:22:41: Marko Warum ist die so genau datiert?

00:22:44: Martin Na weil man alle möglichen Finsternisse nicht.

00:22:47: Marko Wegen der Sonnenfinsternis.

00:22:48: Martin Wegen der Sonnenfinsternis war es mal wieder. Wieder so ein Datum, wo man weiß, das ist da passiert, weil man das eben rückdatieren konnte auf den Tag. Und so schreibt Herodot von dieser Sonnenfinsternis.

00:23:01: Marko als Herodot Mitten im Kampf ward aus Tag auf einmal Nacht. Das Eintreten dieser Verwandlung hatte Thales von Milet vorausgesagt. Thales von Milet?

00:23:10: Martin Philosoph, Mathematiker, alter weiser Mann im alten Griechenland.

00:23:13: Marko ...und Thales hatte als Termin angesetzt dieses Jahr, in dem sie wirklich eintrat. Nicht sehr genau, aber immerhin.

00:23:23: Martin Ja.

00:23:23: Marko als Herodot Die Lüder aber und die Meder, als sie sahen, dass aus Tag Nacht geworden. Ließen ab vom Kampf und bemühten sich alle beide sehr, Frieden zu schließen miteinander. Aha. Also ein hoch gelehrter Mann des wievielten Jahrhunderts?

00:23:40: Martin Des sechsten Jahrhunderts...

00:23:41: Marko Sagt eine Sonnenfinsternis für ein Jahr genau voraus. Und zwei Kriegsparteien, Lüder und Meder, die sich gerade dabei sind, die Köpfe einzuhauen, lassen ab vom Kampf als die eintritt. Eine friedensstiftende Wirkung.

00:23:55: Martin Könnte man so sagen. Die Frage ist natürlich, ob das alles so stimmt, wie der gute Herodot das beschreibt.

00:24:02: Marko Herodot lebte wann.

00:24:04: Martin Der lebte 150 Jahre später. Also das ist von seiner Seite aus war das wahrscheinlich Hörensagen. Und dass Thales von Milet das gekonnt haben soll, ist eher zweifelhaft. Denn das Wissen seiner eigenen Epoche, das war mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so weit, dass Thales das wissen konnte, sagt jedenfalls Althistoriker Kai Trampedach.

00:24:28: Prof. Trampedach Also Thales ist natürlich eine Figur, die auch später so eine Art Gründungs Figur der Philosophie wird. Es ist schon möglich, dass man ihm hier Dinge zuschreibt, weil er eben eine so prominente Figur ist. Wenn man überlegt, wem könnte man in dieser Zeit die Vorhersage eines solchen Ereignisses zuschreiben, dann würde man vermutlich auch auf Thales kommen. Das weckt doch einigen Verdacht an der Geschichte, zumal Herodot keine Quellen nennt.

00:24:59: Martin Ja, also die Griechen waren damals offensichtlich noch nicht so weit und das ist wohl eher eine ja Ehr-Bekundung an diesen großen Weisen Thales von Milet, als dass er das tatsächlich gewusst haben könnte.

00:25:12: Marko Also noch mal Thales von Milet, sechste Jahrhundert vor Christus, Herodot 150 Jahre später, also irgendwie um 450 vor Christus, PI mal Daumen. Der kann es aber schon, das heißt dessen Zeit....

00:25:25: Martin In der Zeit scheinen die Griechen das teilweise selber entwickelt zu haben. Teilweise, das ist auch möglich, kann das rüber geschwappt sein aus dem Zweistromland, aus Mesopotamien. Da kommen wir gleich noch zu. In der Zeit waren die schon ordentlich dabei und hatten ein riesen Netzwerk schon aufgebaut, aber ich möchte lieber die.

00:25:45: Marko Also die waren weiter als die Griechen?

00:25:46: Martin Ja, viel weiter. Ich würde mal sagen anderthalb Jahrtausende weiter als die Griechen, was das betraf. Aber bevor wir zu denen kommen, würde ich ganz gerne noch einen kleinen Schlenker machen in den Fernen Osten, nach China nämlich.

