Spitzensportler Jesse Owens

Shownotes

Unsere Kollegin Andrea Kath hat für ihr Zeitzeichen zu Jesse Owens nicht nur mit Nachfahren des einst schnellsten Mannes der Welt gesprochen. Sie traf auch die Filmemacherin Deborah Riley Draper, die den Dokumentarfilm "Olympic Pride, American Prejudice" über die Reise Jesse Owens und weiterer 17 afro-amerikanischer Athleten in die Hauptstadt des Hitler-Reiches gedreht hat.

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Geschichtsmacher Jesse Owens.wav

00:00:08: Intro Die Geschichtsmacher. Von Autorinnen und Autoren des Zeitzeichen.

00:00:26: O-Ton Kommentator 1936: The best Athletes in the World have come to Berlin and 51 nations are represented here today.

00:00:33: O-Ton Kommentator 1936<: the 6 fastest sprinters of the world are getting ready...

00:00:35: Marko Die 6 schnellsten Männer der Welt gehen an den Start. Spannung liegt in der Luft. Und dann.

00:00:44: Martin Willkommen zu den Olympischen Spielen 1936.

00:00:49: Marko Wir sind mitten in Nazi-Deutschland gelandet, willkommen bei den Geschichtsmachern.

00:00:57: Martin Und da geht Jesse Owens als erster durchs Ziel in - wie schnell war er?

00:01:02: Andrea Kath 10,3 Sekunden.

00:01:04: Martin 10,3 Sekunden und das war damals: Weltrekord?

00:01:08: Andrea Kath Das war in diesem Fall kein Weltrekord, aber er war der schnellste Mann der Welt.

00:01:12: Marko Zu Gast bei uns ist Andrea Kath. Du hast dich mit Jesse Owens beschäftigt, dem Olympiasieger von 1936 im 100-Meter-Lauf. Warum ist es spannend, sich mit dem zu beschäftigen?

00:01:25: Andrea Kath Es ist deswegen so spannend, sich mit ihm jetzt auch heute noch zu beschäftigen, weil er damals sich in Nazi-Deutschland sehr, sehr wohlgefühlt hat bei den Olympischen Spielen in Berlin. Und dazu muss man wissen Jesse Owens war ein afro-amerikanischer Leichtathlet.

00:01:42: Martin Also ein afro-amerikanischer Sportler, der nach Berlin kommt 1936, nach Nazi-Deutschland, und sich hier wohlfühlt. Darüber müssen wir sprechen. Du hast dich intensiv mit Jesse Owens und dem afroamerikanischen Olympiateam in Deutschland 1936 beschäftigt.

00:01:59: Andrea Kath Genau.

00:01:59: Marko Hast Du Dich schon immer für Sport interessiert,

00:02:02: Andrea Kath Ja.

00:02:03: Marko Vor allem für alte Sportler?

00:02:05: Andrea Kath Nee, nicht für alte Sportler, sondern generell für Sportler, vor allen Dingen für Leichtathletik. Ich war so ein. Also ich habe zum Beispiel die Olympischen Spiele 1972 in München war ich natürlich ganz weit vorne und habe mir alles Mögliche angeschaut. Und deswegen lag das ganz nah: 1936 Jesse Owens ist...

00:02:21: Marko Ist doch klar: 1972 - 36 ist eine Linie, ne?

00:02:23: Andrea Kath Nein, aber Leichtathletik. Aber Leichtathletik. Genau. Und ich fand es super spannend. Und im Laufe der Recherchen habe ich halt gemerkt, dass da sehr viel mehr dahinter steckt. Also nicht nur der Gewinn der Goldmedaille über 100 Meter in10,3. Sondern dass die Geschichte viel, viel weitergeht, weil damals dieses Gefühl: die afroamerikanischen Athleten kommen nach Berlin, nach Nazi-Deutschland, und die fühlen sich einfach hier total wohl. Und das fand ich so absurd letztlich, dass ich gedacht habe: So, da möchte ich jetzt etwas genauer zu wissen.

00:02:58: Martin Du sagtest, es gibt schon relativ viel zu dem Thema. Gab es zu diesem speziellen Thema auch schon was?

00:03:03: Andrea Kath Nein, bzw. es war nichts, was so offen zugänglich gewesen wäre. Also ich habe angefangen zu recherchieren und bin dann wirklich durch Zufall auf einen Film gestoßen von einer afroamerikanischen Filmemacherin, Deborah Riley Draper. Die hat einen Film gemacht, 2016 schon, und zwar "Olympic Pride, American Prejudice", also "Olympischer Stolz und Amerikanisches Vorurteil". Also man muss sich vorstellen, sie hat das Ganze, also die Olympischen Spiele 1936 in Berlin, erzählt aus der Perspektive der afroamerikanischen Athleten, die damals teilgenommen haben. 18 von ich glaube 312. Also da sieht man schon das Verhältnis. Und es war eben damals tatsächlich schwierig für afroamerikanische Athleten, überhaupt an die Spitze zu kommen. Also man musste zum Beispiel von den Südstaaten, wenn man dort nun lebte, musste man in die Nordstaaten ziehen, um überhaupt an eine Uni gehen zu können, um dort trainieren zu können.

00:04:09: Marko Man musste umziehen zum Trainieren?

