Heiliger Sankt Mokka!

Shownotes

Der Kaffeeschmuggel ist in der Nachkriegszeit in der Eifel ein lukratives Geschäft, denn in der Bundesrepublik wird Kaffee hoch besteuert. Ganze Dörfer können sich mit dem illegalen Treiben sanieren - und fast alle machen mit. Sogar die Kirche drückt beide Augen zu: Denn mit Schmuggler-Geld wird auch das neue Gotteshaus "Sankt Mokka" der Gemeinde Schmidt finanziert.

Kaffeekränzchen bei den Geschichtsmachern: Zu Gast in diesem Podcast über die Geschichte des Kaffee-Schmuggels im "Wilden Westen der Bundesrepublik" ist bei Martin Herzog und Marko Rösseler deren Kollegin Irene Geuer, die für ein WDR-Zeitzeichen zum illegalen Treiben in der Eifel recherchiert hat.

Wenn Euch diese Folge der Geschichtsmacher gefallen hat, dann sagt es Freunden, Bekannten, Schmugglern und Zöllnern und zündet für uns in der Kirche "Sankt Mokka" ein Kerzchen an. Wenn nicht, dann sagt es uns, aber bitte nur uns: Unter www.diegeschichtsmacher.de findet Ihr alle Möglichkeiten, mit uns in Kontakt zu treten und vor allem noch viele, viele weitere Folgen dieses Podcasts.

Wichtige Links: Zum WDR-Zeitzeichen von Irene Geuer: August 1953 - Das Ende des Kaffeeschmuggels im Westen Deutschlands geht es hier entlang.

Wer mal auf Schmuggler-Pfaden wandern möchte, der folge diesem Link.

Und wer für uns eine Kerze in Sankt Mokka anzünden will, bitte hier entlang, dort findet Ihr das Gotteshaus, das durch Spenden aus Schmuggelgeld gebaut wurde.

Transkript anzeigen

Die Geschichtsmacher: Heiliger Sankt Mokka! Kaffeeschmuggel in der Eifel

00:00:06: Marko Jemand Zucker?

00:00:07: Martin Ja, bitte. Zucker und Milch.

00:00:08: Marko Milch und...

00:00:09: Irene Ich bitte nur Milch.

00:00:10: Marko Irene, schön, dass du da bist. Kaffeekränzchen, ja. Heute geht es um die schwarze Sünde.

00:00:17: Martin Sozusagen. Und den Wilden Westen. Den Wilden Westen von Deutschland. Und das alles hat mit dem zu tun, was wir da gerade in die Tasse gefüllt haben, nämlich Kaffee. Warum? Wieso? Weshalb?

00:00:27: Irene Na ja, weil nach dem Krieg der Kaffee-Schmuggel in Westdeutschland, vor allem in der Eifel, ein riesengroßes Thema war. Was dann dazu geführt hat letztendlich, dass der Bundestag einen sehr außergewöhnlichen Beschluss traf, 1953, nämlich eine Steuer zu senken. Also das gibt es ja ganz selten, dass mal eine Steuer gesenkt wird. Und in diesem Fall war das so: von zehn auf drei Mark das Kilo Kaffee. Die Kaffee-Steuer war 1953 das Thema und das lag eben halt daran, dass der Kaffee Schmuggel eine so große Geschichte geworden war. Für die Zöllner im Grenzgebiet, aber vor allen Dingen auch für die Bundespolitiker.

00:01:12: Marko Herzlich willkommen bei...

00:01:14: Intro Die Geschichtsmacher. Von Autorinnen und Autoren des Zeitzeichens.

00:01:30: Marko Die Irene Geuer hat ein Zeitzeichen gemacht über kalten Kaffee.

00:01:35: Irene Nein, das war damals ganz schön heiß, diese Sache. Da kann ich dir sagen, du. Das war nicht kalter Kaffee sondern das war Wilder Westen, das war die Eifel, die versank in einem riesengroßen Schmuggel-Geschäft. Und das hatte natürlich eine Vorgeschichte. Also erstens die Vorgeschichte, dass der Kaffee immer schon teuer war in Deutschland, also immer schon hoch besteuert war.

00:02:00: Martin Naja, der wird ja auch hier nicht angebaut, der muss ja importiert werden.

00:02:03: Irene Und seit dem Sommer 1948 war ja dann Verbrauchssteuer, also zuerst in den britischen und US- amerikanisch verwalteten Gebieten und später dann in der ganzen Bundesrepublik.

00:02:13: Marko Wir befinden uns in der unmittelbaren Nachkriegszeit, da war Kaffee, glaube ich, sowieso knapp. Also nach 45, wo soll der Kaffee herkommen?

00:02:20: Martin Da gab es eigentlich Muckefuck. Mucke-Fuck wurde getrunken.

00:02:24: Marko War Kaffee-Surrogat.

00:02:27: Irene Genau. Also Kaffee war selten. Und dann war er teuer, denn diese Steuer lag bei zehn Mark pro Kilo. Und in Belgien und den Niederlanden war der Kaffee sehr viel preiswerter. Und dann muss man noch dazu wissen, dass es der Eifel damals nicht gut ging. Also der ging es schon immer nicht richtig gut. Also in der Eifel gab es nicht viel. Und dann gab es auch noch das Schreckliche in den letzten Kriegsjahren, die Hürtgenwald-Schlacht, die ja unglaublich viele Menschenleben gekostet hat und die viele Orte dem Erdboden gleich gemacht hat. Und die Menschen hatten einfach nichts.

00:03:01: Marko Also die Schlacht im Hürtgenwald, muss man sagen, in den letzten Zügen liegt Deutschland im Krieg. Die Amerikaner wollen das deutsche Gebiet erobern, sie kommen vom Westen. Und statt den direkten Weg über die A4 Richtung Düren zu nehmen.

00:03:14: Martin Da hat man gedacht, na ja, da unten ist das flache Land und da wird uns die deutsche Artillerie erreichen, wenn wir da rübergehen. Also gehen wir durch die Wälder, durch den Hürtgenwald. Und da erlebten sie ihr blaues Wunder mit vielen, vielen Tausenden, Zehntausenden Toten, die da in den letzten Monaten des Krieges auf amerikanischer Seite gewesen sind. Und das muss wirklich ein furchtbares Schlachten, Abschlachten gewesen sein.

00:03:40: Irene Das war so, das war schlimm damals. Und nicht nur, dass es so viele Tote gegeben hat, sondern es war auch so unglaublich viel zerstört. Also zum Beispiel in der Ortschaft Schmidt, da stand im Grunde genommen kein Stein mehr auf dem anderen und da war wirklich alles zerstört. Die Menschen haben da zum Teil in Holz-Verschlägen schlafen und leben müssen. Da brauchte es wirklich einen Neuanfang.

00:04:05: Marko Und es war da vorher schon eine strukturschwache Region. In der Eifel hat man im Prinzip von Landwirtschaft gelebt.

00:04:11: Martin Also es war bitterarm und da wuchs ja auch im Prinzip nichts.

00:04:14: Martin So. Und jetzt muss man einen Neuanfang machen.

