Gladbeck: Geiseldrama live - Teil 1

Shownotes

Ein dreistes Verbrechen - und die Nation schaut zu. Unzählige Reporter sind dabei, als die Bankräuber Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski in Gladbeck Geiseln nehmen und mit ihnen eine Odyssee durch Westdeutschland und die Niederlande beginnt. Ein Geschichtspodcast über das Versagen der Polizei, eine Presse im Blutrausch, drei Tote und zahlreiche Opfer, die bis heute nicht verstehen, wie so etwas geschehen konnte.

Zu Gast bei Martin Herzog und Marko Rösseler ist Herwig Katzer, der über das Geiseldrama ein WDR-Zeitzeichen gemacht hat und einen Zeitzeugen zum Sprechen bringen konnte, der eigentlich nicht mehr vor ein Mikrofon treten wollte: Udo Röbel stieg damals als Reporter des Kölner Boulevard-Blatts EXPRESS zu Tätern und Geiseln in den Wagen und lotste sie hinaus aus Köln.

Wichtige Links: Hier geht es zum WDR-Zeitzeichen vom 16.08.2023 "Banküberfall wird zum Gladbecker Geiseldrama" - Autor Herwig Katzer

Martin Herzog aber hat sich mit der Geiselnahme im Rahmen seiner Recherchen zu seinem Buch "GSG 9 - ein deutscher Mythos" beschäftigt. Hier geht es zum Buch) - und hier zum Hörbuch.

Eine ausführliche Online-Reportage mit vielen Details und Dokumenten über die Geiselnahme von Gladbeck hat das Redaktionsnetzwerk Deutschland erstellt (RND)

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Transkript anzeigen

GM GladbeckTeil1 DOWNMIX.wav

00:00:00: Geiselnehmer Hier ist Hans Meiser, Deutsches Fernsehen. Guten Tag. Kann ich bitte einen der Geiselgangster sprechen?

00:00:03: Geiselnehmer Wer ist da?

00:00:04: Hans Meiser Wer sind Sie denn bitte?

00:00:05: Geiselnehmer Wer wohl? Der Bankräuber.

00:00:08: Hans Meiser Bitte was?

00:00:09: Geiselnehmer Der Bankräuber.

00:00:09: Hans Meiser Sie sind der Bankräuber?

00:00:09: Geiselnehmer Ja.

00:00:09: Hans Meiser Können Sie mir sagen, welche Forderungen Sie über die 300.000 Mann hinaus stellen? Was für ein Fluchtwagen wollen Sie denn haben?

00:00:14: Geiselnehmer Dass wir die 300.000 Mark fordern, Handschellen....

00:00:20: Hans Meiser Wozu brauchen Sie denn Handschellen? Das heißt, Sie wollen Ihre Geiseln nicht freilassen, wenn Sie die Forderungen erfüllt haben zunächst?

00:00:26: Geiselnehmer Ne, stimmt nicht. Wir wollen sie mitnehmen.

00:00:27: Hans Meiser Wo wollen Sie denn hinfahren?

00:00:31: Geiselnehmer Das werde ich ihnen noch sagen.

00:00:31: Hans Meiser Nun gut, man kann Sie ja mit Hubschraubern verfolgen.

00:00:32: Geiselnehmer Gespräch zuende.

00:00:32: Marko Ein Telefonat aus dem Jahre 1988 in einer Bank in Gladbeck und der Anrufende war ein Fernsehmoderator und das Ganze war live auf Sendung im RTL-Programm.

00:00:45: Martin Und in diesem Telefonat kulminiert im Prinzip schon alles, was falsch gelaufen ist in diesen zweieinhalb, fast drei Tagen, die ganz Deutschland im Fernsehen verfolgt hat.

00:00:57: Herwig Es gab dieses Verbrechen, den Bankraub in Gladbeck. Es kamen schwere Fehler der Polizei dazu, zum Beispiel, dass sie die Telefonleitungen offen gelassen haben. Das heißt also, Hinz und Kunz konnte in der Bank anrufen. Haben die auch gemacht. Also die Essenz von dieser Geschichte ist das Polizei-Versagen, Das Versagen der moralischen Schranken, die sich die Presse normalerweise auferlegt und ein schweres Verbrechen, an dessen Ende drei Menschen tot sind.

00:01:26: Marko Herzlich willkommen...

00:01:27: Intro Bei "Die Geschichtsmacher" von Autorinnen und Autoren des Zeit Zeichens.

00:01:44: Martin Das bizarre Fiasko, in dem die Einsatzkräfte während des unverschämten Katz und Maus Spiels der Täter untergingen, wurde nur noch von der Sensationsgier der Reporter übertroffen. Während die Polizei im Blindflug agierte, waren die Medien umso näher dran, direkt am Fluchtauto. Sie hatten ihre Bilder. So stand es in der Welt vor zehn Jahren. Gute Zusammenfassung, Herwig?

00:02:06: Herwig Ja und nein, weil es gab tatsächlich gar kein Katz und Maus Spiel, das gewollt war. Die Täter, die damals die Geiseln genommen haben, waren so unberechenbar aufgrund ihrer völligen Planlosigkeit, dass dieses völlig bizarre Szenario sich entwickeln konnte. Also Absicht war das nicht, die Polizei hinters Licht zu führen, sondern die haben einfach so reagiert, wie das keiner erwartet hatte.

00:02:32: Marko Herwig Katzer, heute wieder bei uns zu Gast, sei willkommen.

00:02:36: Martin Schon zum Zweiten Mal.

00:02:37: Marko Schönen Dank! Du hast ein Zeitzeichen über das Geiseldrama von Gladbeck gemacht. Deshalb bist du heute zu Gast. Jeder, der die Geschichtsmacher kennt, weiß: Wir laden immer Autorinnen und Autoren der wunderbaren Zeitzeichen-Sendung, im Westdeutschen Rundfunk läuft die, laden wir ein, um etwas länger als die Viertelstunde, die diese Sendung dauert, über das Thema zu reden, um das sie sich da gekümmert haben. Aber diesmal habe ich es sozusagen mit zwei Experten hier am Tisch zu tun. Denn Martin hat ein Buch geschrieben über die Geschichte der GSG9. Und da spielt das Geiseldrama von Gladbeck auch in gewisser Hinsicht eine Rolle.

00:03:12: Martin Ja, da hat es so gewisse Berührungspunkte gegeben. Aber ganz am Ende dieses Geiseldramas, was dann eben ja auch wirklich tragisch zu Ende gegangen ist. Deswegen habe ich mich mit diesem Thema auch relativ intensiv beschäftigt.

00:03:24: Marko Während du, Herwig, das Zeitzeichen dazu gemacht hast: 35 Jahre Geiseldrama von Gladbeck. Alle fünf Jahre ploppt dieses Thema eigentlich hoch, weil dieses Geiseldrama ja zu den Traumata dieser Republik gehört. Was kann man darüber noch Neues berichten, wenn man zum 35 Jahrestag ein Zeitzeichen drüber macht?