00:25:59: Marko Also es reicht nicht nur von Griechenland bis an Euphrat und Tigris zu gehen, nein, wir gehen noch ein bisschen weiter und sind jetzt in China gelandet.

00:26:05: Martin Einmal weltumspannend, möchte ich fast sagen: China, genau, richtig. Die waren da schon weiter und auch wirklich Jahrtausende weiter, wenn man jedenfalls den alten Schriften traut. Da gab es den alten Glauben, dass ein Drache die Sonne verschlingt, wenn eine Sonnenfinsternis eintritt. Und das musste man entweder versuchen zu verhindern oder jedenfalls versuchen, den Drachen zu besänftigen, indem man dann laut trommelte und auch sonsten allerhand Lärm veranstaltet hat. Und das war dann sozusagen die volkstümliche Seite dieser ganzen Geschichte. Es gab aber zu dem Zeitpunkt schon im dritten Jahrtausend vor Christus gab es schon kaiserliche Astronomen, Hof-Astronomen. Und die mussten natürlich ihren Job machen und solche Sonnenfinsternisse voraussagen. Das war allerdings nicht immer der Fall. Da gibt es einen Bericht, nachzulesen im Buch der Urkunden. "Tschutsching" heißt dieses Buch und ja, den haben wir hier auch.

00:27:07: Marko liest aus dem Buch der Urkunden Aus dem Buch der Urkunden. Hier sind nun Xi und He. Sie haben zugelassen, dass ihre Tugend untergraben wird, und sind vom Alkohol besessen. Ach, Reiswein kriegt man beim Chinesen. Sie haben die Pflichten ihres Amtes verletzt und ihre Posten verlassen. Am ersten Tag des letzten Herbst Monates trafen sich Sonne und Mond nicht harmonisch. Ah - aber Sonne und Mond kein Drache.

00:27:34: Martin In den offiziellen Berichten. Es war ja das sind der Hof Astronomen gewesen und die.

00:27:39: Marko Die wissen, dass das kein Drache, dass.

00:27:40: Martin Dass das kein Drache ist.

00:27:42: Marko liest aus dem Buch der Urkunden Also am ersten Tag des letzten Herbst Monates trafen sich Sonne und Mond nicht harmonisch. Die blinden Musiker schlugen ihre Trommeln, die niederen Offiziere galoppierten und das gemeine Volk lief umher. Das heißt, die haben gemacht, was sie immer machen.

00:27:56: Martin Nämlich laut trommeln, schlagen und gucken, dass der Drache möglichst schnell die Sonne wieder hergibt.

00:28:02: Marko liest aus dem Buch der Urkunden Der XI und der He aber hörten nichts und wussten nichts. Während also das Volk Lärm macht. Und machten sich von den früheren Königen bestimmten Tod schuldig, okay, die müssen jetzt sterben. In den Statuten der Regierung heißt es, wenn sie der Zeit zuvorkommen, sollen sie ohne Gnade hingerichtet werden. Wenn sie der Zeit hinterher sind, sollen sie ohne Gnade hingerichtet werden. Das heißt, in beiden Fällen ist nicht gut.

00:28:27: Martin Also entweder wenn. Wenn Sie die Sonnenfinsternis zu früh voraussagen, dann Kopf ab. Und wenn Sie die zu spät voraussagen, auch Kopf ab. Graue Sitten sind das damals gewesen. Aber klar. Also, wenn du Angst haben muss, dass die Sonne von Drachen verschlungen wird, dann ist das natürlich auch vielleicht nicht übertrieben.

00:28:47: Marko Das heißt, das heißt, auch die Chinesen haben dieser Sonnenfinsternis offenbar irgendwelche Bedeutung zugemessen?