00:04:15: Irene Jetzt muss ein Neuanfang her. Wir müssen erst mal Platz haben wieder zum Wohnen. Wir brauchen Unterkünfte. Wir müssen gucken, dass wir auch wieder eine Infrastruktur, Straßen und so weiter herstellen. Ja, und dann sind die Leute auf die Idee gekommen zu schmuggeln, weil ja der Kaffee in Belgien sehr viel preiswerter war als in Deutschland. Dann hat man sich überlegt: Na ja, wenn wir diesen preiswerten Kaffee da kaufen, dann können wir vielleicht hier in Deutschland Geld haben oder Tauschware, um unsere Dörfer, unsere zerstörten Dörfer wieder aufzubauen. Oder auch um unsere bittere Armut hier in der Region, denn es gab auch Dörfer, die sind nicht zerstört worden, die sind aber trotzdem schmuggeln gegangen die Leute dort, aber um dieser bitteren Armut zu entkommen. Und ich habe dann für die Zeitzeichen-Recherche mit Heinz Claßen gesprochen vom Heimatbund in Schmidt. Und der hat mir davon erzählt, wie das dann so ging mit dem Schmuggeln in der Familie.

00:05:17: Heinz Claßen Die Schmuggler gingen gewöhnlich in größeren Gruppen - 5 bis 10 Leute - und wollten in Belgien meistens hier aus Schmidt in Eupen den Kaffee ab. Der wurde in eine Art Kartoffelsäcke verpackt. Das gab eine etwas längliche Wurst und diese längliche Kartoffelsack-Wurst wurde dann über den Nacken und die Schultern geworfen und wurde von Eupen bis nach hier getragen. Man sagt, wenn es viel war, waren das um die 20 Pfund. Extremsportler, will ich sie mal nennen, haben angeblich sogar 40 Pfund getragen. Aber bei einer Entfernung um die 40 Kilometer ist das ziemlich unwahrscheinlich.

00:06:02: Irene Was passierte, wenn Zöllner aufmerksam wurden?

00:06:04: Heinz Claßen Dann versuchte man so schnell zu laufen, dass sie nicht erwischt wurden und im äußersten Notfall wurden die Säcke abgeschmissen, von der Schulter runter geschmissen und es wurde sich versteckt. Da war natürlich der Verdienst für diese Woche perdu.

00:06:23: Martin Das heißt, da ist man auch nicht mehr zurückgegangen und hat das wieder eingesammelt.

00:06:27: Irene Doch, unter Umständen schon, aber gan oft haben natürlich dann auch die Zöllner das Geschmuggelte gefunden. Also man muss wirklich sagen, es war so in der Eifel, dass eigentlich fast jeder jemanden hatte in der Familie, der schmuggelte. Und es gibt den Ort. Mützenich heute noch. Da haben eigentlich fast alle geschmuggelt.

00:06:46: Marko Man muss vorher noch ein bisschen was über die Zeit sagen. Dieser Ort Schmidt. Ich kenne den ganz gut, weil der liegt ja in der Nähe vom Rursee. Ich glaube, der hat während dieser Schlacht im Hürtgenwald zwölf Mal den Besitzer gewechselt. Da stand wirklich in der Tat kein Stein auf dem anderen. So in der absoluten Nachkriegszeit. Wovon haben die Leute denn überhaupt gelebt? Ich meine, auf dem Land, sagt man, ging es den Leuten ja immer eher gut, aber Schmidt halt nicht.

00:07:06: Irene Genau. In Schmidt zum Beispiel ging es den Menschen nicht gut, und dann haben sie eben den Weg angetreten nach Belgien.

00:07:12: Marko Das ist eine ganz ordentliche Strecke.

00:07:14: Martin Das liegt nicht direkt an der Grenze

00:07:15: Irene 20 Kilometer, 40 Kilometer oder wie auch immer. Und dann eben halt hin - natürlich mit leeren Säcken - und zurück eben halt schwer bepackt.

00:07:24: Marko Das heißt, man muss ja erst mal auf die Idee kommen, ein bisschen Geld zusammen zu sammeln, um bei den Belgiern dann den Kaffee zu kaufen.

00:07:29: Irene Das ging auch oft mit Schmuck. Ja, also dass man Tauschware angeboten hat, dass man die alten Ohrringe von der Oma oder manchmal vielleicht auch den Ehering vom schon verstorbenen Opa oder so das Gold eben mitgenommen hat, um das dann gegen Kaffee einzutauschen. Und dann natürlich begann so langsam ein Handel, dass man durch das Weiterverkaufen auch, denn es war ja nicht so, dass Schmidt sich aufgebaut hat aus Kaffeebohnen, sondern man brachte die Kaffeebohnen mit nach Schmidt. Dann gab es da meistens jemanden, der die ganzen Sachen verteilt hat, also zum Beispiel bis nach Düsseldorf gefahren ist, um Kaffee zu verkaufen. Und von dem Geld oder aber auch von der Tauschware nämlich Steine zu kaufen, Farbe zu kaufen. Und so weiter, sind dann die Dörfer langsam aber sicher über die Jahre hinweg wieder aufgebaut worden. Und es brauchte eben immer diesen Schmuggel. Und der Heinz Claßen, der hat ja einen Vater gehabt, der eben auch schon mal abwerfen musste. Und irgendwann mal viele Jahre später hat er die Unterlagen von seinem Vater geordnet und stellte fest, dass sein Vater zwischen 1946/47 und bis 1953 keiner sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgegangen war.

00:08:40: Martin Das heißt, er war Vollzeit-Schmuggler.

00:08:42: Irene Ja, also er hat dann seinen Vater gefragt: Hör mal, Papa, du hast 1947 geheiratet, ein Haus gebaut. Ich bin zur Welt gekommen. Wovon haben wir denn eigentlich damals gelebt? Daraufhin sagte der Vater: Ja, wir haben halt gelebt. Also man hat dann nicht mehr nachher nicht mehr so großartig drüber gesprochen, weil es auch letztendlich ein Delikt war, was ja in jeder Familie vorkam. Und ja...

00:09:11: Martin Da sind dann alle rüber gewandert, also Vater, Mutter und Kind und der Dorfpfarrer und die und ja.

00:09:18: Irene Da war wirklich die ganze Familie unterwegs. Heinz Claßen erzählte mir auch: Mensch, da ist gerade bei uns die Nachbarin verstorben. Die machte immer in Anführungsstrichen "Spaziergänge" über die Grenze. Also da war irgendwie jeder war da tätig, oftmals ging man in größeren Gruppen und dann hatte man auch die Kinder dabei, die wurden Rabatz-Kinder genannt, die machten auch Rabatz, nämlich dann, wenn sie Zöllner gesehen haben, ja.

00:09:42: Marko Das ist das nächste. Also die Grenze war bereits irgendwie gesichert. Man konnte nicht einfach durchs Grün rüber und dann war das gut, sondern da standen auch schon Zöllner.

00:09:51: Marko Ja, da standen Zöllner. Und zwar eben halt deswegen, weil auf dem Kaffee ja in Deutschland so eine hohe Steuer gelegen hat. Also der Staat wollte, dass man in Deutschland den Kaffee klauft...

00:10:00: Marko Der hat das mitbekommen.

00:10:01: Irene Natürlich hat er das mitbekommen. So und ja, aber um noch ein bisschen mal bei diesen Gruppen zu bleiben, also da gingen die Kinder vorweg. Und wenn dann so ein Zöllner kam, die wussten also genau Bescheid, dann haben die da mit denen, ich sag mal so, Räuber und Gerndarm gepielt und einen Riesen-Lärm gemacht, um natürlich die folgende Truppe mit dem Kaffee zu warnen. Oder manchmal gingen auch sogenannte Liebespaare vorweg, die dann auch so: Oh Herr Zöllner, was machen Sie denn hier? Oder irgendwie so was flöteten oder wie auch immer. Manchmal waren auch spezielle Pfiffe oder Zeichen eben halt, um darauf aufmerksam zu machen: Leute, werft ab! Ja, denn gleich passiert was. Und über all diese Geschichten müssen wir dringend auch insofern sprechen, weil nämlich eine amerikanische Zeitung damals, ein Wochenmagazin, "Collier`s" hieß diese Zeitschrift, die gab es in Amerika von 1888 bis 1957, und das war eine sehr investigative Zeitung. Die Journalisten waren sehr investigativ drauf, und die hatten auch immer sozialkritische Themen drauf gehabt. Und Collier´s hat mal - 1953 war das - eine riesenlange Reportage gemacht in Amerika über diesen Kaffee-Schmuggel in der Eifel. Und da wird auch was erzählt, eben halt, wie das damals mit dem Schmuggel ging. Martin vielleicht guckst du mal, ob du da so ein Ausschnitt findest, der passt.