00:03:44: Herwig Ja, da sind viele Wunden noch nicht verheilt. Da sind in erster Linie die Angehörigen zu nennen. Zwei der Geiseln haben ihr Leben verloren, ein 31-jähriger Polizist auf der Fahrt zum Einsatz. Und man kann sagen, dass die zweite Geisel, die bis zum Schluss in diesem Wagen mit dabei war, für ihr Leben lang traumatisiert ist, auch heute nicht mehr über dieses Verbrechen spricht. Die Angehörigen sind nach wie vor ebenfalls traumatisiert, was auch daran liegt, dass diese Bilder, die wir alle fünf Jahre dann sehen, so intensiv sind, dass sie sich eingebrannt haben auch in das Gedächtnis der deutschen Presse Geschichte, wenn man es so sagen darf.

00:04:26: Martin Eine bizarre Faszination, die von dieser Geschichte ausgeht, bei der, ja, muss man ja sagen, die halbe Nation live dabei gewesen ist.

00:04:35: Herwig Das kann man sagen. Und ich finde, dass oft die Täter so ein bisschen im Mittelpunkt stehen, weil das so eine krasse Geschichte ist und die so aufgetreten sind, wie man sich so Berufsverbrecher vorstellt, voll tätowiert, mit einer Knarre in der Hand. Die haben sich als Outlaws präsentiert. Und natürlich sind das Bilder, die einem im Kopf bleiben. Aber ich finde, man sollte auch vor allem die Angehörigen und die Opfer erst mal erwähnen.

00:05:04: Marko Du hast das Zeitzeichen zum 35. Jahrestag jetzt gemacht. In der Tat ist es ja in dieser Erinnerungskultur alle fünf Jahre wieder mal runder Geburtstag, Geiseldrama Gladbeck. Was kann man da noch mal Neues erzählen, wenn man sich so einem Thema widmet?

00:05:22: Herwig Ich glaube, man kann es heute auch unter dem Label sehen: Wie haben Medien Mitte der 80er Jahre, Ende der 80er Jahre gearbeitet? Dazu muss man sagen: Das war die Zeit, als der Privatfunk aufkam in Deutschland und da wahnsinnig viel ausprobiert wurde. Also die hatten da keine Scheu, da auch mal hin zu leuchten, wo vielleicht die öffentlich rechtlichen nicht so hingegangen sind. Und dieses Beispiel mit Hans Meiser, der in der Bank anruft und das live in so einer Sendung, während Millionen da zuschauen, ist, glaube ich, ein gutes Beispiel für diese Zeit. Vielleicht sollte man kurz über diese Zeit reden, wie das journalistisch da aussah. Mein Angang war zu schauen, Wie hat die Presse in diesem Fall reagiert? Was ist da alles schiefgegangen auf aufseiten der Presse? Warum sind diese moralischen und ethischen Grenzen, die man normalerweise auch an Pressevertreter heranträgt, warum wurden die eingerissen? Und da habe ich nach Zeitzeugen geschaut, mit denen man noch mal über diesen Fall sprechen könnte, auch aus Presse-Sicht und bin bei Udo Röbel gelandet. Der war 1988 stellvertretender Chefredakteur des Boulevardblatt Express.

00:06:34: Marko Kölner Boulevardblatt, muss man sagen.

00:06:36: Herwig Kölner Boulevardblatt, richtig. Ein Konkurrenzblatt zur Bildzeitung, die vor nix fies ist, wie wir alle wissen.

00:06:43: Marko Ganz große Buchstaben, ganz große Buchstaben auf der ersten Seite.

00:06:45: Herwig Genau, richtig. Dazu muss man aber jetzt sagen: Herr Röbel war zwar tatsächlich einer, der ganz nah dran war und auch über Grenzen hinausgegangen ist. Aber der Udo Röbel war einer bzw. ist eigentlich der einzige Journalist, der sich mit seinem Verhalten bei dieser Geiselnahme selbstkritisch auseinandergesetzt hat. Und das zwar die letzten 35 Jahre, das haben die anderen Kolleginnen und Kollegen bisher nicht geschafft.

00:07:13: Marko Und du hast ihn interviewt.

00:07:15: Herwig Ich habe ihn interviewt.

00:07:16: Martin Wie ist denn seine Position zu dem, was er damals getrieben hat? Du hast es gesagt. Er war ganz nah dran am Auto.

00:07:22: Marko Wie ganz viele. Man hat diese Bilder noch im Kopf: Ein Auto steht in der Kölner Innenstadt, umringt von Journalisten. Und einer davon war er. Aber die anderen wollen gar nicht mehr reden. Aber er tut's.

00:07:35: Herwig Genau so ist es. Und für ihn gibt es da eine Erklärung dafür.

00:07:39: Udo Röbel Das sind wir fast schon im journalistischen Bereich. Grob gesagt Das ist ja die Faszination des Bösen im Allgemeinen und nicht im Speziellen bei diesem Fall. Weil zuvor nie eine Kamera so ganz nah bis auf Zentimeter in den Gesichtern von Tätern und Opfern war.

00:08:01: Herwig Also der Udo Röbel weiß, wovon er da spricht, denn der war wirklich ganz nah dran seinerzeit, 1988. Er ging sogar so weit, dass er zu den Tätern, die damals dann in Köln gelandet sind, ins Auto gestiegen ist. Eine journalistische Grenzüberschreitung, über die er heute auch eine ganz klare Meinung hat.

00:08:22: Udo Röbel Na ja, gut, also generell ist mein Verhalten natürlich nicht zu billigen damals. Also es war ein totales Versagen nicht nur meinerseits, sondern der gesamten Medien. Aber dem Umstand geschuldet, dass wir da in einer vollkommen neuen Situation waren, auf die uns nie vorher jemand vorbereitet hatte.

00:08:41: Martin Also eine völlig neue Situation, auf die die Presse nicht vorbereitet war, aber die Polizei offensichtlich auch nicht. Was war denn eigentlich diese Situation? Wie hat das Ganze begonnen?

00:08:50: Herwig Begonnen hat das Ganze am Morgen des 16 August 1988, als zwei, ich sag es jetzt mal so Berufsverbrecher, nämlich Hans-Jürgen Rösner und Dieter Degowski, in die Deutsche Bank -Filiale in Gladbeck eingebrochen sind. Wenn man das so will. Die hatten Blaumänner an, hatten Knarren darunter und sind in diese Bank marschiert, um sie auszurauben.

00:09:15: Marko Das heißt, da war schon offen.

00:09:17: Herwig Da war schon offen - 7:55h.

00:09:20: Marko Also gerade mal so den Laden aufgemacht. Dann kam die gleich da rein.

00:09:24: Herwig Richtig. Das waren Berufsverbrecher, groß geworden zwischen Kiosk, Spielhalle, alle möglichen kleinen und größeren Ganovereien. Und da dachten die: Jetzt drehen wir mal ein richtig großes Ding und nehmen die Deutsche Bank in Gladbeck, das liegt im nördlichen Ruhrgebiet, ordentlich aus und wollten erst mal 100.000 Mark damals mitnehmen.

00:09:49: Marko Du sagst Berufsverbrecher, das heißt, die haben auch schon so eine Knast-Karriere hinter sich gehabt, oder wie muss ich mir das vorstellen?

00:09:56: Herwig Genau, die hatten beide auch Knast-Erfahrungen. Der Rösner hatte schon elf Jahre gesessen und hätte im übrigen gar nicht frei sein dürfen, denn es lagen Haftbefehl und ein Haftantrittsgebot sozusagen gegen ihn vor.

00:10:10: Marko Elf Jahre hat er hinter sich. Wie alt ist er?