00:28:53: Martin Ja, sehr, sehr hohe Bedeutung offensichtlich. Wenn man da so drakonische Strafen dann für die falsche Vorhersage aufruft, dann hat das offensichtlich eine ziemlich große Bedeutung gehabt. Und was wir im Übrigen bis heute geerbt haben von diesem Mythos des Sonne-verschlingenden Drachen, das ist die Bezeichnung der Zeit zwischen den beiden Schnittstellen, wenn sich die Sonne und der Mond treffen und dann wieder treffen. Also die Zeit zwischen zwei Sonnenfinsternissen wird als drakonischer Monat bezeichnet von Drache Draco.

00:29:32: Marko Aha, also die Zeit von Sonnenfinsternis zu Sonnenfinsternis ist ein drakonischer Monat.

00:29:37: Martin Genau so heißt das bis heute.

00:29:40: Marko Der dauert dann aber mehrere Jahre.

00:29:42: Martin Ja, ja, nein. Es gibt pro Jahr zwei Sonnenfinsternisse. Auf jeden Fall. Die finden regelmäßig statt.

00:29:48: Marko So viele.

00:29:49: Ja, ja, ja. Also, das sind dann nicht immer totale Sonnenfinsternisse. Das sind dann partielle Teil-Sonnenfinsternisse. Aber es gibt immer zwei. Nur die finden natürlich an unterschiedlichen Stellen statt. Und weil die Erde natürlich zum größten Teil mit Wasser bedeckt ist, finden sie oft da statt, wo sie keiner sieht. Ah so, und deswegen ist es halt so ein seltenes Ereignis. Wenn man irgendwo lebt und nicht unbedingt durch die Weltgeschichte reist, dann so eine Sonnenfinsternis mitzuerleben. Zumal eine totale.

00:30:15: Marko Also drakonische Strafen für jemanden, der das Drakonitische ja nicht richtig vorherbestimmt im alten China. Wir reden jetzt von welcher Zeit?

00:30:24: Martin Wir reden da von ungefähr um 2000 vor Christus, und das ist die Zeit gewesen, in der es dann eben in Mesopotamien zu ja der Entwicklung einer ganzen Stern-Deutungs-Industrie gekommen ist.

00:30:40: Marko Also da sitzen die Griechen noch in Mykene, aber noch nicht mal der Kampf um Troja hat stattgefunden.

00:30:47: Marko Also auf jeden Fall sind wir zu einer Zeit weit vor dem, was wir so von Archilochos und den späteren Schreibern dann irgendwie erfahren und wo aber im Zweistromland schon eine Hochkultur herrscht. Und zu diesem Zeitpunkt hat es bereits im ganzen Land ein Sternwarten- Netz gegeben. Das lässt sich aus der überlieferten Korrespondenz schließen. Die Babylonier, Assyrer haben ja ganz fleißig Keilschrift auf Tontafeln hinterlassen, zu Tausenden, zu Zehntausenden.

00:31:18: Marko Und die haben sich ja prima erhalten wie wir wissen.

00:31:20: Martin Genau. Und von denen haben wir sehr, sehr viele. Und da gibt es eine Tontafeln, da schreibt der Gelehrte Bell Uschesieb an seinen Assyrer König.

00:31:31: Marko als Bell Uschesieb Bell Uschesieb. Wenn eine Finsternis stattfindet, aber in der Hauptstadt nicht gesehen wird, ist die Finsternis als vorbeigegangen zu betrachten. Hauptstadt bedeutet die Stadt, in der sich der König gerade aufhält. Jetzt sind überall Wolken. Ob die Finsternis stattfand oder nicht, wissen wir nicht. Der Herr aller Könige möge nach Assur und allen anderen Städten, nach Babylon, nach Nippur, nach Uruk und Borsippa schicken. Vielleicht hat man die Finsternis in diesen Städten ja gesehen. Die großen Götter, die in der Stadt des Königs, meines Herrn, wohnen, bedeckten den Himmel und zeigten die Finsternis nicht, auf dass der König wisse, dass diese Finsternis den König, meinen Herrn und sein Land nicht betrifft. Der König kann glücklich sein.

00:32:25: Marko Ach so, ja. Es ist doch eigentlich super, wenn man sich sieht.