00:04:11: Andrea Kath Richtig. Und das hat Jesse Owens auch gemacht. Also die Familie ist von den Südstaaten dann nach Cleveland gezogen und da erst hat er ein richtiges Training auch bekommen können. Vorher war das gar nicht möglich gewesen. Und das Besondere an diesen 18 afroamerikanischen Athleten war auch, was kann man sich vorstellen kann, dass sie eine besondere Gemeinschaft gebildet haben innerhalb des US-amerikanischen Teams. Und da können wir einfach mal hören, was Deborah Draper dazu sagt.

00:04:42: O-Ton Deborah Riley Draper: The 18 black athletes immediately formed a bond. They became a close knit community. Now within the team, you had white Americans from all over the country. Most of them were gracious and accepted the African-American athletes. Some of them were still carrying some of the discriminatory ways that they had grown up with as children. But largely the American athletes all accepted the black athletes. Where they ran into trouble was among the coaches and the American Olympic Committee leaders. Those leaders were very biased toward white athletes and did a lot of politicking to ensure that their favorite white athletes received spots on relay teams, spots on the Olympic team. Period. Even if they did not have the best times or they finished.

00:05:36: Martin Also das war wohl offensichtlich nicht ganz einfach. Die 18 schwarzen Athleten, sagt sie, schlossen sich sofort zusammen und haben so eine Art eigene Gemeinschaft gebildet. Und innerhalb des Teams gab es natürlich weiße Amerikaner aus dem ganzen Land und die meisten waren wohl diesen 18 schwarzen freundlich gegenüber eingestellt und akzeptierten die afroamerikanischen Athleten so im Großen und Ganzen Probleme gab es wohl vor allen Dingen mit den Trainern und mit den Leitern des amerikanischen Olympischen Komitees. Und zwar deswegen, weil die zuschauten, das vor allem die weißen Athleten Plätze in den Staffeln bekamen und in der Olympiamannschaft erhielten. Auch wenn die nicht die besten Zeiten hatten und wenn sie nicht vorne lagen und auch nicht als erste ins Ziel kamen. Also das heißt, die schwarzen Sportler mussten nicht nur sportlich an der Spitze stehen, sondern mussten auch noch irgendwie gucken, wie sie da durchkam. Und auch wenn sie die besten waren, hieß das nicht, dass sie automatisch vorne mit dabei waren und im olympischen Team nominiert wurden.

00:06:39: Andrea Kath Genau so ist es. Das ist ja auch dann passiert.

00:06:42: Marko Nun ist Jesse Owens offenbar damals schon einer der schnellsten Männer dieser Welt, zumindest der schnellsten Männer von Amerika. Das heißt, die gucken schon ganz besonders auf den oder?

00:06:54: Andrea Kath Jesse Owens ist Sohn eines Baumwollpflückers in den Südstaaten, also der Großvater war noch Sklave gewesen - das ist, um noch mal zu verdeutlichen, in welcher Zeit wir uns damals noch befinden. Und 1913 in Oakville, Alabama geboren. Und ich habe ja auch den Enkel von Jesse Owens interviewt, Stewart Owen Rankin. Es gibt eine Stiftung, eine Jesse Owens Foundation in den USA. Zu denen habe ich auch Kontakt aufgenommen. Und manchmal ist eben so eine Recherche dann auch, sagen wir mal, hat. Man hat auch manchmal Glück oder Pech. In diesem Fall hatte ich Glück, weil auch der Enkel von Jesse Owens, der jetzt diese Stiftung, diese Jesse Owens Stiftung leitet, mit mir sprechen wollten. Und der hat mir erzählt, wie sein Großvater zum Laufen gekommen ist.

00:07:44: O-Ton Stewart Owen Rankin My grandfather worked in the fields and picked Cotton with his family, and after a day's work, would like to run through the fields, and he got great enjoyment from running through the fields and degree of freedom. And then he was befriended by a coach who saw his running and saw his promise and possibility of being a great runner. Coach Riley, I think, took my grandfather under his wing and really helped develop him as a classically coached and well trained athlete. And it was from there that he just took off as a track star. I think my grandfather was becoming well-known as he achieved success at Ohio State University on their track team and the NCAA championships, where my grandfather broke world records and tied tied a fourth in the same event.

00:08:40: Martin Ja, also Stuart Owen Rankin erzählt, dass Jesse Owens, sein Großvater, auf den Feldern arbeitete damals und mit seiner Familie Baumwolle pflückte, und dass er nach einem Arbeitstag immer ganz gern durch die Felder rannte. Und er freundete sich dann mit einem Trainer an, der ihn wohl laufen gesehen hat und sein Potenzial erkannt hat. Trainer Riley war das. Und der nahm ihn unter seine Fittiche und von da an startete er durch und von da an begann seine Karriere. Und Jesse Owens wurde Leichtathletik-Star. Bekannt wurde er wohl, als er an der Ohio State University Erfolge erzielte. Vor den Olympischen Spielen brach er schon Weltrekorde bei der Leichtathletik-Meisterschaft in Michigan. State University, Ohio - das sind nicht die Südstaaten...