00:10:12: Herwig Also der Rösner war 31 Jahre alt, das heißt, er hat ein gutes Drittel seines Lebens hinter Gittern verbracht. Und der Dieter Degowski? Da habe ich jetzt die Jahre Knast nicht zusammengezählt. Aber der war 32 Jahre alt.

00:10:25: Marko Das heißt, die beiden haben sich - wo - haben Sie im Knast kennengelernt oder woher kannten die sich?

00:10:29: Herwig Die Waren schon früher Kumpels. Also ob die sich im Knast kennengelernt habe, kann ich nicht sagen. Aber die kannten sich aus Gladbeck.

00:10:36: Marko So und die, die kommen dann am frühen Morgen in diese Bank rein und sagen erst mal: Geld her!

00:10:43: Herwig Die hatten Blaumänner an, hatten darunter die Waffen versteckt. Das heißt, die beiden Bankangestellten, die da waren, konnten die jetzt nicht sofort als Bankräuber identifizieren. Und dann haben die die Knarre rausgeholt und haben gesagt: Das ist ein Überfall, Geld her! Genau.

00:10:57: Marko Und dann haben die wahrscheinlich gehofft, dass die den Tresor aufschließen. Und dann kriegen die viel Geld. Aber so ist es nicht gekommen.

00:11:04: Herwig Nein. Es hat wohl eine Meldung an die Polizei gegeben: Ein Fahrzeug, was in der Nähe war, hatte sich gedacht, oder die Besatzung hatte sich gedacht, wir fahren da mal hin, fahren aber hinten lang. Dann können die uns nicht sehen.

00:11:16: Marko Wer die gerufen hat, weiß man nicht.

00:11:18: Herwig Ich weiß es nicht. Also wie das abgelaufen ist, wann die informiert wurden, weiß ich nicht. Also vorschriftsmäßig sind die ohne Blaulicht dahin und ohne Martinshorn. Haben sich überlegt, wir fahren hinten lang, dann können die uns nicht sehen. Aber die haben die gesehen. Und dann brach so eine kleine Eskalation aus.

00:11:37: Marko Bis dahin haben wir es also mit zwei Verbrechern zu tun, die eigentlich einen schnöden Banküberfall, Geld her und dann möglichst schnell weg, das hatten die vor. Und jetzt entwickelt sich dieses Geiseldrama.

00:11:48: Herwig Ja, sollte ein großes Ding werden für die. Und dann kommt es zu einer Eskalation. Die ballern in die Decke. Immer mehr Polizei. Die Situation spitzt sich zu, die Presse kriegt Wind davon, die sitzen in der Bank. Presse ruft an, nicht nur der Meiser. Und jetzt wird es so ein Nervenkrieg. Also die verlangen Kohle und die verlangen einen Fluchtwagen.

00:12:11: Martin Also diese ganze Geschichte zieht sich ja über den kompletten Tag. Offensichtlich die Geld-Verhandlungen und das Beschaffen des Autos, das dauert alles. Jedenfalls erst abends kommen die dann aus der Bank raus, setzen sich in das zur Verfügung gestellte Fluchtauto und dann Ja, Fluchtauto ist so ein Begriff. Also sie fliehen ja nicht. Die fahren ja einfach los.

00:12:35: Herwig Die fahren einfach los und haben offenbar auch kein Ziel. Und der Rösner kennt sich im Ruhrgebiet auch nicht wirklich aus. Aber er hat eine Freundin in Gladbeck, die Marion Löblich.

00:12:46: Marko Die kennen sich auch schon länger. Ein Paar.

00:12:48: Herwig Das ist ein Paar. Genau.

00:12:49: Marko Dann überlege er sich: Ich hol die Freundin ab!

00:12:52: Herwig Der holt die ab.

00:12:53: Martin Ja, das ist ja völlig kurios. Die fahren da kreuz und quer durch Gladbeck. Ich glaube, die haben sich auch noch vorher mit Bier versorgt und waren in diversen Kneipen, haben gegessen, sind noch an Tankstellen gewesen und haben versucht noch andere Fluchtautos zu bekommen. Das ist ja völlig absurd und die Polizei war komplett überrumpelt davon.

00:13:11: Marko Und ich frage noch mal nach: Also im Auto sitzen Rösner, Degowski, beide bewaffnet und eine zwei Geiseln.

00:13:19: Martin Zwei Geiseln - die beiden Bankangestellten, die sie von Anfang an als Geiseln genommen haben.

00:13:23: Marko Und jetzt kojückeln die durch diesen kleinen Ort da und.

00:13:26: Martin Durch das abendliche Gladbeck, jawohl. Und versuchen noch irgendwie einen anderen, ein anderes Fluchtauto zu bekommen. Weil sie wissen ja, das ist ein Polizeiwagen, der ihnen zur Verfügung gestellt worden ist, wo sie vermuten - richtigerweise - dass der auch verwanzt ist und dass es da vielleicht andere Einrichtungen gibt. Also versuchen sie, ein anderes Fluchtauto zu bekommen, und irgendwann kommen sie auf die Idee, dass es vielleicht eine schöne Sache wäre, wenn Rösner Freundin sie begleiten würde, nämlich Marion Löblich. Und holen sie ab.

00:13:51: Marko Die wohnt auch in Gladbeck.

00:13:52: Martin Die wohnt in Gladbeck. Was ich immer völlig absurd fand, ist, dass die Polizei das zwar irgendwie verfolgt hat, aber dass es da keine großartigen Maßnahmen gab. Die sind im Prinzip da umher gefahren und konnten machen, was sie wollten.

00:14:07: Marko Also ich als Laie würde mir ja vorstellen, wenn man so ein Fluchtauto übergibt und man weiß: Okay, die nehmen jetzt auch noch Geiseln mit, dann gibt es eine unzählige Armada von Fahrzeugen drumherum, die gucken, wo die bleiben und die sind ab jetzt unter Dauerbeobachtung. Aber so war das nicht.

00:14:23: Herwig Doch, doch. Die Polizei war nur der Hoffnung, dass die, wenn die sich nicht mehr verfolgt fühlen, wie sich das alles später - Ergebnisse aus einem Untersuchungsausschuss - wurde bekannt, dass die Vorgabe der Polizei war: Wir lassen die mal machen, dann lassen die schon irgendwann die Geiseln frei.

00:14:43: Marko Okay. Weil die so naiv sein sollen, dass sie glauben, wenn sie in Gladbeck um die Kurve fahren, dass irgendwie die Polizei sagt: Na, dann lassen wir sie halt laufen.

00:14:49: Herwig Genau.

00:14:50: Marko Klingt ein bisschen blöd, ne.

00:14:52: Herwig Und dann passierte noch ein sehr schwerer Fehler. An einer Tankstelle fährt ein Polizist vor - privat - und der Rösner erkennt ihn als Polizisten und sagt: Leg den Ballermann weg, ich habe ne Knarre, geht da hin, nimmt ihm die Pistole ab und noch ein Funkgerät. Was natürlich ein Desaster ist, weil die jetzt den Polizeifunk mithören können. Es ist völlig irre.

00:15:19: Marko So, und dann holen Sie die Freundin ab. Ich meine, dass diese Marion Löblich da mit ins Auto steigt. Man muss sich das ja, das ist ja schon eine eine seltsame Beziehung, ja. Stell dir vor, deine Freundin würde dich abholen und würd sagen: Pass mal auf, ich bin ja gerade in der Geiselnahme verstrickt, aber kommste mit? Macht die. Muss Liebe gewesen sein.