00:11:25: Martin Also hier steht das unter: Ideenreiche Techniken, angewendet von Lockvögeln - das ist die Zwischenüberschrift. Nachdem die Späher die Verstecke der Zöllner angezeigt haben, beginnen drei oder vier Lockvögel mit ihrer Arbeit. Üblicherweise trägt ein Lockvogel einen verdächtigen Sack auf dem Rücken. Er verursacht eine Jagd auf sich selbst und lässt sich dann stellen. Der Inhalt des Sacks entpuppt sich dann als Heu oder Gras. Futter für meine Kaninchen? Protestiert dann der entrüstete Bürger. Als die erfahrenen Zöllner anfingen, diese List zu ignorieren, begannen viele Lockvögel damit, ihre Säcke mit echtem Kaffee zu füllen. Nun haben die Zöllner zu erraten, wen sie jagen sollen: das Liebespaar, die Pilzsammler oder die verdächtigen Typen, die Säcke umher schleppen, welche Kaffee beinhalten oder auch nicht. Nach den Lockvögeln kommt die eigentliche Bande, die Läufer, die sich durch die neu geschaffenen Löcher an der Grenze hindurch zwängen wie ein Bataillon. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme haben einige Banden Nachhut-Wachen eingeführt, die den Läufern nachfolgen, um das darzustellen, was ein Militär als Ablenkungsmanöver bezeichnen würde.

00:12:39: Marko Also das scheint ja schon in größerem Stile organisiert zu sein. Hm.

00:12:44: Irene Ja, also man muss bei diesem Schmuggel unterscheiden. Es gab tatsächlich den sehr kleinen Schmuggel, den übrigens - ich komme auch aus einer Schmuggler-Familie, wohne allerdings ja, ich komme ja aus Frechen und die Frechener sind damals auch - ist ja weiter weg, ist ja fast an Köln schon dran. Aber die Frechener, meine Oma, ist auch über die Grenze gegangen und hat Kaffee besorgt. Aber für den tatsächlich eigentlich fast schon für den Eigenbedarf und vielleicht um mal ja auch ein Geschenk zu haben oder wie auch immer. Das war nicht sehr viel.

00:13:12: Martin Bringst du ein Pfund Kaffee mit - das kenn ich von meiner Oma auch noch.

00:13:14: Irene So, genau. Dann gab es diese Schmuggler, die damit natürlich auch ihre Existenz wieder aufbauten. Also zum Beispiel Schmidt und so weiter. Ja, also die tatsächlich damit auch Hausbau betrieben, die braucht natürlich schon mehr. Und dann gab es auch die Profis, die wiederum zu unterteilen sind tatsächlich in kleinere Schmuggel-Unternehmen. Also dass man so eine Firma hatte, ja, gab es auch zum Beispiel am Niederrhein eine und es gab die Vollprofis, die dann auch tatsächlich Groß-Röstereien hier in Deutschland beliefert haben. Aber auf die würde ich sagen, kommen wir erst mal später.

00:13:47: Marko Also es fängt erst mal so im dörflichen Milieu fängt es irgendwie so an...

00:13:53: Martin Also für mich macht das so ein bisschen den Eindruck. Na ja, das ist um so ein bisschen wie aus den 50er Jahren, so Ganoven-Film. Also es hat auch irgendwie so ein bisschen was was Lustiges, aber ich glaube, so ganz lustig war die ganze Veranstaltung nicht.

00:14:06: Irene Also es gibt viele, viele, viele Geschichten über das Schmuggeln damals, wie das von statten ging. Und es gibt auch heute noch Zeugnisse davon, zum Beispiel Kinderwagen, also Puppenwagen, tatsächlich auch, die unten am Boden ausgeschnitten waren, wo dann Kaffee eingefüllt worden ist, wenn die Kinder dann sozusagen mit über die Grenze gingen und so.

00:14:26: Irene Also hat so ein bisschen was Rififi an der Westgrenze.

00:14:29: Irene Na ja, aber wie gesagt, es gab viele Geschichten darüber. Manche sind ein bisschen übertrieben, manche sind ja noch weiter ausgeschmückt worden. Aber Tatsache ist tatsächlich, dass zum Beispiel im Mützenich fast der halbe Ort vor Gericht gestellt worden ist. Also 52 Männer sind da geschnappt worden beim Kaffee-Schmuggel und kamen vor Gericht. Ich habe darüber auch für meine Recherchen gesprochen mit dem Gotthard Kirch. Der kommt auch aus einer Schmuggler Familie und der kennt diese Mützenicher Geschichte deswegen auch so gut, weil nämlich sein Onkel darin involviert war, mit aufgeflogen ist mit 51 anderen, die der Zoll dann gestellt hatte und in Untersuchungshaft genommen worden ist. Und da hat dann Herr Kirch mir folgendes zu erzählt.

00:15:18: Gotthard Kirch Es gibt ja die Kuriosität, dass Mützenich umringt ist von belgischem Staatsgebiet, und das war sozusagen der große Vorteil. Also wenn die Mützenicher in den Wald rein gingen nach Westen, waren die in Belgien und hatten ein riesengroßes Waldgebiet vor sich, was von Zöllnern nicht kontrolliert hätte werden können.

00:15:38: Irene Und trotzdem sind die aufgefallen.

00:15:40: Gotthard Kirch Trotzdem sind die immer mal wieder aufgefallen und einer der 52 männlichen Angeklagten war mein Onkel. Und der ist in den Klingelpütz eingefahren. Und ich habe noch mit meinem Vetter, also mit dessen Sohn, vor kurzem mich unterhalten und der hat mir das erstens nochmal bestätigt und zweitens hat er sozusagen noch mal erzählt, wie die sich da verhalten haben. Die sind dann einzeln natürlich befragt worden, die waren alle in Untersuchungshaft und dann sagt mein Onkel Karl: Ja, und dann hat der erst angefangen zu singen, und dann ist am Sonntag aber der Pastor von Mützenich gekommen, und dann hat er sich die alle zurecht gelegt, und ab dem Moment hat keiner mehr gesungen. Das heißt, ab dem Moment haben die sozusagen koordiniert stillgehalten und keiner hat den anderen mehr verraten. Da sind trotzdem hohe Gefängnisstrafen bei rausgekommen. Und mein Onkel ist auch angeklagt und verurteilt worden. Der war im Wesentlichen der Logistiker. Der war einer der wenigen, die erstens ein Auto hatten und zweitens hatte der gute Kontakte nach Düsseldorf. Man konnte den Kaffee ja nicht alles zuhause saufen, der musste ja irgendwie weiter in den Osten, weiter ins Land rein. Und da war dann mein Onkel für zuständig.

00:16:58: Marko Also für alle, die nicht aus Köln kommen, müssen wir sagen: Der Klingelpütz ist das Gefängnis in Köln.

00:17:03: Martin Gewesen.