00:09:31: Andrea Kath Nein, das sind nicht die Südstaaten. Und das ist das, was eben seine Familie macht und was aber auch die Familien von anderen afroamerikanischen Athleten machten, nämlich von den Südstaaten in die Nordstaaten zu ziehen, damit sie dort überhaupt studieren und in diesem Fall auch überhaupt trainieren konnten. Denn in den Südstaaten war es zu dieser Zeit 1936, oder davor in den 30er Jahren, gar nicht möglich, dass Afroamerikaner studierten.

00:09:59: Marko Die sollten schön durch die Baumwollfelder rennen.

00:10:01: Andrea Kath Richtig, die sollten schön durch die Baumwollfelder rennen.

00:10:04: Marko So, dann schafft der das und der Vater zieht das ja auch durch. Ich meine, da muss ja eine ganze Familie hinter stehen, damit man da erst mal sagt: Okay, wir ziehen alle in den Norden, damit der Sohn überhaupt diese Chance bekommt. Das machen die, aber auch, da ist es noch immer nicht leicht.

00:10:22: Andrea Kath Es ist nicht leicht und am Anfang hat er natürlich auch gegen jede Menge Vorurteile zu kämpfen. Aber er setzt sich einfach durch, weil er so wahnsinnig schnell rennt. Und man hat immer versucht, seinen Laufstil zu beschreiben. Und der war alles andere als besonders athletisch. Er hatte einen merkwürdigen Laufstil. Aber er setzte sich eben durch, war super super schnell und eben dann auch mehrmaliger amerikanischer Meister. Und schlicht und ergreifend: Man kam an ihm nicht mehr vorbei.

00:10:52: Marko Im wahrsten Sinne des Wortes...

00:10:54: Andrea Kath Im wahrsten Sinne des Wortes. Wie zum Beispiel auch sein Enkel. Das ist auch eine sehr schöne Geschichte, die Stuart Owen Ranking erzählte. Sehr viel später, da war sein Großvater Jesse Owens schon lange natürlich im Ruhestand und schon etwas älter, und da erzählte Stewart Owen Ranking die Geschichte, wie er eben dann einmal seinen Großvater zum Wettlauf herausgefordert hat.

00:11:20: O-Ton Stewart Owen Rankin I was probably four or five, and at that time I was becoming conscious of the fact that he was famous and that he was famous for having been a fast runner. And growing up I played a lot of sports with my friends in the neighborhood that I grew up in. And I considered myself to be a pretty fast kid. And so one evening we were at my grandparents home in Chicago and there was a very, very long hallway. Or at least it seemed very long to me as a little kid, and I was standing in that hallway with my grandfather. And I said, I'll race you to the end of the hall. And I had visions of being able to claim that I beat the fastest man in the world in a foot race. And so he said, OK, he accepted my challenge and we ran the length of his hallway and he beat me. And I was really sad. I was really upset. I cried and made him feel bad. Unfortunately.

00:12:25: Martin Ja, das hat er sich wohl so nicht gedacht. Er hatte einen Fehler begangen, erzählt Stewart Owen Rankin, dass er seinen Großvater mal zu einem Wettlauf herausgefordert hat. Da war er 5, so was um dem Dreh. Und zwar wurde ihm da gerade bewusst, dass er berühmt war. Also nicht er, sondern sein Großvater berühmt war und sehr schneller Läufer war. Und eines Abends waren sie bei seinen Großeltern in Chicago, wo sie damals gewohnt haben. Und dort gab es einen langen Flur, und da hat er seinen Großvater zu einem Wettrennen herausgefordert bis zum Ende des Flurs. Wer da als erster ankommt, der hat gewonnen. Und dann erzählt er, dass er schon davon geträumt hat, wie er seinen Freunden erzählt, er habe den schnellsten Mann der Welt in einem Wettlauf geschlagen. Überraschenderweise hat er ihn dann doch nicht geschlagen, was ihn ziemlich geärgert hat. Er war also sehr wütend, hat er erzählt und hat vor Wut geweint und hat dann zu allem Überfluss auch noch seinem Großvater ein schlechtes Gewissen gemacht, deswegen.

00:13:21: Mann Mann Mann! Wie alt war Großvater da, als er den 6-jährigen geschlagen hat? Ungefähr? Ein alter Mann schon?

00:13:27: Andrea Kath Ja, schon ein alter Mann.

00:13:29: Marko Ein alter Mann. Gehen wir wieder zurück in seine Jugend. Gehen wir ins Jahr 1936. Dass die USA an den Olympischen Spielen überhaupt teilnehmen, ist erst mal zu diesem Zeitpunkt gar nicht so klar, kurz zuvor. Denn es ist schon klar, dass mit diesem Adolf Hitler und diesem seltsamen totalitären Staat, der sich in der Mitte Europas breitmacht, dass da nicht gut Kirschen essen ist und dass man vielleicht sogar erwägen sollte, da gar nicht hin zu reisen.

00:13:56: Andrea Kath Das war auch genau die Diskussion, die damals in den USA geführt wurde.

00:14:01: Marko Ist so ein bisschen wie heute Peking, ne?

00:14:03: Andrea Kath Richtig! Ja, ganz genau. Weil es ist tatsächlich so...