00:15:37: Martin Das kann man wohl so sagen. Ja, und sie kommt nicht nur mit, sondern vorher versucht sie auch noch zu schauen, wo sie vielleicht unterkommen können, die Flüchtigen. Also ihre Schwester war es, glaube ich gewesen, in Münster. Die hat ihr immer mal wieder auch finanziell ausgeholfen und die fragt sie jetzt auch an - telefonisch - und die Schwester sagt aber: nee, so. Ihr könnt bei uns nicht unterkommen, weil die das wohl offensichtlich mittlerweile auch mitbekommen hat. Und trotzdem entschließt sich dann dieses Trio mitsamt der Geiseln Richtung Münster, also erst mal Richtung Münster zu fahren und dann weiter nach Bremen. Da fragt man sich: Warum Bremen? Weil Marion Löblich da mal eine Zeit lang gewohnt hat, sich gut auskennt. Und da glaubt man offensichtlich, besser untertauchen zu können und der Polizei zu entkommen. Und deswegen geht dann die Fahrt in der Nacht zum 17. August nach Bremen.

00:16:30: Marko Immer noch mit diesen beiden Geiseln auf dem Rücksitz.

00:16:35: Herwig Und da waren die ja schon kurz vorm Nervenzusammenbruch. Also die waren beide natürlich total traumatisiert, verschreckt, in Todesangst letztendlich. Und die sind aber noch gemütlich frühstücken gegangen. In Hagen zum Beispiel.

00:16:46: Marko Ja, und das Ganze unter Drogen. Alle drei. Das muss man auch noch dazu erzählen. Das ist etwas, was oftmals bei den Darstellungen auch nicht wirklich erwähnt wird, dass die alle drei schwerst alkoholisiert waren. Also die haben sich dann an den Tanken entsprechend mit Bier vor allen Dingen versorgt und haben aber zusätzlich ein Schlafmittel zu sich genommen, was in der Kombination mit Alkohol aufputschend wirkt.

00:17:13: Marko Wussten die das?

00:17:14: Martin Das wussten die, das wussten die ganz genau. Das hatten die vorher auch schon alle sehr intensiv ausgetestet. Auch Marion Löblich hatte das vorher schon des Öfteren mal von Rösner serviert bekommen und fand die Wirkung ganz toll. Und damit haben die sich dann eben auch weiter aufgeputscht, denn die waren ja auch alle übermüdet. Nicht nur, weil die seit dem Morgen schon da unterwegs waren. Rösner und Degowski hatten in der Nacht vorher auch nicht geschlafen, das heißt, die waren schon seit - weiß ich nicht - 36 Stunden oder so zu dem Zeitpunkt wach und haben sich immer weiter hochgepusht mit Bier und eben diesem Schlafmittel.

00:17:48: Herwig Das haben die schön eingekauft mit dem Geld aus dem Bankraub.

00:17:52: Marko So, und damit kommen die dann irgendwann in Bremen an.

00:17:54: Martin Vorher noch gefrühstückt, wie du gesagt hast, unbehelligt.

00:17:59: Herwig Ganz gemütlich hab ich vorhin gesagt, das war natürlich nicht gemütlich. Die eine Geisel wollte nichts essen und der Rösner haut ihr die Speisekarte um die Ohren und sagt: Du frisst auch mit. Also, das war ein falsches Wort "gemütlich". Das wollte ich nur mal kurz korrigieren.

00:18:14: Martin Ja, und irgendwann kommen sie in Bremen an, und dort wird es dann ganz abstrus, weil Rösner und seine Freundin shoppen gehen.

00:18:25: Herwig Ja, das hatte der Rösner ihr versprochen, dass sie shoppen gehen.

00:18:31: Marko Und weil sie jetzt die 300.000 € aus der Bank haben, D-Mark aus der Bank haben.

00:18:35: Herwig Ja, und wegen der Umstände, weil das natürlich sehr unvermittelt kam, dass sie da zusteigen konnte.

00:18:40: Marko Ne, Schatz, da gehen wir aber - pass auf: Du kommst einfach mit und dann gehen wir schön shoppen in Bremen.

00:18:45: Herwig Ja, es klingt völlig irre, aber genau so war es.

00:18:48: Marko Okay. Das heißt, wenn Rösner mit seiner Freundin shoppen geht, bleibt Degowski im Auto sitzen mit den beiden Geiseln.

00:18:56: Herwig Genau so isses. Und er schläft dann auch mal ein und geht mal pinkeln. Und die Polizei greift nicht ein.

00:19:06: Marko Ach.

00:19:06: Herwig Ja-

00:19:08: Marko Das ist eigentlich unglaublich, ne!

00:19:10: Herwig Das ist unglaublich und eine der vielen Unglaublichkeit, die später in zwei Untersuchungsausschüssen über das Verhalten der Polizei, über die Einsatz Taktik zur Sprache kommen wird.

00:19:21: Marko Also man muss sich das, wenn der pinkeln geht...Wo geht er denn pinkeln? Auf eine öffentliche Toilette oder oder oder pinkelt er gegen das Auto oder...

00:19:29: Herwig Ne, der hat nicht gegen das Auto gepinkelt, sondern ist ausgestiegen und ist bis zum nächsten Gebüsch gegangen. Aber er war auf jeden Fall mehrere Minuten von den Geiseln entfernt. Die Geiseln selber haben später überlegt: Was machen wir? Springen wir da jetzt raus? Riskieren wir aber, dass der vielleicht sich umdreht und auf uns schießt. Die waren paralysiert. Die saßen da drin. Degowski ist da draußen, kommt zurück.

00:19:50: Marko Aber die Polizei muss es ja mitbekommen haben, dass der sich weit genug entfernt. Und das wäre - ja einen sichereren Moment für einen Zugriff. Hätte es wahrscheinlich nicht gegeben, oder?

00:20:00: Herwig Wahrscheinlich nicht. Also so sagt es auch der Untersuchungsausschuss.

00:20:03: Marko Warum greifen die nicht zu? Weiß man das?

00:20:07: Herwig Die Einsatzleitung lag in dem Moment auch, als die in Bremen auftauchten und die einkaufen waren, lag immer noch in Gladbeck.

00:20:16: Marko In Nordrhein Westfalen.

00:20:17: Herwig In Nordrhein Westfalen. Und die haben versucht oder die haben Fernschreiben rausgegeben, die haben telefoniert, die haben wirklich Updates gemacht und die sind jetzt da und da und da und da. Aber in Bremen die Empfänger haben das überhaupt nicht registriert. Muss man jetzt so sagen, die haben da geschlafen.

00:20:35: Martin Das heißt, vor Ort waren noch nordrhein-westfälische Kräfte, aber offensichtlich nicht genug. Die haben das Ganze observiert, aber haben nicht zugegriffen.

00:20:44: Herwig Das war ja auch so ein Grundproblem, diese Kommunikation zwischen der Leitstelle und zwischen dem Einsatz-Zentrum und so, das ging alles schief. Das war ein Problem der Kommunikation. Und dann hatten die noch das Funkgerät...

00:20:56: Marko Genau das ging auch nicht mehr. Ja, ja, ja, das kann man sich schon vorstellen. So, jetzt verstreicht dieser Moment, wo man hätte zugreifen können. Und die fahren einfach weiter. Oder was passiert?