00:32:29: Martin Wolkenverhangenen Himmel...

00:32:29: Marko Dann ist es auch gut. Dann wird es ein bisschen dunkler, aber das ist denen egal.

00:32:34: Martin Aber es zeigt natürlich, dass es offenbar in all diesen Städten Beobachtungsposten gab, von wo aus man dann eben geschaut hat, was denn so an Himmels-Phänomenen passiert und ob da Sonnenfinsternisse passieren. Und es gab dort hauptamtliche Astronomen, Astrologen, das war zu der Zeit ein und dasselbe. Und die wurden Wächter genannt, quasi verbeamtete, sehr einflussreiche Persönlichkeiten. Die haben die Himmels Ereignisse penibel aufgezeichnet, haben Listen angelegt, Tafeln, Tabellen geführt und auch Tabellen mit Deutungen. Es gibt Listen mit über 7000 Deutungen von Himmels-Ereignissen. Also was passiert da am Himmel? Was hat das zu bedeuten? Das wurde sehr, sehr kleinteilig und sehr penibel alles aufgezeichnet. Und bei Ausgrabungen hat man diese Tontafeln dann gefunden. Die sind über Jahrhunderte geführt worden. Und was wohl auch der Fall gewesen ist, ist, dass diese Sternwarten, die es in allen Landesteilen gegeben hat, ziemlich gut ausgestattet waren, finanziell einerseits und mit Technik vom Feinsten. Also die hatten da in ihren Anlagen Winkel-Messgeräte, genormte Sand- und Wasseruhren, also alles, was die antike Technologie so hergab.

00:33:50: Marko Hat man so was gefunden oder woher weiß man das?

00:33:53: Martin Das ist gefunden worden. Und diese Wächter waren sehr einflussreich und offensichtlich auch ziemlich selbstbewusst. Da ist eine Tafel überliefert. Das ist offensichtlich ein Brief an den König. Und da muss der König wohl nachgefragt haben, wie es jetzt so aussieht mit der Sonnenfinsternis.

00:34:11: Marko liest Tontafel Bezüglich der Sonnenfinsternis, über die der König mir folgendermaßen schrieb Wird sie stattfinden oder nicht? Sozusagen das Betreff der Tontafel.

00:34:19: Martin Ja.

00:34:21: Marko liest Tontafel Schicke ein entschiedenes Wort darüber, sagte jetzt hier der Sterndeuter. Eine Finsternis der Sonne sowie eine Finsternis des Mondes entgeht mir nicht.

00:34:30: Martin Ja, so, so sieht es nämlich aus.

00:34:33: Marko Ach so, OK.

00:34:33: Martin Also die waren ziemlich selbstbewusst.

00:34:35: Marko Also der sauer, weil man ihm das unterstellt offenbar.

00:34:37: Martin Klar, natürlich, dass er das nicht wissen könnte. Was jetzt natürlich so ein bisschen nahelegt, dass die damals eben auch schon wussten, dass eine Sonnenfinsternis kommen wird. Also sonst würde er eher nicht so selbstbewusst aufgetreten sein, wenn er das nicht gewusst hätte.

00:34:54: Marko Das heißt aber, die sind viel weiter und sind in der Möglichkeit der Berechnung von Sonnenfinsternissen den Griechen weit voraus. Und offenbar ist dieses Wissen mit Untergang dieser babylonischen Kulturen irgendwann verloren gegangen.

00:35:06: Martin Ja, das weiß man halt nicht, wie der Wissenstransfer so gewesen ist. Und mit der Berechnung ist das auch so eine Sache. Also man vermutet, dass die das nicht berechnet haben im eigentlichen Sinne, sondern dass die vor allen Dingen lange beobachtet haben. Ich habe ja gesagt, diese ganzen Aufzeichnungen, die die gemacht haben, das ging über Jahrhunderte, über Jahrtausende. Und wenn man das dann so lange macht und sich diese Tafeln dann anguckt, dann stellt man irgendwann fest: Ach, da gibt es ja Regelmäßigkeiten, also Regelmäßigkeiten, die jetzt nicht so wie Tag und Nacht oder der Monat, also der Mond-Umlauf oder das Jahr, sondern Regelmäßigkeiten in der Wiederkehr von zum Beispiel Sonnenfinsternissen stattfinden. Dann stellt man irgendwann fest: Ach guck mal da, alle 18 Jahre und elf, zwölf Tage, so was um den Dreh herum passiert eine Sonnenfinsternis.