00:14:07: Marko ...man darf das nicht vergleichen. Also, Peking und das Dritte Reich, das ist schon was anderes. Aber auch da überlegt man sich Darf man da hinreisen, darf man nicht reisen? Und das war die Stimmung in den USA damals auch?

00:14:17: Andrea Kath Das war sogar ziemlich heftig. Und jetzt kommt eine weitere Person ins Spiel, die dem einen oder der anderen noch vom Namen her bekannt vorkommen dürfte, nämlich Avery Brundage. Der war damals der Vorsitzende des amerikanischen Olympischen Komitees, Avery Brundage.

00:14:34: Martin Moment Average Brundage. Das ist der "The games must go on" 72? Der war damals schon der Präsident des Olympischen Komitees?

00:14:41: Marko The Games must go on 72. Das war nach dem Attentat.

00:14:44: Martin Genau, richtig.

00:14:45: Marko Das muss man auch noch sagen.

00:14:46: Andrea Kath Damals war er dann aber schon der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. Damals war er halt hoher Sportfunktionäre in den USA. Und er ist im Vorfeld nach Berlin gereist und hat sich dann eben selbst davon überzeugt, dass in Berlin alles mit rechten Dingen zugeht, dass es keinen Antisemitismus gibt und so weiter und so fort...

00:15:06: Marko Der Adolf ist ein lupenreiner Demokrat!

00:15:07: Andrea Kath Richtig. So ungefähr. Jetzt muss man aber wissen, dass eben auch Avery Brundage so eine etwas zweifelhafte Vergangenheit hat in dieser Beziehung und nicht so ganz unvoreingenommen dorthin gefahren ist. Es gibt verschiedene Verstrickungen. Man hatte ihm in Aussicht gestellt - Brundage war damals Bauunternehmer - die neue deutsche Botschaft in Washington zu bauen, unter anderem. Und die Stimmung in den USA war gar nicht so klar. Er ist eben dann zurückgekommen, hat dem amerikanischen Olympischen Komitee Bericht erstattet und die Entscheidung, an den Olympischen Spielen in Berlin 1936 teilzunehmen, war super knapp. Also 56 Leute waren dagegen und 58 Leute waren dafür. Also es waren zwei Stimmen. Ansonsten, wenn diese zwei Stimmen nicht gewesen wären, dann hätten die Amerikaner damals die Olympischen Spiele boykottiert, denn das stand im Raum. Und als dann klar war, dass sie fahren würden, eben mit dieser ganz, ganz knappen Entscheidung, war es aber noch lange nicht so, dass dann alle ganz begeistert gewesen wären, sondern zum Beispiel auch Jesse Owens mit Anfeindungen dann zu tun hatte. Also man hat ihn angefeindet, weil er dann sagte: Ja, ich nehme an den Olympischen Spielen 1936 in Berlin teil und man hat gesagt: Das kannst du nicht machen als afroamerikanische Athlet in dieses rassistische Land...

00:16:29: Marko Wer hat das gesagt?

00:16:31: Andrea Kath Das haben zum Beispiel die jüdischen Verbände in den USA gesagt, oder Vereinigungen. Also die haben ganz klar gesagt: Das ist ein Zeichen, du kannst das nicht machen, oder - das galt ja für andere auch, für andere Athleten - aber du kannst da nicht hin! Und gerade weil er eben so prominent war, eben als der schnellste Mann der Welt. Und du fährst auch nach Berlin? Und jetzt kommt eben eine andere Perspektive noch rein, weil natürlich für Jesse Owens und für die anderen afroamerikanischen Athleten es ganz wichtig war, der Welt zu zeigen: Seht her, wir sind Afroamerikaner, wir sind in den USA auch diskriminiert und wir wollen der Welt zeigen, dass wir mithalten können, dass wir gut sind, und dass wir sozusagen genauso viel können, genauso viel wert sind wie - ich sage jetzt mal so - weiße Athleten.

00:17:20: Martin Also die sind ganz bewusst dorthin gegangen. Das war keine Zufallsgeschichte, sondern denen war klar, wo sie da hinfahren, und sie haben es trotz Anfeindungen im eigenen Land gemacht. Also Jesse Owens und diese 17 anderen afroamerikanischen Athleten sind nach Berlin gereist, 1936, im August. Wie ist es denen denn dann da ergangen?

00:17:43: Andrea Kath Das konnten sie ja vorher nicht ahnen, wie es ihnen da ergehen würde. Also ich glaube, der erste oder der Hauptgrund war wirklich der Welt zu zeigen: Seht her, afroamerikanische Athleten sind genauso gut, wenn nicht sogar besser als weiße Athleten. Also das ist jetzt ein bisschen sehr pauschal, aber ich sage mal, das war der Hauptgrund. Was dann aber passiert, das war, dass Sie in Deutschland, in Berlin ankamen, 1936, und dass sie festgestellt haben, dass sie auf einmal Dinge dort tun konnten, die Sie in den USA nicht tun konnten. Busfahren in der ersten Reihe. In ein Restaurant gehen und auch bedient zu werden. Also wirklich Freiheiten zu haben, die ihnen bis dato bis dahin in den USA verwehrt waren.

00:18:30: Marko Der Nazi-Busfahrer, der Nazi-Kellner war netter als der Landsmann zu Hause?