00:21:08: Martin Irgendwann kommen Marion Löblich und der Rösner zurück mit vollen Taschen und man hat eingekauft und anschließend steigen die wieder ins Auto und fahren weiter.

00:21:19: Herwig Also zur Ehrenrettung der Polizei muss man ja auch sagen: Die haben erwartet, dass dieses Trio samt ihren Geiseln bei der Verwandtschaft von der Löblich auftaucht. Haben da auch Polizeikräfte zusammengezogen. Aber die sind da gar nicht hingefahren.

00:21:34: Marko Haben Sie sich umentschieden.

00:21:37: Herwig Was in deren Kopf vorging, das kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall sind sie irgendwann in Huckelriede und nicht in Vegesack gelandet.

00:21:44: Marko In Huckelriede...

00:21:45: Herwig Huckelriede -

00:21:46: Marko ... Ein Stadtteil von Bremen....

00:21:48: Herwig Ja, genau.

00:21:48: Martin Und. Ja, und da gibt es dann die nächste Eskalation.

00:21:52: Herwig Da würde ich kurz noch die Vorgeschichte erzählen wollen. Die wollen Kontakt zur Polizei aufnehmen, aber da geht keiner ran. Das heißt, die telefonieren von einem Kiosk aus, versuchen die Polizei zu erreichen. Nichts passiert. Die wollen einen anderen Fluchtwagen, die wollen verhandeln letztendlich. Aber die Polizei duckt sich weg in Bremen. Das war ein großes Problem. So, dann schauen die sich um und sehen dann da einen Bus stehen. Und dann gehen die da rüber und kapern diesen Linienbus. Die Polizei wusste, wo die sind. Die haben das nicht abgesperrt. Die haben den Busbahnhof nicht abgesperrt. Das kann man sich eigentlich schwer vorstellen.

00:22:31: Marko Die kapern einen Bus?

00:22:32: Herwig Einen Linienbus, der da steht, der da reingefahren kam.

00:22:36: Marko Mit mit Leuten drin?

00:22:37: Martin Über 30, und niemand verhindert es. Sie übernehmen diesen Bus, halten da Geiseln fest und geben auch noch auf diesem Parkplatz, der inzwischen sich versammelnden Pressemeute Interviews. Also die steigen aus. Im Bus ist der Degowski. Rösner geht raus, fuchtelt mit seiner Pistole rum und gibt Fernsehteams Interviews.

00:23:01: Herwig Die Polizei duckt sich weg, Habe ich vorhin schon mal erwähnt. Also übernimmt deren Job die Presse. Ein Pressefotograf wird Vermittler zwischen den Geiselnehmern und der Polizei. Aber die Polizei ist nicht da. Also der spricht dann quasi in einen Rund von Journalisten, unter denen wahrscheinlich der eine oder andere auch ein Polizist ist, und überbringt die Forderungen der Geiselnehmer. Die wollen ein Fluchtfahrzeug, was nicht verwanzt ist, die wollen natürlich freies Geleit. Und wieder passiert genau nix. Es passiert nichts. Rösner dreht in dem Moment durch, droht, bedroht ein kleines Mädchen mit der Waffe und sagt: Wenn ich jetzt nicht irgendwie mit jemandem sprechen kann, dann schließe ich die weg. Also es ist völlig bizarr, was da in Bremen passiert. Und in dem Ganzen ist die Pressemeute und interviewt die Geiselgangster ständig. In diesem Aufenthalt bei dem Busbahnhof ist die Presse quasi immer dabei, immer Kameras, immer Mikrofone.

00:24:00: Marko Wir haben jetzt den 17. August und am Abend läuft das Ganze dann schon in den Tagesthemen, damals noch mit Sabine Christiansen. So sieht es aus.

00:24:09: O-Ton Tagesthemen - Christiansen Genau wie kaltblütig die Geiselnehmer sind, zeigte sich vor gut drei Stunden. Einer der beiden Kidnapper verließ den Bus, ging auf meinen Kollegen Günther Ollendorf zu und gab in unglaublich zynischen Worten den Reportern Auskunft. Ein makabres Dokument. Die Entscheidung, dieses Interview auszustrahlen, ist uns nicht leicht gefallen. Doch wir halten es, wie gesagt, für ein Dokument.

00:24:31: Reporter Wie lange wollen Sie denn die Geschichte noch fortsetzen?

00:24:35: Rösner Na, wir werden einige Forderungen stellen. Und werden die nicht erfüllt, dann knallt es. 

00:25:01: Reporter Wollen sie das wirklich auf sich nehmen?

00:25:02: Rösner Ja, wir haben abgeschlossen mit dem Leben.

00:25:02: Reporter: Sie meinen nicht, es wäre besser aufzugeben.

00:25:02: Rösner Aufgeben auf keinen Fall. Ich kann ihnen konkret sagen, wie das dann abläuft. Dann knallt es darin und vor allem mein Kumpel ist brandgefährlich. Und das letzte ist dann diesen hier.

00:25:02: Marko Das Letzte ist dann diesen hier?

00:25:03: Martin Das Letzte ist dann diesen hier, sagt Rösner und steckt sich mit diesen Worten den Lauf seiner Pistole in seinen Mund. Also: Er würde dann Suizid begehen.

00:25:15: Marko Also die Drohung ist ziemlich klar Die wollen die Geiseln alle umbringen und am Ende sich selbst. Ja.

00:25:19: O-Ton Rösner Ja, ich habe elf Jahre Knast weg, Ich war von Anfang in Erziehungsheimen und so eine Scheiße alles. Und ich scheiß auch mein Leben. Und das meine ich ganz im Ernst.

00:25:30: Reporter: Aber die anderen, Die Unschuldigen.

00:25:34: Rösner Da kann ich nix für.

00:25:34: Reporter Wie kam so ganz spontan der Wunsch, zu viel Geld zu bekommen, oder was?

00:25:43: Rösner Ich bin von Haus aus ein Verbrecher. Also innerlich. Für mich gibt es keiin Arbeiten und auch keine Moral. Und solche Scherze, ne. Ich war elf Jahre im Knast und da konnte ich wohl schlecht lernen. Ich habe auch kein Interesse dazu gehabt, ne. Das fing so mit Kaufhausdiebstählen an, Einbruch und Körperverletzung und schwere Körperverletzung. Dann habe ich mal einen Beamten angestochen mit Messer im Hals und so - habe ich noch zweieinhalb Jahre dabei gekriegt.

00:26:13: Marko Da stellt sich einer selber dar als den großen Outlaw. Unter dem Motto: Ja, ich habe es eh alles schon hinter mir. Wir kannst du nix. Das ist Selbstdarstellung pur.

00:26:24: Herwig Berauscht von der Möglichkeit, sich da vor Kameras zu produzieren, das haben die den ganzen Nachmittag gemacht. Die haben da wirklich geübt fast, kann man sagen, bis sie diese Desperado-Rolle verinnerlicht haben. Die waren am Anfang sehr unsicher gegenüber den Reportern und das verschwand diese Unsicherheit. Die wurden immer sicherer. Und dann gipfelte das in diesen Bildern, die wir kennen und die einem, finde ich, immer noch eine Gänsehaut über den Rücken jagen.

00:26:52: Marko Was man sicher fragt ist, wie kann man es zulassen, dass da überhaupt diese ganzen Reporter so nah rankommen? Warum sperrt man das nicht großflächig ab?