00:17:03: Irene [00:17:03]Genau [0.0s] - das Gefängnis in Köln. Und dadurch, dass eben halt 52 Männer plötzlich in Untersuchungshaft gekommen waren, war das ein Problem für den Fußball. Weil der Fußballverein in Mützenich plötzlich nicht mehr genügend Spieler hatte und deswegen abgestiegen war in der Zeit.

00:17:20: Marko Wie groß ist Mützenich - wahrscheinlich damals? Da sind wahrscheinlich alle zeugungsfähigen Männer außer Haus.

00:17:26: Irene Ja, man muss ja natürlich auch noch dazu sagen, dass ja durch den Krieg sind auch viele Männer gestorben.

00:17:30: Marko Eben drum, ja.

00:17:31: Irene Genau - das war im Grunde genommen sagt man auch immer der halbe oder der ganze männliche Ort. Also da variieren manchmal die Erzählungen eben. Aber es war ein Mammut-Prozess. Ihr müsst euch vorstellen, von den über 50 Angeklagten sind über 40, ich glaube 46 verurteilt worden nachher, ja, und...

00:17:50: Martin Zu Zuchhaus, Haftstrafen.

00:17:50: Irene Zuchthaus, manchmal mehrjährige Strafen. Die kamen dann irgendwann mal wieder zurück in ihren Ort und da hat man aber dann auch ihnen geholfen, wieder Fuß zu fassen. Und so weiter. Weil sie hatten ja für den Ort in dem Sinne natürlich schon eine Straftat begangen. Aber es galt eben halt in Mützenich und auch in Schmidt und eben in der Eifel nicht als eine Straftat, als was wirklich Böses.

00:18:16: Martin Na ja, also wenn wenn der Pfarrer, was der Herr Kirch hier erzählt, wenn der Pfarrer ins Gefängnis kommt und dafür sorgt, dass die untereinander sich nicht mehr verpfeifen, dann ist natürlich klar - ich glaube, damals war der örtliche Pfarrer auch noch wirklich eine Autorität. Da hat man gemacht, was der gesagt hat.

00:18:31: Irene Ja, das war auch zum Beispiel in Schmidt so, dass der Pfarrer schon merkte Hm, hier findet ein Schmuggel statt und hier ist plötzlich Geld unterwegs. Da muss man dazu sagen, dass die Kirche in Schmidt auch sehr gelitten hat. Also da konnte man keine Messen mehr feiern, sondern für die Messe gab es dann so eine Baracke um die Ecke. Und das fand der Pfarrer natürlich dann nicht so schön. Und dann hat er mal in einer Predigt so gesagt: Naja, also die, die geben, die werden auch von Gott gesehen und so, ne und dann lagen dann plötzlich - ich weiß nicht, ob es wirklich so viel war. Das gehört auch wieder so ein bisschen zu diesen Geschichten, die man da erzählt: Also es sollen 250.000 Mark gewesen sein, die dann in den Tagen danach im Opferstock lagen, und dann konnte diese Kirche wieder aufgebaut werden.

00:19:17: Marko Was in den 50er Jahren ein Riesenvermögen war - Wahnsinn.

00:19:19: Irene Ja, muß man sagen.

00:19:21: Martin Einträgliches Geschäft diese Schmuggelei.

00:19:24: Irene Ja, das war das war wirklich ein richtig einträgliches Geschäft, weswegen es denn eben dann auch die Vollprofis gemacht haben. Und die waren noch mal eine ganze Ecke anders drauf. Die waren so drauf, dass sie sich zum Beispiel Panzerspähwagen in Belgien besorgt, also wahrscheinlich geklaut hatten. Vielleicht haben sie die auch irgendjemand abgekauft? Keine Ahnung.

00:19:45: Martin Altbestände aus dem zweiten Weltkrieg oder irgendwie so..

00:19:48: Irene Genau. Und diese Panzer-Spähwagen waren ja, wie der Name schon sagt, gepanzert. Die hatten auch vorne so Sehschlitze. Also die waren ziemlich gut gesichert, weil man muss wissen, dass der Zoll dadurch, dass ja, sage ich mal ein riesen Finanz-Schaden da an der Grenze entstand, immer weiter aufgerüstet worden ist. Ohnegleichen. Das war wirklich Wahnsinn. Aber erst mal zu den Schmugglern. Die hatten diese Panzer-Spähwagen. Die hatten auch zum Beispiel spezielle Reifen entwickelt mit mehreren Kammern. Also wenn dann eine Kammer kaputt ging, konnte man trotzdem mit dem Reifen noch fahren. Deswegen, weil ja auch die Zöllner, Krähenfüße oder andere Dinge - Nagel-Bretter auf die Straße warfen.

00:20:28: Marko Krähenfüße, das sind diese, diese...

00:20:30: Irene Diese dreieckigen...

00:20:30: Heinz Claßen Spitzen Dinger....

00:20:32: Irene Genau - egal wie du sie wirfst, es zeigt immer eine Spitze nach oben. Ja, so, und das wurde dann auf die Straßen geworfen. Umgekehrt übrigens auch. Also auch die Zöllner rüsteten sich auf und guckten, dass sie entweder gute Reifen hatten oder dass sie sogar ja, ich muss es sagen Porsches hatten. Der Plural von Porsche ist Porsches. Nein. Doch.

00:20:54: Marko Ein Porsche, zwei Porsche.... vier Porsche

00:20:57: Irene Nein, Porsches. Es war ein roter und ein grüner Porsche. Und das waren zwei Porsches.

00:21:02: Martin Hast du auch im Rahmen deiner Recherchen herausgefunden?

00:21:05: Irene Ja, habe ich herausgefunden. Habe auch gedacht, das kann eigentlich nicht stimmen. Aber es stimmt. Also zwei Zöllner hatten einen roten und einen grünen Porsche und der hatte tatsächlich vorne so eine Hydraulik mit zwei Besen vor den Reifen dran, die nach unten abgesenkt werden konnten. Wenn nämlich eben halt die Schmuggler auch irgendwas Krähenfüße auf die Straße geworfen haben. Damit man die wegkehren konnte.

00:21:30: Martin Hat das funktioniert?

00:21:34: Irene Wahrscheinlich. Aber ich glaube, dass das gar nicht. Man weiß heute gar nicht, wie oft er eigentlich eingesetzt worden ist. Also es ist jetzt nicht so, dass man sich das vorstellen muss, dass in der Eifel da jede Nacht irgendwie tatsächlich wilde Rennen stattgefunden haben. Verfolgungsjagden, Schießereien usw, aber trotzdem, es ist genug geschossen worden. Also diese Grenze da an der Eifel, das war die am strengsten bewachte Grenze in der Bundesrepublik. Ja. Dem Staat ging es richtig um was. Der hat da richtig Manpower, Leute eingesetzt und er hat auch da so Premieren gehabt, dass nämlich die Zöllner dort die ersten, die allerersten waren, die Funk hatten, die sich über Funk über eine Leitstelle verständigen konnten, wo jetzt wer vielleicht irgendwo auftaucht als Schmuggler und wie man jetzt mal verfolgen könnte.

00:22:22: Marko Die brauchen ja auch was. Man muss es ja sagen: Wenn man sagt, die Schmuggler sind ja schon mit der Kirche im Bund, dann brauchen auch die Zöllner sozusagen höhere Dinge. Aber mal ehrlich: Wenn die Kirche in der Eifel in der Nachkriegszeit sagt, das ist in Ordnung, wenn ihr das macht. Welchen Zöllner findest du denn dann noch aus der Eifel, der da hilft?

00:22:44: Irene Ja, es gab genügend. Es gab genügend Zöllner, die tatsächlich geholfen haben. Ich meine, man muss dir das ja so so vorstellen wir waren damals...