00:18:36: Andrea Kath Ja, es war sogar so, dass natürlich auch organisiert wurde, dass vor allen Dingen die afroamerikanischen Athleten auch bei deutschen Familien zum Tee eingeladen wurden und alle ganz begeistert waren von diesen warmherzigen, offenen, toleranten Deutschen. Also da haben sie ein Bild gezeichnet und es gibt da auch einen O-Ton von Jesse Owens. Einer der wenigen aus dieser Zeit, die überliefert sind, wo er das Olympische Dorf mit den sieben Weltwunder vergleicht,

00:19:10: O-Ton Reporter: Herr Owen, how do you like the Olympic Village? Wie gefällt es Ihnen im Olympischen Dorf?

00:19:10: Oh, I think the Olympic village is on of seven wonders of the World.

00:19:10: Eines der sieben Weltwunder, sagt er. Nun Das ist ein Lob, das wir uns gern anhören, wir Deutschen ja.

00:19:25: Andrea Kath Also Jesse Owens voll des Lobes. Und es gibt auch in seiner Autobiographie Äußerungen darüber, wie toll das denn in Deutschland gewesen ist, im Sommer 1936 in Berlin.

00:19:37: Marko Aber das war jetzt zeitgenössisch: Da hat ihn ein Reporter aus Deutschland gefragt.

00:19:40: Andrea Kath Richtig...

00:19:41: Marko ...Konzept Aufgegangen, würde ich sagen, oder

00:19:43: Andrea Kath Ja, das hat total funktioniert und...

00:19:44: Marko Und eigentlich, man muss doch sagen: eigentlich, wir sind in Nazideutschland, wir haben 1934, da gab es schon die ersten Gesetze gegen Juden, das waren die Rassengesetze von Nürnberg. Wir sind in einem absoluten Unrechtsstaat. Wir haben eine Bevölkerung, die sich als arisch definiert und viele glauben auch daran. Und für die ist Jesse Owens alles andere als ein Arier. Das heißt, er ist für die in Untermensch. Eigentlich. Trotzdem sind die nett zu dem. Das ist ja ganz erstaunlich!

00:20:18: Andrea Kath Ja, aber das war eben genau Teil des Plans, den Adolf Hitler oder alle, die eben die Olympischen Sommerspiele in 1936 in Berlin organisiert haben, der Welt zeigen wollten. Und vielleicht hören wir noch mal rein, was Deborah Riley Draper dazu sagt.

00:20:34: O-Ton Deborah Riley Draper Germany did a really good job of making sure that they felt welcome, and I suspect that many of the families that invited them to dinner and invited them for coffee were genuinely interested in meeting them and genuinely interested in having an Olympic athlete come to their house. But part of that was the propaganda of Hitler to make sure that there was nothing that would be derogatory, nothing that could be reported that said the country was evil or mean or bad.

00:21:10: Marko Also Deborah Riley Draper ist wohl offensichtlich auch sehr erstaunt gewesen, wie Deutschland wirklich dafür gesorgt hat, dass sich die Athleten und auch die schwarzen Athleten willkommen fühlen. Und viele der Familien, wo sie wohl zum Essen eingeladen worden - Also sie sind... Von deutschen Familien sind die Athleten eingeladen worden zum Essen, zum Kaffeetrinken. Und die fanden es wohl auch toll, einen olympischen Athleten im Haus zu haben. Aber ein Teil davon, sagt sie, war natürlich Propaganda, um sicherzustellen, dass eben über Deutschland nichts Negatives berichtet wurde.

00:21:45: O-Ton Kommentator: Sie machen sich fertig, voran Jesse Owens, seelenruhig, blank sich die bronzene Muskulatur des schwarzen Mannes, des Meisters von Amerika. Müller pfeift. Ruhe soll herrschen im großen Stadion der 100.000. Der gewaltigste Kampf beginnt um die Schnelligkeit, der Kampf um die 100 Meter. Atemlos verfolgt die Menge jetzt den Start: auf die Plätze. Fertig, los! Wie eine ??? sind sie losgeschossen, jetzt komm schon Jesse Owens, zurück liegt Metcalfe. Borchmeyer stampft verzweifelt auch der kleine ??? nach vorne unerreichbar ins Ziel. Erster Jesse Owens, zweiter Metcalfe. Dritter Osendarp, und vierter wieder ein Amerikaner, Wykoff. Das ist das Ende der großen Entscheidung, der hier 100..000 entgegengefiebert haben. Jesse Owens unschlagbar!

00:22:40: Marko Da blieb immer zwischendurch ein bisschen der Kommentar weg.

00:22:44: Andrea Kath Richtig. Und vor allen Dingen war auch die Begeisterung über den Sieg von Jesse Owens..

00:22:50: Martin Hielt sich in Grenzen...

00:22:52: Andrea Kath ...vor allen Dingen, weil der zweite ja auch ein Afroamerikaner war, nämlich Ralph Metcalfe. Gold und Silber gingen eben an die USA und in diesem Fall halt an zwei afroamerikanische Läufer.

00:23:03: Marko Es war... Er stilisiert es schon als den großen Lauf Schwarz gegen Weiß, sozusagen. "Der bronzefarbene schwarze Hüne." Ja, es ist schontoll, ne.