00:27:02: Das gehört zu den Dingen, die, glaube ich, sich jeder fragt, der diese Bilder sieht, die sich damals auch jeder schon gefragt hat. Heute wäre das sicherlich anders. Das, glaube ich, kann man mit Sicherheit so sagen. Aber damals hat sich das natürlich auch in so einer dynamischen Situation immer weiterentwickelt. Und wenn die Reporter da einmal stehen und die Schaulustigen, da waren ja auch ganz normale Passanten dazwischen, dann kommt man da als Polizei natürlich auch nur noch schwer dazwischen. Das ist, wenn diese Interaktion, die standen ja nun direkt nebeneinander gegenüber, einmal stattfindet, dann ist es schwierig, dazwischen zu kommen.

00:27:38: Marko Der Bus bleibt erst mal da stehen. Oder fahren die jetzt auch mit dem Bus weiter? Wie muss ich mir das vorstellen?

00:27:45: Herwig Der Bus bleibt erst mal stehen und die Reporter dürfen da reingehen. Die dürfen die Geiseln filmen. Da gibt es Filmaufnahmen, wie die durch diese Gänge gehen und da mal ins Gesicht filmen. Also das war eine völlig entfesselte Presse, die da auf einmal als Player mit auftrat. Die haben dann teilweise gesagt: Der dahinten, das ist gar kein Kameramann, das ist ein Polizist. Also es wurde wirklich - - Teile der Presse haben sich gemein gemacht mit diesen Verbrechern...

00:28:15: Marko Und Polizisten verpfiffen?

00:28:16: Herwig Genau. Die haben denen gesagt, das ist keiner von uns. Also die Vorstellung ist irre, aber...

00:28:23: Marko Ich würde fast sagen, das ist doch eigentlich schon Mittäterschaft.

00:28:26: Martin Das ist Mittäterschaft. Das ist sicherlich Behinderung von Polizei-Ermittlungen. Ich glaube, da gibt es eine ganze Reihe von Paragraphen, nach denen man diese Leute, diese Journalisten, ich setze sie mal in Anführungsstrichen, diese Journalisten auch hätte bestrafen können. Das ist, soweit ich weiß, nicht passiert und diese Situation ist einfach immer weiter eskaliert. Und es wurde dann noch mal absurder, als sie dann mit dem Bus weitergefahren sind.

00:28:54: Herwig Nachdem sie keinen Fluchtwagen bekommen haben, keinen Kontakt zur Polizei.

00:28:57: Martin Und dann sind die mitsamt diesem ganzen Bus und 32 Geiseln auf die Autobahn aufgefahren. Verfolgt zunächst mal nicht von der Polizei, die kam dahinter, erst kam der Presse-Tross, der also ein riesen Pulk von Autos, Übertragungswagen, Reportagewagen, Schaulustigen auch dazwischen. Die Autobahnbrücken waren besetzt, voll mit Schaulustigen. Und dann ist man eben weitergefahren bis zum Rastplatz Grundbergsee, wo sie dann wieder angehalten haben.

00:29:30: Marko Wo liegt das ungefähr. Wo sind wir da?

00:29:31: Martin Das ist auf auf dem Weg dann von Bremen aus Richtung Holland. Offensichtlich wollte man über die Grenze, aber am Rastplatz Grundbergsee haben sie angehalten, Pause gemacht und da war dann ja der Ort des nächsten Desasters.

00:29:46: Herwig Dazu muss man noch sagen, dass die Einsatzleitung mittlerweile nicht mehr in Gladbeck war, sondern bei der Bremer Polizei.

00:29:53: Marko Mittlerweile hat es gewechselt.

00:29:55: Herwig Mittlerweile hat es gewechselt. Das war aber der Auftakt zu weiteren schweren Fehlern der Polizei, die sich letzten Endes als tödlich herausstellten auf der Raststätte Grundbergsee. Denn die Marion Löblich verlässt den Bus, um auf Toilette zu gehen. Zwei Polizisten nehmen die fest, nehmen die, schnappen die sich und bringen die sofort weg.

00:30:16: Marko Während die beiden Geiselnehmer immer noch bewaffnet im Bus sind.

00:30:21: Martin Genau. Und offensichtlich hatten diese beiden Polizisten keinen Auftrag dafür das zu tun, sondern die haben aus eigenem Ermessen heraus gehandelt und haben offensichtlich gedacht, dass das eine gute Idee ist, eine der drei Geiselnehmer in Haft zu nehmen, was sofort zu einem großen Chaos geführt hat. Denn als Marion Löblich nicht mehr von der Toilette zurückkam, wussten die beiden natürlich, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Und in dem Moment ist Rösner ausgetickert und hat ultimativ gefordert, dass Marion Löblich innerhalb von fünf Minuten wieder zurückgebracht wird. Ansonsten werde er - ja schießen. Ich weiß nicht, ob er gesagt hat, dass er eine Geisel erschießen will, aber auf jeden Fall hat er sehr klar gemacht, dass er keinen Spaß versteht und dann entsprechend reagieren werde. Dummerweise hat das bei der Polizei länger gedauert und der Grund ist auch wieder eine Absurdität sondergleichen. Also einer der Gründe. Erst mal war das ein Kommunikation-Problem bei der Polizei - hin und her. Und was ist jetzt genau? Und wo ist sie? Wo ist sie hingebracht worden? Kriegen wir sie so schnell wieder zurück? Das völlig Absurde ist aber, dass offensichtlich bei der Fesselung von Marion Löblich mit Handschellen die Schlüssel abgebrochen sind und man kriegte die Handschellen nicht so schnell auf. Und deswegen hat sich das alles verzögert. Und irgendwann stand Marion Löblich wieder vor der Bus-Tür, aber da war es dann schon zu spät.

00:31:52: Herwig Ja, das ist der Moment, wo der erste Tote dieses Dramas zu beklagen ist. Der Rösner rastet aus und in dem Moment dreht sich der Degowski in so einer blitzschnellen Bewegung um und erschießt den 14-jährigen Emanuele di Giorgi.

00:32:07: Marko Der hat in dem Bus gesessen?

00:32:09: Herwig Der hat in dem Bus mit seiner Schwester gesessen. Die Schwester hatte Rösner schon in Bremen bedroht mit der Waffe. Das müssen schreckliche Szenen gewesen sein in dem Bus. Die Fahrgäste waren ja alle dabei. Auch der Fotograf Peter Meyer war dabei, der den Vermittler gegeben hat in Bremen. Also die waren alle völlig schockiert. Selbst der Rösner war schockiert in dem Moment, weil er jetzt gewusst hat: Jetzt haben wir ein Leben auf dem Gewissen. Dann kommt es noch zu völlig zynischen Szenen. Der blutende Junge wird nach draußen getragen, Reporter halten den Kopf so, dass die anderen das gut fotografieren können. Und das Klicken der Kameras habe ich wirklich noch im Ohr.

00:32:50: Marko Der Emanuele di Giorgi, das war ein Zufalls-Toter. Der hat sich einfach. Das war, der hat einfach da gestanden. Das war Pech.

00:32:59: Herwig Der stand da als nächster. Degowski dreht sich um in der Bewegung - schießt.

00:33:03: Martin Ich glaube, wie alles in diesem Fall. Das waren alles spontane Aktionen, Entscheidungen. Wo fahren sie hin? Was machen sie als nächstes? Und das war aus der Situation heraus. Der hat sich rumgedreht und hat eben den nächsten, den er gesehen hat, erschossen.