00:22:50: Marko Also ein Zöllner, der dann noch was verhindert, weil die kommen dann ja auch aus der Eifel. Wahrscheinlich.

00:22:54: Irene Na ja, aber du musst dir vorstellen, das war ein Staatsauftrag. Die handelten im Auftrag des Staates...

00:23:03: Marko Hör mal: In der Eifel. Was ist denn da höher?

00:23:06: Irene Trotzdem

00:23:07: Marko Das Kreuz auf der Kirche oder der Staatsauftrag - ich bitte dich.

00:23:10: Irene Es gab 26 Tote, 26 tote Schmuggler. Ja, das muss man auch sehen. Die Zöllner haben geschossen. Du hast Recht. Sie haben nicht alle geschossen. Ich meine diese, diese Zweiteilung: Die einen sind Zöllner und die anderen sind Schmuggler. Das ging ja quer durch Familien. Ja, da traf man sich am Sonntag zum Geburtstag der Oma. Ja, die Schmuggler brachten den Kaffee mit, damit man schön feiern konnte. Und die Zöllner haben darüber hinweggesehen oder vielleicht sogar auch mal einen Tipp gegeben. Also das gab es ja auch, so nach dem Motto: Nächste Woche solltet ihr mal Pause machen oder so, oder. Ne, es gab aber auch tatsächlich Familien, wo es große Auseinandersetzungen gegeben hat. Es gab dann auch den Staat, der gesehen hat: Hmm, müssen wir nicht vielleicht da auch mal Leute versetzen? Also es sind zum Beispiel auch Menschen versetzt worden, Zöllner versetzt worden, die hier in der Eifel Menschen erschossen haben. Die sind dann an den Bodensee versetzt worden...

00:24:03: Martin Aus Furcht vor Rache?

00:24:03: Irene Nicht bestraft worden. Ja, weil man eigentlich dieser, dieser strafrechtlichen Frage: Was ist da eigentlich wirklich passiert? Ne, hat der geschossen, um zu töten? Hat er geschossen, um etwas aufzuhalten? Hat er geschossen, um sich selbst zu sichern? Vielleicht aus Notwehr heraus? Das ist alles damals überhaupt nicht in großer Form aufgeklärt worden.

00:24:22: Martin Ja, das muss man sich noch mal klar machen. Ich meine: Wir reden über Kaffee-Schmuggel. Und das hat immer irgendwie so ein bisschen was, klingt ein bisschen nach Kaffeefahrt. Und da versorgen sich so ein paar Leute irgendwie, damit sie am Sonntag irgendwie ein nettes Tässchen echten Kaffee trinken können. Aber das ist so eine Vorstellung, die wir, glaube ich, von heute da da drüber stülpen. Es ging um Verbrechen, nämlich Kaffee-Schmuggel.

00:24:45: Irene Du kannst mal gucken im Collier´s, ich zeig dir mal hier diesen Abschnitt. Vielleicht hast du Lust, den noch mal vorzulesen. Denn dieses amerikanische Magazin beschäftigte sich auch mit dieser Frage. Was war das damals?

00:24:59: Martin Fast die Hälfte des geschmuggelten Kaffees wird über eine sich 78 Meilen lang windende Grenze eingeschwärzt, etwa da, wo sich Deutschland, Belgien und die Niederlande treffen. Um den Schmuggel zu unterbinden, hat die Regierung eine Spezialeinheit aufgestellt. Vor Ort als Kaffee-Bullen bekannt. Ausgerüstet mit einer Anzahl PS-starker Kfz und einer Zahl speziell ausgebildeter Kaffee-Schnüffel-Hunde. Tausende von Leuten werden bestraft, eingesperrt oder zusammengeschossen. Da ist eine alarmierende Ähnlichkeit mit unseren eigenen Prohibitions- maßnahmen. Kaffee-Schmuggler haben ihre Informanten, die sogenannten Kaffee-Bräute. Die Kaffee-Bullen ihre Spione, die sich in die Schmuggel-Banden einschleichen. Da finden mit Schusswaffen ausgetragene Kämpfe auf bevölkerten Straßen statt. Auch in den Wäldern entlang der Grenze. Also, es geht richtig zur Sache.

00:25:55: Irene Ja.

00:25:55: Marko Kriegsähnliche Zustände.

00:25:57: Irene Und er hat noch einen Absatz geschrieben, Dieser Reporter von Collier`s, der mich sehr nachdenklich gemacht hat.

00:26:04: Martin Die Aachener Nachrichten haben ein Dauerthema namens Wildwest Aachen, unter welchem man Geschichten lesen kann wie diese: Mann getötet wegen 8 Pfund Kaffee. Westdeutschland kennt keine Todesstrafe für ein Verbrechen. Warum richtet man dann trotzdem jemanden hin, nur weil er Kaffee getragen hat? In den ersten acht Monaten 1952 kamen drei Schmuggler ums Leben. Elf wurden vom Zoll angeschossen.

00:26:33: Marko Na ja, gut. Also in der Tat, muss man sich ja fragen: Ist es angemessen, auf jemanden zu schießen, der ja eigentlich nur Kaffee schmuggelt?

00:26:42: Irene Ich habe in meinen Recherchen auch das Aachener Archiv besucht und den Aachener Archivar Thomas Müller. Der hat sich diese Zöllner Seite auch noch mal genauer angesehen. Und dieses bis an die Zähne bewaffnet zu sein, das ist deswegen ja auch spannend, weil es eben nicht immer nur diese lustigen Geschichten natürlich gegeben hat, sondern diese Zöllner auf Jagd sozusagen gingen und im Grunde genommen es fast egal war, wen sie antrafen. Es war immer ein Feind. Die machten natürlich keine Unterscheidung zwischen: Ach, der will ja nur sein Haus und Schmidt aufbauen, und der ist jetzt ein Vollprofi. Und andere sind wiederum anders damit umgegangen und haben vielleicht auch mal weggeguckt. Hören wir doch mal, was der Thomas Müller in seinen ganzen Recherchen über die Eifel und die Nachkriegszeit herausgefunden hat.

00:27:32: Marko Also Thomas Müller vom Stadtarchiv in Aachen.

00:27:35: Thomas Müller Es gibt das Phänomen, dass eine wahrscheinlich sehr große Zahl von Zollbeamten gezielt nicht geschossen oder daneben geschossen hat. Das ist was, das finden wir in Zeitzeugenberichten häufig, war natürlich damals eine Verletzung der dienstlichen Bestimmungen, wurde also in der Form nicht offen kommuniziert, findet sich insofern auch in den amtlichen Akten kaum oder nicht. Aber wir können davon ausgehen, dass gerade Zöllner, die etwas älter waren, etwas länger im Dienst waren, doch auch bestimmte Routinen entwickelt haben, so zu schießen, dass sie eben formal ihre Pflichten erfüllen, aber eben gewährleisten können, dass niemand verletzt ist. Also gezieltes Danebenschießen oder eben dann zu behaupten, meine Waffe hat nicht funktioniert. Also solche Dinge finden wir auch. Also das Bild der schießwütigen Zöllner, die gezielt massenhaft auf Leute schießen, stimmt in der Form nicht. Aber es gab eben Bedingungen, die haben auch riskante, tödliche, möglicherweise auch gezielt tödliche Schüsse begünstigt. Also ein sehr asymmetrisches Verhältnis: Den 26 getöteten Schmugglern und den sehr viel mehr verletzten, teils Schwerverletzten stehen allerdings auch drei getötete Zöllner gegenüber. Da konnten wir rekonstruieren: In einem Fall ist es sehr wahrscheinlich ein Mord gewesen, der damals einem Schmuggler Milieu zugeschrieben worden ist. Aber der Fall ist nie zuende ermittelt worden, ist also bis heute ungeklärt. Im Dorf Mützenich in der Eifel ist ein Zöllner in der Silvesternacht in eine Schlägerei geraten, als er an einer Kneipe vorbeiging. Ja, mit jungen Männern aus dem Dorf - besoffen, Schmuggler. Es gab eine Prügelei. Er hat Verletzungen erlitten, an denen er dann am nächsten Tag gestorben ist. Und es gibt einen dritten Fall: Ein Zöllner, der spurlos verschwand. Man hat dann sehr viel später die Leiche im Hohen Venn gefunden. Und laut der damaligen Presse wird ein Suizid vermutet.