00:23:13: Andrea Kath Aber interessant ist das tatsächlich, dass Jesse Owens Publikumsliebling war. Das Stadion, das hat man vielleicht im Hintergrund ein bisschen gehört, die waren total begeistert und haben eigentlich auch erwartet, dass er gewinnen würde. Das war schon so - egal, wie die sonstige Stimmung war - aber in diesem Fall waren Sie tatsächlich begeistert von Jesse Owens

00:23:33: Martin Goldmedaille im 100-Meter-Lauf. Dann gab es eine Siegerehrung. Kommen wir vielleicht auch noch mal gerade reinhören, wie die abgelaufen ist.

00:23:42: O-Ton Kommentator 1 Olympische Siegerehrung. 100-Meter-Lauf der Männer. Erster: Owen, Vereinigte Staaten, 10,3.

00:24:03: Martin So je stehen wir auch auf, rechte Hand auf dem Herzen... such nur, wo es ist, genau.

00:24:11: Marko Herzlos. Aber das war natürlich für Nazideutschland die vorweggenommene Kriegsniederlage eigentlich.

00:24:18: Andrea Kath Ja, das war schon ziemlich schwer für alle. Ich sage mal vor allen Dingen für die Trainer und auch für die Offiziellen, die Funktionäre, für die Politiker. Für Adolf Hitler persönlich war das schon ja schwierig zu akzeptieren. Also, er musste es ja akzeptieren, aber hätte nicht damit gerechnet...

00:24:40: Marko War er an dem Tag im Stadion, weiß man's?

00:24:42: Andrea Kath Das weiß ich nicht genau. Ehrlich gesagt.

00:24:44: Marko Aber weiß man, wie er reagiert hat?

00:24:46: Andrea Kath Man weiß auch nicht genau, wie er reagiert hat. Aber wir können mal reinhören, wie Deborah Lee Draper diese Situation interpretiert hat.

00:24:54: O-Ton deborah Riley Draper Well, what this meant for Germany and for Hitler, it was embarrassing because he assumed that his athletes the, you know, the finest Aryan athletes on the globe would be far superior than the degenerate Negro athletes, as he would term them. Because he believed that White was better than black, stronger, faster, swifter and that the Aryan athletes would demonstrate how superb and superior they were. And that did not happen.

00:25:26: Martin Ja, so eine peinliche Angelegenheit für Herrn Hitler und das Deutsche Reich, sagt Deborah Riley Draper. Denn er ging natürlich davon aus, dass seine Athleten, die die besten arischen Athleten der Welt seien, die den degenerierten Neger-Sportlern, wie es damals hieß, weit überlegen sein würden, dass sie stärker, schneller, flinker wären und dass die arischen Athleten zeigen würden, wie überlegen sie sind. Aber das ist eben nicht passiert.

00:25:56: Andrea Kath Ja, nicht nur, das ist nicht passiert, sondern es ist noch mehr passiert. Also Jesse Owens hat sich dann ja im Verlauf der Olympischen Spiele der Wettbewerbe als der oder wurde der erfolgreichste Athlet dieser Spiele. Also er hat ja insgesamt vier Goldmedaillen gewonnen und das war etwas, womit eben Hitler und die Funktionäre nicht gerechnet hatten. Und es war ja nicht nur Jesse Owens, es gab auch noch andere afroamerikanische Athleten, die eben Gold und Silber und Bronzemedaillen gewonnen hatten. Also diese 18 afroamerikanischen Athleten waren unfassbar erfolgreich im Vergleich zum Rest.

00:26:32: Marko Der absolute Nazi-Albtraum.

00:26:35: Andrea Kath Ja genau, der absolute Nazi-Albtraum.

00:26:38: Marko Es fehlt nur noch, dass noch ein paar Juden um die Ecke kommen, auch noch gewinnen.

00:26:41: Andrea Kath Ja, das gibt ja auch eine Geschichte. Das ist vielleicht einigen bekannt, aber den meisten wird es nicht bekannt sein. Also die vierte Goldmedaille war ja die 4 mal 100 Meter Staffel. Die haben die USA auch die Goldmedaille gewonnen und es war am Anfang so, dass halt afroamerikanische Läufer, in diesem Fall eben Jesse Owens und Ralph Metcalfe, als die beiden erfolgreichsten Läufer bei diesen Wettbewerben gesetzt waren und zwei jüdische weiße Sprinter.

00:27:10: Marko Das wäre die super Niederlage geworden,

00:27:12: Andrea Kath das wäre die super Niederlage geworden. Und da kommt eben wieder Henry Brundage ins Spiel, der gesagt hat Also das wird kolportiert, er habe sich persönlich bei Adolf Hitler oder sich mit ihm besprochen und sich dann persönlich dafür eingesetzt, dass eben diese beiden jüdischen Sprinter ersetzt wurden durch zwei weiße nichtjüdische Sprinter, die aber deutlich schlechter waren.

00:27:36: Martin Die sind einfach mal ausgetauscht worden.

00:27:38: Andrea Kath Die sind einfach ausgetauscht worden...

00:27:41: Marko Um auf Adolf Rücksicht zu nehmen. Die lupenreinen Demokraten.

00:27:44: Andrea Kath Richtig. Ganz genau. Ganz genau.