00:33:18: Marko Man muss ja auch sagen, mittlerweile sind die ja auch echt schon eine ganz schön lange Zeit wach.

00:33:24: Martin Also natürlich, die sind alle völlig übermüdet, überdreht, alkoholisiert, wie gesagt, die haben auch immer schön nachgetankt und sich die entsprechenden Pillen eingeworfen und da führte einfach eine spontane Entscheidung zur nächsten und das war dann am Ende tödlich.

00:33:40: Herwig Noch ein Fehler der Polizei oder der Einsatzleitung: Es gab keinen Rettungswagen vor Ort. Der Junge ist verblutet. Ob man ihn hätte retten können, in den ich glaube es waren 31 Minuten, bis der Rettungswagen dann irgendwann kam. Das weiß ich nicht. Aber das ist natürlich bei so einer Riesen-Lage, dass da kein Rettungswagen vor Ort ist. Das ist völlig unverständlich. Kein Notarzt, kein Rettungswagen, gar nichts.

00:34:05: Martin Ist einer dieser vielen Punkte, die dann später auch im Untersuchungsausschuss moniert worden sind. Es gibt da einen Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses der Bremischen Bürgerschaft von 1989 ein Jahr später. Und das Ergebnis, zu dem dieser Untersuchungsausschuss kommt, ist ziemlich vernichtend. Vielleicht magst du den Auszug mal vorlesen, Marko?

00:34:28: Marko Bericht Untersuchungsausschuss Geiseldrama vom 27.10.1989. Die beteiligten Führungsbeamten müssen sich vorhalten lassen, dass sie ihrer dienstlichen Verantwortung zum Teil völlig unzureichend nachgekommen sind. Die Beweisaufnahme im Untersuchungsausschuss-Verfahren hat ergeben, dass nicht wenige Beamte der Führungsebene ein hohes Maß an Inkompetenz gezeigt haben und es an der erforderlichen persönlichen Einsatzbereitschaft haben fehlen lassen. Als besonders erschreckend muss bewertet werden, dass zum Teil in sehr bedenkenloser Weise von zwingenden Dienstvorschriften abgewichen wurde. Dies hat dazu geführt, dass die bremische Polizei während des gesamten Einsatzes vom 17.08. 1988 ohne effektive Führung blieb und der Führungsstab nicht in der vorgeschriebenen Weise und Besetzung operierte. Dies hatte weiter zur Folge, dass der Einsatz der Polizei in völlig unkoordinierter Weise ablief. Nicht zuletzt darauf ist zurückzuführen, dass weder der Haltestellen-Bereich Huckeriede geräumt noch an die Bereitstellung eines Notarztwagen gedacht wurde. Von der Polizeiführung wurden Bemühungen um eine Verhandlungslösung nur unzureichend betrieben, obwohl der vorrangige Weg zur Bewältigung von Geiselnahmen im Interesse der Opfer stets der Verhandlungsweg sein muss. Auch war verhängnisvoll, dass Beamte, die mit den Tätern zu verhandeln gehabt hätten, entweder versagt haben und / oder völlig falsch ausgewählt waren.

00:35:59: Martin Vernichtendes Urteil - kann man, glaube ich, nicht anders sagen. Das klingt so ein bisschen seltsam, dass da die Rede ist von der Nichtbeachtung von Dienstvorschriften. Aber man muss natürlich sagen, es gibt Vorgaben für Abläufe, für Strukturen, wie solche entsprechenden Krisen-Lagen zu bewältigen sind. Und wenn dann komplett davon abgewichen wird bzw jemand auch im Untersuchungsausschuss, wie geschehen, sagt: Ich kann ja nicht die ganze Zeit mit Dienstvorschriften unterm Arm rumlaufen. Dann ist das natürlich richtig. Aber wenn dann halt so gar nichts passiert und man letztendlich agiert nach dem Motto: Warten wir mal ab, vielleicht erledigt sich die Sache von selbst.

00:36:41: Marko Oder nehmen wir mal einfach die Löblich fest.

00:36:44: Martin Oder nehmen wir einfach mal die Löblich fest - irgendeiner macht das dann - dann kann natürlich das eigentlich nur in so einer Katastrophe enden. Also das war - ja, man kann nicht sagen mit Ansage, das wäre vielleicht übertrieben, aber das war im Nachhinein, wenn man das liest, nicht verwunderlich.

00:37:03: Herwig Ich kann mich auch noch erinnern an einen Funkspruch, um den es da ging. Da riefen die da an oder haben sich da gemeldet bei der Polizeidienststelle. Und dann kam der Satz: Wenn du sie kriegen kannst, fisch se ab. Aber im Nachhinein konnte niemand feststellen, wer diesen Satz gesagt hat, weil das wäre der Verantwortliche für diesen groben Fehler in dieser Sache gewesen.

00:37:24: Martin Und der ließ sich nicht mehr auftreiben.

00:37:26: Herwig Der ließ sich nicht mehr auftreiben.

00:37:28: Marko Die Odyssee geht weiter. Es geht weiter in die Niederlande.

00:37:32: Martin Ja, wir sind mittlerweile am 18. August, also am 16 August hat das Ganze morgens angefangen. 17. August Bremen, 18. August jetzt Niederlande. Über Bad Bentheim ist man da gefahren und dann über die Grenze nach Holland. Und da machen sie wieder Halt. Und die holländische Polizei macht das, wo wir uns eben drüber aufgeregt haben oder bzw. uns gefragt haben wieso nicht? Die sperren nämlich erst alles ab und lassen da niemanden ran.

00:38:03: Marko Das heißt, die Reporter sind jetzt auch außen vor.

00:38:06: Martin Richtig.

00:38:06: Herwig Und noch ein Treppenwitz dazu: Der Rösner wollte unbedingt nach Holland, weil er gedacht hat, in Holland sind die Bullen irgendwie friedlicher.

00:38:16: Martin Ja, aber offensichtlich weiß man in Holland tatsächlich, was man tut. Und der Bus wird abgesperrt, kommt keiner ran. Und dann gibt es tatsächlich auch so etwas wie erfolgreiche Verhandlungen mit der Polizei. Ihnen wird nämlich ein Fluchtauto zur Verfügung gestellt. Und das führt dann dazu, dass sie 30 der Geiseln, die in dem Bus mitgefahren sind, zurücklassen und zwei Passagiere sich auswählen, um die dann mitzunehmen in diesem Fluchtauto. Und das sind Ines Voitle und Silke Bischoff, zwei 18-jährige Bremerinnen.

00:38:49: Marko Das heißt, die haben schon in dem Bus gesessen, als der gekapert worden ist.

00:38:52: Martin Die waren schon die ganze Zeit mit dabei.

00:38:54: Marko So, jetzt geht es mit den beiden wieder rüber nach Deutschland.

00:38:58: Martin Ja, also es ist eine. Eine Irrfahrt, eine Odyssee im wahrsten Sinne des Wortes.