00:29:36: Irene Wenn man mal sieht: 26 tote Schmuggler. Das war damals schon eine Zeit, die war ja kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Manche Zöllner kamen direkt von der Front wieder sozusagen in eine kriegerische Situation, die auch von der damaligen Bundesrepublik ja fast gerade schon befördert worden ist, nämlich dass man das ja als Krieg sozusagen gesehen hat, da in der Eifel. Und der Thomas Müller kann genauer erzählen, wie das war, mit dem: Wir wollen Schluss machen mit dem Schmuggel.

00:30:12: Thomas Müller Es ging soweit, dass diskutiert worden ist, den Einsatz von Handgranaten zu legalisieren, was dann allerdings nicht stattgefunden hat. Das zeigt sozusagen den Grad der Militarisierung dieser Geschichte, die sich auch im Medien-Diskurs spiegelt, in dem dann von Kaffee-Front die Rede war. Der Spiegel schreibt damals von der Hauptkampflinie des Kaffee-Schmuggels, als wären wir noch im Zweiten Weltkrieg, also ganz stark militarisiert in der Wahrnehmung und aus Sicht der Bonner Regierung spielt natürlich so was eine Rolle, die man hat vor der eigenen Haustür im nächstgelegenen Grenzabschnitt diese Eskalation, die als Kontrollverlust wahrgenommen wird. Das motiviert auch die damalige Regierung, insbesondere den Finanzminister, dem die Zollbehörden unterstehen, hier zu Mitteln zu greifen, die aus heutiger Sicht völlig inakzeptabel waren.

00:30:59: Marko Da wird hochgerüstet wegen Kaffee, da muss man sich ja schon ein bisschen fragen: Was soll das?

00:31:03: Martin Ja, und ist es das wert eigentlich? Weiß man das, wie viel Import-Zoll ist dem deutschen Staat, also dem westdeutschen Staat, muss man ja sagen, da abhandengekommen?

00:31:16: Irene Es waren Hunderttausende, es waren Hunderttausende Mark, muss man dran denken, dass wir ja damals noch Mark hatten. Es waren Hunderttausende Mark. Es war.

00:31:24: Marko Und man muss sagen, ich glaube ein VW Anfang der 50er Jahre kostete zweieinhalbtausend Mark.

00:31:30: Martin 2500-3000 Mark - ein VW-Käfer.

00:31:32: Irene Das war, das war richtig viel Geld. Man kann davon ausgehen, dass, wenn man 1 Pfund Kaffee, sage ich jetzt mal in Belgien kaufte, dieses Pfund für den doppelten Preis hier in Deutschland verkaufen konnte. Ihr könnt euch vorstellen, welche Gewinnmarge auch dahinter lag. Deswegen natürlich auch diese Professionalisierung des Schmuggels. Das waren wirklich Banden, die waren richtig, richtig gut organisiert. Das waren kriminelle Banden auch, muss man sagen, die haben mit denen, die in Schmidt geschmuggelt haben, in Mützenich und sonst wo in der Eifel, um sozusagen sich ein Leben wieder aufzubauen, was so in einigermaßen Wohlstand war, haben sie überhaupt nichts zu tun, das muss man sagen. Aber es gibt auch ganz lustige Geschichten. Da können wir noch mal in den Collier´s gucken, wie das so gewesen ist, wenn man denn erwischt wurde und was da auch manchmal an Kuriositäten vor Gericht gewesen ist.

00:32:23: Martin An einem warmen Sommertag ging ein Zöllner auf Streife durch die Wälder. Plötzlich erblickte er einen Mann, der in einem kleinen Teich stand. Nur sein Kopf schaute aus dem Wasser heraus. Der Mann bemühte sich, mit seinen Händen etwas unter Wasser zu drücken. Der Zöllner veranlasste den Badenden aus dem Wasser zu steigen. Der Gestellte entpuppte sich als ein bekleideter Mann und er hatte zwei Gummi-Säcke mit je 5 Pfund Kaffee bei sich. Der Zöllner schleppte den protestierenden Mann vor den Kadi. Als er vor dem Richter auftauchte, entschuldigte er sich wie folgt: Er sei durch den Wald geschlendert, über seine Tätigkeiten nachdenkend, da habe ein Fuchs gebellt. Ich muss den Fuchs schnappen, habe er zu sich selbst gesprochen. Der Fuchs fügt dem Vieh Schaden zu. Er sei gelaufen und gelaufen, habe den Fuchs aber nicht fangen können. Plötzlich sei er über zwei Säcke gestolpert und er habe gemerkt, dass sie Kaffee beinhalten. Er fuhr fort, er habe beabsichtigt, den Kaffee zum Zollamt zu bringen, aber es sei sehr heiß gewesen, und er sei von dem ganzen Gerenne müde gewesen. Als er dann zu diesem Teich gekommen sei, habe er sich entschlossen, ein kleines Bad zu nehmen. Der Richter fragte: Sie haben in voller Kleidung ein Bad genommen? Oh ja, sagte der Mann, ich war überall nass vom Rennen. Ich bin schon seit 40 Jahren Richter, aber ich habe noch nie einen größeren Lügner wie Sie gesehen, sagte der Richter. Obwohl es nicht alle Schmuggler so weit treiben wie der in dem Teich, so sind sie doch entschlossene Leute. Die Chancen stehen gut, dass sie ihr Geschäft weiterführen werden. So lange, wie der legale Kaffee- Preis diese absonderliche Höhe hat. Und so lange, wie die Deutschen sich weiter dem Kaffeetrinken hingeben.

00:34:12: Irene Ja.

00:34:13: Marko Ja, Kaffee trinken wir noch immer gerne. Noch ein Schlückchen?

00:34:16: Irene Und denkt bitte an die Milch. Die hätte ich dann auch gerne. Also, wie gesagt, wo sind wir jetzt? Wenn das kein Ende findet, dann wäre das ja immer so weitergegangen und es wäre wahrscheinlich immer krimineller geworden, weil ja, wie wir das auch schon besprochen haben, ja richtig gut Geschäft mit dem Kaffee auch gemacht werden konnte. Also irgendjemand hat mal geschrieben, dass der Reinerlös bei 3000 Kilo Kaffee 12.000 Mark gewesen ist. Also der Rein-erlös, ja.

00:34:47: Martin Das heißt drei, wenn ich richtig rechne, vier VW Käfer wären das gewesen zu der Zeit.

00:34:51: Irene Das könnte gut sein. Und ich sage mal, die Professionellen mussten ja auch ihre Leute bezahlen, und die mussten vielleicht auch mal für diesen Panzer-Spähwagen Geld bezahlen. So ein Fahrer, der soll 1000 Mark bekommen haben für eine Tour.

00:35:04: Marko Na gut, war ja auch gefährlich.

00:35:06: Martin Lebensgefährlich, kann man ja nun sagen.