00:36:00: Marko Zwischen Euphrat und Tigris?

00:36:02: Martin Genau - da in der Gegend, wo man es beobachten kann.

00:36:08: Marko Da muss man ziemlich lange beobachten.

00:36:09: Martin Genau das reicht da nicht. Wenn du das einmal den Abstand beobachtest von 18 Jahren, zweimal auch eher nicht. Aber wenn du das 4, 5, 6, 7 Mal beobachtet hast und kannst das nachvollziehen.

00:36:20: Marko Dann sind aber auch schon weit über 100 Jahre vergangen.

00:36:22: Martin Genau. Und das ist eben der Punkt. Das haben die herausgefunden. Und diese Periode von sich wiederholenden Sonnenfinsternissen, die haben sie die Saros-Periode genannt, das heißt heute noch so.

00:36:37: Marko Das heißt - heißt das was: Saros?

00:36:39: Martin Ja, das heißt was? Nämlich auf Alt-Babylonisch "Wiederholung". Ach ja, überraschenderweise.

00:36:47: Marko Das ist ja mal originell.

00:36:49: Martin Also, die Saros-Periode ist quasi die Wiederholungs-Periode.

00:36:55: Marko Okay. Und dass diese Wiederholung stattfindet: alle 18 Jahre paar Gequetschte, das ist den Babyloniern ab wann klar?

00:37:02: Martin Das wussten die Babylonier so um 800 vor Christus war denen das wohl klar?

00:37:07: Marko Das heißt so 100 150 Jahre vorher müssen sie sich diesen Luxus geleistet haben, da irgendwelche Stern-Beobachter hinzusetzen, die dann irgendwie festgestellt haben: Okay, alle 18 Jahre paar Gequetschte kommt so eine Sonnenfinsternis, mindestens.

00:37:18: Martin Vermutlich war es sogar noch deutlich länger. Ja.

00:37:21: Marko Ganz schön aufwendig.

00:37:22: Martin Ganz schön aufwendig. Also finanziell natürlich. Du musst dir dieses Heer von Wächtern, von Himmels Beobachtern überhaupt erst mal leisten können. Das ist das eine. Und zum anderen brauchst du natürlich stabile politische Verhältnisse über einen langen Zeitraum, einen deutlich längeren Zeitrahmen als die Regierungszeit eines Königs zum Beispiel. Wenn der sagt: Mich interessieren jetzt aber Sonne, Mond und Sterne und das finde ich ganz spannend. Ne, das muss über Könige hinweg und über ganze Dynastien hinweg beibehalten worden sein. Und dafür brauchst du natürlich auch das entsprechende Kleingeld.

00:37:55: Prof. Trampedach Es braucht große Ressourcen, um eine regelmäßige Himmels-Beobachtung zu realisieren, eine politische Macht, ein Zentrum, das eben Ressourcen bereitstellt, die für den Unterhalt der an diesem Prozess Beteiligten dient, aber auch für die Archive, für die Tontafeln und soweiter, die man dafür braucht, um die Ereignisse festzuhalten und weiter zu tradieren und auch, um junge Leute darin auszubilden, eines Tages auch wieder auch in diese Disziplin hineinzukommen.

00:38:34: Marko Also ein riesengroßer Aufwand, um dann ein Wissen zu generieren: Ja, womit man dann was anfangen kann? Also außer dass man natürlich weiß, okay, alle 18 Jahre und ein paar Gequetschte gibt es eine Sonnenfinsternis. Was bedeutet das?