00:27:46: Marko Bitter, dass die Amerikaner da mitmachen und müssen sich diesem Brundage eigentlich fügen. Das scheint ja der Ober-Diktator zu sein im amerikanischen Team

00:27:55: Andrea Kath ja nicht nur Brundage. Also in diesem Fall war auch der Lauf Coach oder der Lauf-Trainer war damit befasst. Und Deborah Riley Draper, die Filmemacherin, hat ja am Anfang erzählt, dass die afroamerikanischen Athleten nicht so sehr die Probleme hatten innerhalb des amerikanischen, vorwiegend weißen Teams, sag ich jetzt mal, sondern die Probleme waren bei den Funktionären und bei den Trainern. Die waren halt deutlich gegen sie eingestellt und fanden das irgendwie ziemlich - Ich sag jetzt mal ganz flapsig - blöd, dass sie, weil die afroamerikanischen Athleten besser, schneller waren als die Weißen, ihnen die Startplätze geben mussten. Und sie haben alles daran gesetzt, dass das nicht passierte. Und jetzt hatten sie eine Möglichkeit zu sagen Hey, wenn wir jetzt schon diese beiden Afroamerikaner da am Start haben, dann gehen wir wenigstens noch darauf ein und sagen: Hey, jetzt aber noch zwei jüdische Sportler, das geht gar nicht.

00:28:49: Martin Wie ist es ausgegangen?

00:28:51: Andrea Kath Die haben trotzdem die Goldmedaille gewonnen. Die waren einfach so überragend. Also die waren so schnell, das war dann nicht das Thema. Aber sag mal von den Zeiten. Näher hätten eigentlich diese beiden jüdischen Sprinter dort starten sollen. Und ich sage jetzt jüdische Sprinter, ich möchte sie jetzt auch mal mit Namen nennen, auch wenn die Namen immer schwierig sind. Aber das waren Marty Glickman und Sam Stollar. Die hätten eigentlich starten sollen und durften aber nicht starten.

00:29:16: Marko Jesse Owens wird mit vier Goldmedaillen der erfolgreichste Athlet dieser Olympischen Spiele 1936. Ich stelle mir vor, am Ende gibt es doch wahrscheinlich so eine riesengroße Fete. Und dann muss Adolf Hitler doch mal vorbeikommen und zumindest dem Erfolgreichsten auf die Schulter klopfen und sagen: Warst ein prima Typ! Leute wie dich könnten wir brauchen in Deutschland. Passiert das?

00:29:38: Andrea Kath Nein, das ist nicht passiert. Es gibt da die Geschichte. Oder es wird immer wieder die Frage gestellt Hat denn Adolf Hitler Jesse Owens die Hand gegeben, weil er eben so überragend war. Also, würde man erwarten: So ein überragender Sportler, da geht man halt mal hin und schüttelt mal die Hand. Und das hat er nicht gemacht. Und es wurde immer damit begründet, dass nach dem Protokoll, so sagen es zumindest die ganzen Quellen, die ich ausgewertet habe, es gar nicht üblich war damals, dass Adolf Hitler persönlich irgendeinem Olympiasieger die Hand geschüttelt hat. Was hinter den Kulissen passiert ist, das ist natürlich eine ganz andere Geschichte, aber in der Öffentlichkeit hat er das nicht gemacht. Und interessant ist in diesem Zusammenhang halt, dass immer wieder diese Frage gestellt wurde. Also gab er ihm nun die Hand oder gab er ihm nicht die Hand? Und ob Jesse Owens deswegen beleidigt gewesen sei oder nicht? Und da gibt es eine ganz interessante Geschichte, die Stewart Owen Ranking dazu erzählt.

00:30:37: O-Ton Stewart Owen Rankin The answer to that question is: no, Hitler did not shake my grandfather's hand. My grandfather did not meet Hitler, as far as I know. And the the quote that is often used in this confusing debate is the quote around: "Hitler did not snub me my own president, president Roosevelt snubbed me." And what my grandfather meant by that comment is that he never expected Hitler to acknowledge him. He never expected Hitler to receive him or congratulate him. He would have expected that of his own president of the United States. And so that's why it felt like a snub from the president of the United States and not from the dictator of 1936 Germany.

00:31:21: Martin Also ganz klar, sagt Stuart Owen Ranking, Hitler hat Jesse Owens nicht die Hand gegeben. Sein Großvater hat Hitler gar nicht getroffen. Aber es gibt eben ein Zitat, das oft verwendet wird und immer wieder aufkommt und das offensichtlich zur Verwirrung beiträgt. Und dieses Zitat lautet so ungefähr: "Hitler hat mich nicht brüskiert. Mein eigener Präsident, Präsident Roosevelt, hat mich brüskiert." Und was sein Großvater damit meinte mit dieser Bemerkung ist, dass er nie erwartet hat, dass Hitler ihn empfängt oder ihm gratuliert. Deswegen konnte Hitler ihn auch nicht brüskieren. Von seinem eigenen Präsidenten aber hätte er es erwartet. Deswegen war es eine Brüskierung durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten und eben nicht durch den deutschen Diktator.