00:35:08: Irene Ja, die mussten auch wirklich gut Auto fahren können. Ja, und dann muss man sich das so vorstellen, dass die Bundesregierung da war und sagte: Mein Gott, da geht uns wahnsinnig viel Geld verloren, dem müssen wir Einhalt gebieten. Und dann gab es natürlich auch die Politiker in der Eifel, die gesagt haben: Das geht hier so nicht weiter. Das ist ja tatsächlich Wilder Westen, hier wird geschossen. Wir haben es gehört: Im Collier´s - auf offener Straße wird plötzlich geschossen, die gesagt haben: Das muss aufhören. Und die natürlich auch versucht haben zu erklären, was mit ihrer Klientel denn da los ist. Also dass die Menschen in der Eifel jetzt nicht schmuggeln, weil sie das große Geschäft wittern, das waren andere, sondern weil sie einfach ihr Leben damit aufgebaut haben. Und dann kam peu a peu im Bundestag dann doch die Überzeugung zustande, dass man gesagt hat, wir müssen diese Kaffee-Steuer senken, anders kriegen wir das nicht in den Griff. Also wenn der Kaffee preiswerter wird, nur dann hört ja dann auch vielleicht der Schmuggel auf. Und da hat man darum viel debattiert, gemacht, getan. Und dann tatsächlich 1953 ist dann im Bundestag der Beschluss gefasst worden, und zwar von allen Fraktionen damals, die Kaffee-Steuer zu senken. Der einzige, der da nicht so für war, war der Bundesfinanzminister, der nämlich die Frage gestellt hat: Wie können wir das denn den Leuten erklären, dass wir auf der einen Seite auf eine Steuer verzichten und auf der anderen Seite vielleicht wichtige andere Dinge wie Bundesstraßen und so weiter nicht bauen. Aber dazu ist es überhaupt nicht gekommen, dass es dadurch weniger Einnahmen gegeben hat. Denn als der Kaffee dann nach diesem Bundestagsbeschluss in Deutschland preiswerter wurde, haben die Menschen noch viel mehr Kaffee getrunken. Und zwar so viel Kaffee, dass die Steuereinnahmen im Jahr danach gestiegen sind. Also es ist genau das Umgekehrte.

00:36:56: Marko Und was sagt uns das? Die FDP hat Recht - Steuern senken?

00:37:02: Irene Ich glaube, das kann man nicht so ohne Weiteres übersetzen.

00:37:05: Martin Vom Kaffeeschmuggel zur Wahlkampf-Unterstützung für die Liberalen.

00:37:07: Irene Das kann man nicht so ohne Weiteres übersetzen.

00:37:12: Marko Aber es ist ja erstaunlich. Normalerweise würde man ja sagen, wenn man jetzt die Steuern senkt, dann bricht das ein - natürlich, klar. Aber nein: Zur Wahrheit gehört, seitdem säuft der Deutsche noch mehr Kaffee.

00:37:22: Irene Der Schmuggel hat nicht wirklich aufgehört. Also dass er bei Null jetzt ist - ihr kennt das wahrscheinlich auch. Also hier in Westdeutschland kennt man das, dass man früher gerne nach Holland oder auch nach Belgien gefahren und hat dann sich ein paar Pfund Kaffee mitgebracht.

00:37:36: Marko Und Zigaretten waren auch wichtig.

00:37:38: Martin Zigaretten genau richtig. Da gab es ja auch entlang der deutsch-belgischen Grenze, kann ich mich erinnern, da gab es ja auch direkt über der Grenze immer diese ganzen Geschäfte, wo man dann eben stangenweise die Zigaretten bekommen hat.

00:37:48: Marko Wir kommen ja beide aus der Region. Ich verrate jetzt mal ein Schmuggel-Geheimnis.

00:37:52: Martin Ganz, ganz zum Schluss.

00:37:55: Marko Onkel Hein - Onkel Hein hatte ein Holzbein, aber Holz-Beine waren ja gar nicht aus Holz, die waren aus Plastik. Und das Holzbein war innen hohl. Hat der voll mit Tabak gestopft - ja sicher. Und dann immer über die Grenze. Immer - jahrelang - ist gut gegangen.

00:38:12: Martin Also das war aber dann Tabak, kein Kaffee.

00:38:15: Irene Und das hat kein Schnüffeln-Hund gemerkt.

00:38:18: Marko Vielleicht wollte der an Onkel Heins Bein nicht riechen.

00:38:22: Irene Denn das muss man ja sagen Kaffee, das war ja auch deswegen, sage ich mal gefährlich, den zu schmuggeln, wenn die Zöllner kamen: Das haben die ja meistens schon selber gerochen. Also wenn ihr mal an einer Tüte frischer Kaffeebohnen riecht, die haben einen ordentlichen Geruch. Also die Zöllner konnten manchmal selber ihre eigene Nase schon benutzen, um das rauszufinden. Aber wie gesagt, jetzt über diese Zeiten sind wir hinweg. Eigentlich ist alles gut. Heute gibt es andere Formen von Schmuggel, natürlich auch Waffen, die über Grenzen geschmuggelt werden, Drogen, die über Grenzen geschmuggelt werden. Also sage ich mal dem Schmuggel an sich, den Schmuggel an sich gibt es immer noch heute. Aber dieser spezielle Kaffee-Schmuggel ist nicht mehr da. Und man muss dazu sagen auch, dass die ganzen Eifler es auch in der Zeit bis 53 geschafft haben, tatsächlich wieder alles aufzubauen. Also es war dann auch wirklich gut. Also die brauchten es auch nicht mehr so zum zum Leben.

00:39:12: Marko Das heißt, arm ist Schmidt ja heute auch nicht mehr?

00:39:16: Marko Nein, aber es ist noch klein, es ist dörflich, aber es lebt heute auch das ist seltsam, immer noch vom Schmuggel.

00:39:23: Marko Ach.

00:39:24: Irene Ja, und zwar von den Schmuggel-Geschichten, also von dem, was wir hier gerade alles erzählt haben, auch zum Beispiel davon, dass diese Kirche, über die ich euch eben erzählt habe, die wieder aufgebaut worden ist in Schmidt bis heute "Sankt Mokka" heißt. "Mokka Türk" war damals die Kaffee-Marke, die man geschmuggelt hat, und danach ist dann auch die Kirche benannt worden. Die heißt bis heute so.

00:39:45: Martin Im Volksmund, ich nehme mal an, nicht offiziell.

00:39:47: Irene Im Volksmund, offiziell nicht...

00:39:49: Marko Oder steht da "Sankt Mokka" dran?

00:39:50: Irene Da steht Sankt Mokka dran, aber offiziell heißt die Sankt Hubertus. Da steht ein Schild dran, das daran erinnert. Und dieses Schild kommt eben halt daher, dass man in der Eifel entdeckt hat, dass man mit diesen alten Geschichten tatsächlich immer noch ein Geschäft machen kann. Weil viele Menschen hören diese Geschichten gerne. Viele Menschen gucken sich so eine Kirche an, viele Menschen wollen auch mal so ein Stück Schmuggler-Pfad gehen. Ich habe euch hier mal mitgebracht. Es gibt ja auch von der Rur-Eifel, von diesem Verein, der sich um die Touristik in der Eifel kümmert, da gibt es Broschüren, die heißen Historisch-literarischer Wanderweg zum Beispiel. Da kann man dann auch...

00:40:28: Martin Historisch, literarisch, das klingt jetzt nicht nach Kaffee, sag ich mal.