00:38:49: Martin Ja, also es muss schon eine große Bedeutung haben, sonst würde man den Aufwand nicht betreiben. Ist schon klar. Vor allen Dingen, wenn der König dafür bezahlen muss. Und genau um den geht es nämlich. Ein Hinweis gibt da vielleicht der Ehrentitel der assyrischen Könige "Sonne von Babylon"? So ließ sich im zweiten Jahrtausend vor Christus schon der babylonische König Hammurabi von seinen Untertanen nennen, und die Nachfolger hießen "Sonnengott aller Leute".

00:39:16: Marko Okay, es heißt also Sonne und König fallen in ein.

00:39:21: Martin Das war im Prinzip der Vertreter des Sonnengottes auf Erden. Das war der babylonische König.

00:39:28: Marko Und wenn jetzt die Sonne sich verdunkelt, dann hat das für einen Sonnengott oder für den Vertreter eines Sonnengottes auf Erden wahrscheinlich sagen wir mal keine gute Bedeutung.

00:39:39: Martin Ja, dann ist der Sonnengott, der Stellvertreter auf der Erde schuld. Also der Sonnengott, der, der hieß Schamasch - Gott der Gerechtigkeit. Und der war dafür zuständig, in der Welt die Ordnung aufrechtzuerhalten, indem er eben seine Bahn einhält. Die Sonne immer auf der gleichen Bahn, Tag und Nacht immer das gleiche. Und auf die gleiche Weise war es eben die Aufgabe des Königs, die irdische Ordnung aufrechtzuerhalten. Und wenn dann irgendwie die Sonne mitten am Tag verschwindet und plötzlich weg ist, also die Ordnung, die göttliche Ordnung durcheinander gerät, dann ist das natürlich ein klarer Hinweis darauf, dass der König seinen Job nicht macht. Und dann wurde das geahndet. Und dummerweise im Zweistromland mit dem Tod.

00:40:23: Marko Aha, Moment. Also, wenn der König versagt, wird er getötet.

00:40:27: Martin Ja.

00:40:27: Marko Der König ist kein allmächtiger Mensch, sondern wenn die Sonne das Zeichen gibt, dann ist er fällig.

00:40:33: Martin Ja. So sieht es aus.

00:40:35: Marko Es ist eine feste Regel.

00:40:36: Martin Das ist ein Todesurteil für den König.

00:40:38: Marko Das stand so fest. Aber es ist natürlich jetzt blöd für den König, wenn er weiß, wenn es bereits Möglichkeiten gibt, eine Sonnenfinsternis vorherzusehen. Das heißt ja, spätestens alle 18 Jahre und ein paar Gequetschte ist der König fällig.

00:40:52: Martin Wenn man das so will: Ja, könnte man sagen. Aber wie das so ist, wenn man weiß, dass da was kommt, dann kann man natürlich vorbauen, wenn man klug ist. Und genau das haben die Könige damals nämlich gemacht. Also was machst du, wenn du weißt, da kommt eine Sonnenfinsternis und du bist fällig als König.

00:41:11: Marko Dann versuche ich es zu kaschieren. Sagen wir alle: Guckt mal in die andere Richtung. Ich weiß ja nicht, was macht man denn dann da? Ich meine, ich bin ja nun König.

00:41:19: Martin Ja, richtig.

00:41:20: Marko Ja, dann gehe ich.

00:41:24: Martin Ja, Ja, okay. Ja, genau das ist es. Du trittst zurück.

00:41:28: Marko Okay? Okay. Das ist natürlich die Möglichkeit.

00:41:30: Martin Du trittst zurück. Das ist ziemlich schräg. Aber das wäre die Möglichkeit. Da gibt es eben auch Dokumente darüber, unter anderem die Nachricht eines königlichen Beraters an seinen Dienstherrn, also an seinen König. Lies mal!

00:41:45: Marko liest Tontafel Am 29. Tag fand eine Sonnenfinsternis statt. Ein diesbezügliches Löse-Ritual werden wir durchführen. Jemand sollte auf dem Thron sitzen und so das dir anhaftende Unheil wegheben. Ja, Mann, Martin. Komm mal hierher. Ich habe einen schönen Sessel. Setz dich doch mal machen. Das machen die freiwillig.