00:39:02: Herwig Der neue Fluchtwagen, den die bekommen haben, den haben sie übrigens von den Deutschen, von der deutschen Polizei bekommen. Der war nämlich mit verschiedenen technischen Raffinessen ausgestattet, die man nicht so schnell mitkriegen konnte. Und noch ein Wort zur holländischen Polizei oder zur niederländischen Polizei. Die haben denen sofort klar gemacht: Es gibt keine Verhandlungen, solange ihr die Geiseln da nicht rauslasst. Wenn die Frauen und Kinder nicht rauskommen, reden wir gar nicht mit euch. Und dann waren die auf einmal ganz klein. Also das war die richtige Antwort. So geht's nicht. Und die Presse war stinksauer auf die niederländische Polizei, dass sie nicht weiter an diesen Bus rankam. 1500 Meter.

00:39:41: Martin Das war man ja jetzt gewohnt, dass man mit denen direkt sprechen konnte. Und insofern war das natürlich dann ein Affront, aber letztendlich genau das Richtige.

00:39:50: Marko Wenn du über technische Raffinessen bei einem Auto redest, was meinst du damit? Was gab es da?

00:39:57: Herwig Der BMW, den die da bekommen haben, war mit einer Zündabschalt-Vorrichtungen ausgerüstet. Das heißt, die Polizei hatte oder in dem Fall hätte die Möglichkeit gehabt, dieses Fahrzeug ferngesteuert zu stoppen. Motor aus! Rollt aus. Fertig.

00:40:16: Marko Okay.

00:40:17: Herwig Das wird später noch mal wichtig werden.

00:40:19: Marko Der jetzt so präparierte BMW mit zwei Geiseln bewegt sich jetzt wieder Richtung Deutschland, Richtung Köln?

00:40:28: Martin Richtig, aber über den Umweg Wuppertal. Man kreuzt noch mal quer durchs Ruhrgebiet und hält in Wuppertal an einer Apotheke, um sich erneut Aufputschmittel zu besorgen. Denn diese Geiselnahme dauert ja jetzt schon fast 50 Stunden und vorher haben sie auch schon nicht geschlafen. Also die sind komplett übermüdet, komplett unter Drogen und komplett aufgeputscht.

00:40:53: Herwig Und sie haben auch Verbandsmaterial besorgt, weil bei dem Umladen des vielen Geldes, das man war ja säckeweise, ist dem Rösner die Knarre losgegangen und hat der Marion Löblich dabei ins Bein geschossen. Und dann hat er noch gesagt Moment, Moment, es war ein Irrtum. Bitte nicht schießen! Alles ist okay. Die niederländische Polizei war natürlich sofort aufgebracht, und die hätten natürlich womöglich das Feuer erwidert. Aber der Rösner hat gesagt: Es ist alles okay.

00:41:21: Marko Alles Okay. Mit einer angeschossenen Freundin machen die beiden Gangster sich also auf den Weg und sind dann irgendwann in Wuppertal, decken sich da ein. Und jetzt geht es weiter nach Köln.

00:41:30: Martin Richtig. Und da wollen Sie am 18. August 1988 am Vormittag mitten in die Innenstadt, mitten in die Fußgängerzone und stehen dann da auf der Breite Straße. Wer das kennt, das ist eine beliebte Einkaufsstraße in Köln, mittendrin. Und ja sind sofort wieder umringt von Schaulustigen innerhalb kürzester Zeit und von Pressevertretern. Und jetzt kommt, glaube ich, der Mann ins Spiel, den du interviewt hast: Udo Röbel, damals stellvertretender Chefredakteur beim EXPRESS.

00:42:03: Herwig Genau. Der Udo Röbel war wahrscheinlich einer der ganz wenigen Menschen in Deutschland, die diese ausufernde und völlig distanzlos Berichterstattung über die Geiselnahme und den Bankraub gar nicht mitbekommen hat, weil er zwei Tage frei hatte, Radio, Fernsehen ausgemacht hat und davon am Ende erfahren hat, als er eine Tennis-Stunde hatte und auf einem kleinen Monitor sah, was sich da abspielt.

00:42:27: Udo Röbel Ja, ich habe ganz normal und professionell reagiert. Ich bin ins Auto, in die Redaktion gefahren und dachte mir: Na, um die Schlagzeile heute brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Und dann bin ich hoch in mein Büro im vierten Stock im Verlagsgebäude vom EXPRESS. Bin als erstes dann mal in den Nachrichten-Raum gegangen und hab angefangen die ganzen Ticker- Meldungen zu lesen, was da sich die Nacht über angestaut hatte. Und in dem Moment kommt der Redaktionsbote rein und ich blicke auf und sag dem: Das ist ja ein wildes Ding. Und dann sagt der Redaktionsbote zu mir: Ja, ja, die stehen gerade da unten und frühstücken. Und da sag ich: Wie die, die stehen da unten und frühstücken. Ja, sagt er - die stehen direkt vorm Pressehaus in der Fußgängerzone. Damals gab es keine Handys und noch nichts. Ich war der erste und einzige in der Redaktion und bin natürlich dann runter und geh aus dem Pressehaus raus. Und keine 50 Meter weiter, so wie es der Redaktionsbote geschildert hat, standen die da. Und Degowski war gerade weg, einen Kaffee holen.

00:43:30: Martin Dieser Udo Röbel wird im weiteren Verlauf dieser traurigen Geschichte noch eine wichtige Rolle spielen, denn er ist noch viel weniger Beobachter als viele andere Journalisten in dieser Geschichte. Er wird zum Akteur werden und wird daran, wenn ich das richtig verstanden habe, bis heute knabbern.

00:43:51: Herwig Das tut er, das tut er in der Tat. Und er ist einer der ganz wenigen, wahrscheinlich ist er sogar ehrlich gesagt der einzige, der sich so intensiv und lange auch mit seinem eigenen Verhalten auseinandergesetzt hat und sehr selbstkritisch damit auseinandergesetzt hat, der das auch einordnet, wo seine Fehler waren, was er falsch gemacht hat, wie seine Rolle war. Und da war er auch sehr offen gegenüber anderen Medien. Er erzählt die Geschichte, er nimmt diese Schuld auf sich, und das muss ich sagen, nötigt mir ganz großen Respekt ab.

00:44:26: Marko Was Udo Röbel genau getan hat, wie die Geschichte weiterging und wie das traurige Geiseldrama von Gladbeck schließlich in einer Katastrophe endete, darüber werden wir beim nächsten Mal berichten.

00:44:37: Martin Wenn euch diese Folge der Geschichtsmacher gefallen hat, dann erzähl das bitte allen Freunden, Bekannten und der Familie.

00:44:46: Marko Und wenn nicht, dann erzählt es doch bitte nur uns. Unter www.diegeschichtsmacher.de findet ihr alle Möglichkeiten, wie er mit uns in Kontakt treten könnt und wir freuen uns, wenn ihr uns schreibt.

00:44:56: Martin Und wir freuen uns natürlich auch, wenn ihr das nächste Mal wieder einschaltet. Dann auch wieder mit dem Kollegen Herwig Katzer, dem wir an dieser Stelle erst mal ganz herzlich danken.

00:45:05: Herwig Ich bedanke mich.

00:45:06: Marko Bis nächstes Mal.

00:45:07: Martin Wir hören uns wieder. Tschüss.

00:45:09: Herwig Tschö!

00:45:10: Marko Tschüss.

Kommentare (4)

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300.000 Mark soll das heißen. Ist vielleicht durchs Telefon etwas schwer verständlich.

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300.000 Mann? Was soll das heißen?

Geschichtsmacher

Teil 2 erscheint am Freitag, 8. September 2023

Roland Runkel

Wann kommt der 2. Teil?

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