00:40:30: Irene Ne, das stimmt, das sind Wanderwege, die sich mit der Literatur beschäftigen, aber auch zum Beispiel mit Heinrich Böll, der zum Beispiel in der Eifel gerne eingekehrt ist oder auch gerne gewandert ist. Es gibt Geschichten über Ernest Hemingway, der die Hürtgen-Schlacht miterlebt hat...

00:40:50: Marko Ja, der war da, ja, ja.

00:40:52: Irene Und es gibt eben halt auch diese Geschichten, die erzählt werden, über den Schmuggel, weil die Eifel erkannt hat: Wir haben eigentlich mehr als Grün, wir können Geschichte und Geschichten erzählen. Und daraus hat sich eine Touristik entwickelt, die tatsächlich heute dafür sorgt, dass es solchen Orten gut geht, dass sie gern davon leben. Ich habe da auch mal in Schmidt mit einem Hotelier gesprochen, der heißt Michael Roeb und dessen Großvater war auch Schmuggler. Also er kommt auch aus einer Schmuggler Familie. Der Großvater hatte im Schlafzimmer einen Teppich liegen vor dem Bett. Wenn man den Weg wollte, konnte man da was aufmachen. Und dann tat sich ein Raum auf, wo Kaffee, Zigaretten und all diese Dinge Platz hatten.

00:41:38: Marko Hat der dir den gezeigt?

00:41:39: Irene Nee, das geht nicht mehr, ist umgebaut worden. Aber Michael Roeb hat halt an der Stelle, wo der Großvater auch eine Gaststätte hatte, da hat er heute sein Hotel. Und er ist im Grunde genommen tot-dankbar, dass es diese Vergangenheit gab. Sollen wir mal anhören, was er mir erzählt hat?

00:41:57: Roeb Wenn wieder mal Fernseh, Radio oder egal wo auch immer die Frage aufkommt in einem Quiz: Wie kommt Schmidt bzw. die Kirche an den Beinamen St. Mokka? Ja, dann geht man als Touristiker das Herz auf. Das ist ja - schöner kann es für uns nicht sein. Eine tolle Werbung. Wir sind stolz drauf, wir sind stolz auf unsere Vorfahren. Das, was die für uns getan haben, die haben mit diesem Schmuggel viele Häuser, die sie hier sehen, sind durch das Schmuggel-Geld aufgebaut worden. Insofern sind wir stolz auf das, was man damals gemacht hatte. Man muss halt sagen: Aus der Not raus. Wir sind nicht stolz auf Verbrechen oder Ähnlichem, aber wir sind stolz darauf, dass man aus der Not eine Tugend gemacht hat und damit unseren wunderschönen Ort aufgebaut hat.

00:42:46: Marko Und in der Mitte steht Sankt Mokka und wacht über die Sünden der Altvorderen.

00:42:51: Irene So ähnlich könnte man es sehen.

00:42:53: Marko Ja, ich meine, die Kirche hat immer so eine große Rolle gespielt. Man erinnere sich in Köln an das Wort "fringsen". Da ging es um Kohlenklau. Da wurden alliierte Zügel sozusagen - Zap rauf, Kohlen runter, fringsen. Das heißt die Kirche, die katholische Kirche hat immer gern ein Auge zugedrückt und in dem Fall hat sie sogar profitiert, weil das neue Gotteshaus jetzt da steht.

00:43:12: Irene Genau - es ging um Ernährung. Und so weiter. Aber wenn du schon den Herrn Frings ansprichst, also den Kardinal damals, der gesagt hat: Na ja, wer es braucht zum Leben, der darf es sich nehmen. Das ist ja nur der erste Teil. Den zweiten Teil haben alle vergessen, ihr anscheinend auch. Der hieß nämlich: Und wenn er wieder kann, soll er das, was er sich genommen hat, wieder zurückgeben.

00:43:39: Marko Liebe Kirche Sankt Hubertus... liebe Gemeinde.

00:43:43: Martin Nein, zurückgeben der Kirche.

00:43:47: Irene Nein, nein, nein. Es ging darum, wer sich was genommen hat. Zum Beispiel, erzählt mein Vater immer, dass sie zum Bahndamm gegangen sind und dann haben sie die Tür geöffnet von diesem Kohlen-Wagen, und dann fielen die Kohlen raus und dann haben die Kinder das halt aufgesammelt. Und so weiter. Und diese geklauten Kohlen haben dafür gesorgt, dass es warm war in diesen Nachkriegs-Wohnzimmern. Und was Kardinal Frings wollte ist, dass man natürlich dem Kohleunternehmen, das irgendwann mal später wieder zurückzahlt, was man sich damals in der Not genommen hat. Ja, das hat kein Mensch gemacht.

00:44:20: Marko Darum wäre ich jetzt mal schwer dafür, dass die katholische Kirche die könnte doch jetzt an den deutschen Fiskus. Also was hat die Kirche gekostet?

00:44:29: Irene Also man sagt aber, es wird weniger gewesen sein: 250.000 Mark.

00:44:33: Marko Na ja, also ich weiß, der Fiskus ist da immer gut im Rechnen. Wenn man Steuern hinterzieht, dann wird glaub ich mit 16 % veranschlagt. Von 19... wann ist das Ding gebaut worden ....52?

00:44:44: Irene Ja, das ist dann Anfang der 50er ist das gebaut.

00:44:46: Marko Ja, das wird sehr, sehr, sehr teuer.

00:44:49: Martin Darüber müssen wir jetzt, glaube ich, noch mal verschärft nachdenken. Vielleicht bei einem Tässchen Kaffee. Marko, hast du noch eins für mich?

00:44:55: Marko Sicher das.

00:44:56: Irene Oder vielleicht macht dir auch mal mit Euren Familien einen Ausflug nach Schmidt oder an den Rur-See und in diese Gegend. Das ist wunderschön. Da, da kann man gut hinfahren.

00:45:03: Marko Das finde ich auch.

00:45:04: Irene Und ich glaube, da gilt auch: Kännchen nur draußen oder irgendwie so was...

00:45:09: Marko Draußen nur Kännchen.

00:45:11: Martin Wir machen aber erst mal hier Tässchen voll wieder mit Milch und Zucker und sagen: Erst mal herzlichen Dank an Irene Geuer, die uns vom Kaffee-Schmuggel und ihrer eigenen Kaffee- Schmuggel-Tradition auch erzählt hat.

00:45:23: Marko Und wenn es euch gefallen hat da draußen, dann sagt es allen Schmugglern, Helfern, Zöllnern...

00:45:30: Martin Und wenn es euch nicht gefallen hat, dann sagt es bitte uns, und zwar nur uns. Unter der Adresse.

00:45:37: Marko www.diegeschichtsmacher.de - dort findet ihr alles, um euch mit uns in Kontakt zu begeben.

00:45:43: Martin Und wenn es euch ganz doll gefallen hat, dann werdet Förderer der Geschichtsmacher bei Steady. Ja, und uns bleibt eigentlich nur zu sagen: Ganz herzlichen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

00:45:55: Marko Wisst ihr, was ich jetzt mach?

00:45:57: Martin Kaffee halt.

00:45:58: Marko Danach war ich in die Eifel.

00:46:00: Martin Ach so, echt an den Rursee.

00:46:01: Marko An den Rursee. Über Schmidt...

00:46:05: Irene Das heute zu Nideggen gehört: Allen, die tatsächlich mal so eine Schmuggler-Route gehen wollen. Ich kann euch beruhigen, sie ist nicht 20, 30, 40 Kilometer lang, sondern sie ist nur 10,5 Kilometer.

00:46:17: Marko Ich finde so lang kann man mal einen Kaffee Päckchen tragen.

00:46:20: Martin Wir haben alle unser Kaffee Päckchen zu tragen.

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