00:42:07: Martin Das ist genau der Punkt. Und ja, es scheint auch tatsächlich - zumindest teilweise - freiwillig geschehen zu sein. Also das Ganze lief so, also wenn so eine Sonnenfinsternis stattfand, dann trat der König formal von seinem Amt zurück. Der hat dann gesagt: So, ich lass das jetzt hier mal alles, ich lege auch meine Kleider ab. Der hat dann Bettler-Kleidung angelegt und hat dann diverse Bet- und Buß- und Sühne-Rituale durchgeführt, hat aber die Amtsgeschäfte weiterbetrieben im Hintergrund. So. Und währenddessen wurde dann ein Ersatz-König - hieß auch so - "Ersatz König" auf den Thron gesetzt.

00:42:46: Marko Der Depp.

00:42:46: Martin Ja, der wurde dann so richtig ins Amt eingeführt und mit allem Zipp und Feuerstein. Alle Königs- Insignien bekam der und durfte dann seine Zeit auf dem Thron genießen, die allerdings nicht allzu lange war. Die war maximal 100 Tage lang und in dieser Zeit gab es dann ein weiteres Ritual, dass nämlich ihm alles angehängt wurde, im wahrsten Sinne des Wortes, was so an dunklen Vorzeichen und und drohendem Unheil im Land passierte.

00:43:18: Marko Also so eine Art Nubbel des Zweistromland.

00:43:21: Martin Ja, also Nubbel - das muss man vielleicht für den nicht Kölner erklären. Das ist ja am Karneval die Strohpuppe, die in jeder Kneipe hängt und die all die Sünden auf sich nimmt, die in dieser Kneipe während der Karnevalszeit passiert.

00:43:33: Marko Ist alles schul.

00:43:34: Martin Der Nubbel ist alles schuld. Am Ende wird er verbrannt und alles ist vergessen und verziehen.

00:43:39: Marko Und jetzt haben wir hier einen menschlichen Nubbel. Die Babylonier haben einen menschlichen Nubbel.

00:43:45: Martin Hieß vermutlich anders. Aber ja, so was in der Art, also da wurde das dann so gemacht. Da wurde dann eben alles, was an Unheil sich ankündigte in der Zeit wurde auf Tontafeln geschrieben. Und diese Tontafeln wurden ihm dann angehängt. Er wurde tatsächlich damit beschwert an seinem Gewand und das wurde gemacht vom sogenannten Divination-Büro des Palastes. Also da gab es dann auch eine offizielle Stelle, da wurde das alles gesammelt und dann diesem Menschen, diesem König, diesem Zwischen-König oder Ersatz-König angehängt.

00:44:16: Marko Der hat jetzt ein königliches Gewand an mit lauter Tontafeln und schleppt sich so scheppernd durch die Gegend damit.

00:44:22: Martin Genau.

00:44:22: Marko Aber nicht lange, weil dann ist er fällig.

00:44:25: Martin Nach maximal 100 Tagen ging er seinem Schicksal zu, wie es in den alten Texttafeln hieß.

00:44:33: Marko Das steht da alles drin. Ich bin ganz erstaunt. Okay, ist ja okay.

00:44:38: Marko liest Tontafel Damqui, der Sohn. Spricht man das so aus? Damqui?

00:44:43: Martin Wir haben da keine Tonaufzeichnungen, also Tontafeln, aber keine Tonaufzeichnungen - Hahaha, keine Ahnung. Dumqui, Dammqui - irgendwie so.

00:44:52: Marko Dummqui, der Sohn des Schatamu von Akkad.

00:44:55: Martin Das ist ein Verwaltungsbeamter, ein hoher.

00:44:58: Marko liest Tontafel Ein Schakamo - ne, Schatamo. Dumqi, der Sohn des Schatamo von Akkad, der über Babylonien, Assyrien und alle Länder regiert hat, starb mit seiner Königin als Ersatz für den König, meinen Herren. Das heißt, eine Frau hat er auch.

00:45:13: Martin Ja, klar, die starb dann mit. Ja, ja, natürlich.

00:45:16: Marko list Tontafel Zwecks ihrer Verschonung ging er seinem Schicksal entgegen. Wir haben die Grabkammer vorbereitet. Er und seine Königin sind geschmückt und schön gemacht, und sie sind aufgebahrt, begraben und beweint worden. Die Räucher-Opfer sind dargebracht. Die Auswirkungen aller üblen Vorzeichen sind nun getilgt, denn zahlreiche Löse-Rituale und die Gebete der Schreiber sind nach allen Regeln der Kunst vollzogen.

00:45:47: Martin Ja, guck mal!

00:45:49: Marko Das heißt, sie haben diesen menschlichen Nubbel mitsamt seiner Nubbel-Frau jetzt - ja wie umgebracht schreiben Sie gar nicht, aber er ist tot.

00:45:59: Martin Und man weiß nicht ganz genau, es könnte sogar sein, dass die sich selber entleibt haben.

00:46:04: Marko Selbstmord? Ja, okay.

00:46:07: Martin Also das haben wohl auch erstaunlicherweise einige freiwillig gemacht. Es gibt wohl einige Textstellen, die darauf hindeuten, die Quellen dazu fehlen. Aber es gibt eine überlieferte Grußformel, nämlich "Möge ich als Ersatz für den König, meinen Herrn sterben". Und ja, wenn das so die Formel ist, dann kann man sich vorstellen, dass da vielleicht der eine oder andere auch gesagt hat, vielleicht auch für das ein oder andere Schöne im Jenseits, was man dann dafür bekommt, dass er für seinen König dann stirbt.

00:46:35: Marko Na ja, für Gott und Vaterland.

00:46:37: Martin Ja, ja, natürlich, genau.

00:46:38: Marko Na ja, also dann hat zumindest das Leben des Königs war damit gerettet. Kann er die nächsten 18 und ein paar gequetschte Jahre weitermachen und dann muss sich der nächste menschliche Nubbel finden.

00:46:50: Martin Genau so sieht es aus.

00:46:51: Marko Wozu Sonnenfinsternisse noch so alles gut sind, was man aus ihnen lernen kann, was man mit ihnen untersuchen kann, welche Erkenntnisse man daraus ziehen kann, das...

00:47:02: Martin erfahrt ihr im zweiten Teil unserer Folge über die Geschichte der Sonnenfinsternisse bei den Geschichtsmachern.

00:47:10: Marko Wenn euch diese Folge gefallen hat, dann sagt es allen Astrologen, Sterndeutern, Heiligen drei Königen und wer sonst noch so vorbeikommt.

00:47:18: Martin Allen Alt-Historikern, Altgriechisch-Lehrern und wen auch immer ihr mögt. Und wenn es euch nicht gefallen hat, dann sagt es bitte uns.

00:47:26: Marko ...aber bitte auch nur uns. Unter www.diegeschichtsmacher.de findet ihr auch eine Mailadresse.

00:47:34: Martin Die da lautet Kontakt@diegeschichtsmacher.de Wir freuen uns sehr über Post, über Anmerkungen und Hinweise.

00:47:43: Marko Auch über Ton-Täfelchen. Schreibt uns einfach was.

00:47:45: Martin Das waren die Geschichtsmacher für heute. Wir freuen uns auf die nächste Folge, dann wird es hier hoch-wissenschaftlich und dann erfahrt ihr auch, was denn die Sonnenfinsternis von 1919 mit einem Schweizer...

00:48:01: Marko Taschenmesser?

00:48:02: Martin Was mit einem Schweizer...

00:48:03: Marko Wurstsalat.

00:48:04: Martin Nein - Mensch. Patentamts-Angestellten zu tun hat.

00:48:11: Marko Ach so, Okay.

00:48:11: Martin Tschüss. So ist ein bisschen doof oder? Ein bisschen arg albern?

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