00:32:03: Andrea Kath Genau weil es tatsächlich so war, dass, als die afroamerikanischen Athleten bzw. die gesamte Olympiamannschaft der USA zurückkehrte in die USA, dass Präsident Roosevelt sich geweigert hat, die afroamerikanischen Athleten im Weißen Haus zu empfangen, was üblich gewesen wäre, zumal einen viermaligen Goldmedaillengewinner. Sorry!

00:32:27: Martin Also das wäre im Protokoll gewesen. Also eigentlich war das vorgesehen Empfang der siegreichen Olympioniken im Weißen Haus.

00:32:36: Andrea Kath Na, die weißen Athleten sind ja empfangen worden.

00:32:40: Marko Ok, ok, nur die Schwarzen mussten draußen bleiben.

00:32:44: Andrea Kath Richtig, die mussten draußen bleiben. Und jetzt muss man wissen, das war in einer Zeit, wo die nächsten Wahlen in den USA anstanden. Und Franklin Delano Roosevelt hat gedacht: Wenn ich jetzt die afroamerikanischen Athleten im Weißen Haus empfange, dann vergrätz ich mir die potenziellen Wähler in den Südstaaten. Und dann hat er halt gedacht: Nö, das mache ich besser mal nicht. Und hat sich einfach geweigert, sie zu empfangen.

00:33:10: Martin Und so kommt es, dass sich dann die afroamerikanischen Athleten in Deutschland wohler gefühlt haben als in den USA.

00:33:19: Andrea Kath Genau. Und so erklärt sich auch, warum Jesse Owens dann auch später in seiner Autobiografie geschrieben hat, dass eben nicht Hitler ihn beleidigt habe, weil von dem er nichts erwartet. Er wusste ja, in was für ein Land sie gefahren sind. Also dass, wenn sie selber gesagt haben, wir haben uns hier wohlgefühlt - die wussten natürlich, in was für ein Land sie gefahren waren. Nur zu Hause in den USA war es für sie aus ihrer Perspektive nicht viel besser. Und deswegen war es natürlich eine wahnsinnige Beleidigung für Jesse Owens und für die anderen 17 afroamerikanischen Athleten, dass der Präsident der Vereinigten Staaten sie nicht empfangen hat, denn sie haben ja im Prinzip das Ansehen der USA vermehrt, sie waren alle unheimlich stolz, Teil dieses Teams gewesen zu sein, kommen jetzt nach Hause und im Prinzip müssen sie erkennen, es hat sich für uns überhaupt nichts verändert.

00:34:17: Martin Also siegen wollte man schon mit ihnen, die Goldmedaillen hat man sich gerne hingehängt. Aber danach bitte husch husch ins Körbchen und bitte nicht ins Weiße Haus.

00:34:27: Andrea Kath Genau. Olympic Pride and American Prejudice, also der olympische Stolz, das war in Ordnung. Aber die Vorurteile und der Rassismus, den hat man natürlich damit nicht abgeschafft.

00:34:40: Marko Wenn man heute den Namen Jesse Owens hört, dann mag es beim ein oder anderen noch klingeln. Aber keinen der 17 und keine der 17 anderen wüsste ich heute. Kennst du jemanden?

00:34:56: Martin Nein, nein, nein, natürlich nicht. Also...

00:35:00: Marko Du, Andrea?

00:35:01: Andrea Kath Ich muss ganz ehrlich sagen, bevor ich mich mit der Geschichte intensiver beschäftigt habe, habe ich tatsächlich auch nur Jesse Owens und alle anderen. Das habe ich mir dann im Laufe der Zeit. Jetzt während der Recherchen habe ich dann erfahren, wie erfolgreich die waren und zum Teil auch, was danach passiert ist. Jesse Owens war damals junger Familienvater und es war innerhalb des US-amerikanischen Teams ausgemacht, dass die noch in Europa bleiben sollten, um dann Wettkämpfe zu bestreiten.

00:35:31: Marko Und dann hat man Geld auch verdient?

00:35:32: Andrea Kath Richtig, da hat man Geld verdient. Und Jesse Owens hat gesagt: Nee, also meine junge Familie, ich muss da jetzt zurück. Und dann hat Avery Brundage tatsächlich es geschafft, ihm den Amateur-Status abzuerkennen. Er hat einfach behauptet, und das ist nicht widerlegt worden, dass, weil eben Jesse Owens entschieden hat, zurück in die USA zu gehen, dass er noch irgendwelche anderen Geldquellen gehabt haben müsse, sonst wäre er ja in Europa geblieben und hätte Geld verdient. Hat er aber nicht gemacht. Das hat aber bedeutet, man hat ihm sozusagen den Profi-Status angeklebt und damit konnte er dann tatsächlich kein Geld mehr verdienen. Also das war eben diese Geschichte, warum er dann in den USA zurück in den USA gezwungen war, solche bizarren Dinge zu tun, wie gegen Rennpferde zu laufen, was auch gefaked war - natürlich kann ein Läufer nie gegen ein Rennpferd gewinnen. Und damit hat er dann halt in den ersten Jahren nach den Olympischen Spielen von Berlin 36 sein Geld verdient. Das war ziemlich hart.

00:36:35: Marko Ich meine, als er in Berlin gewann, da war er wie alt? 22, 23?

00:36:40: Andrea Kath 1910 geboren.

00:36:44: Marko Joah, 23. Das heißt, er hätte als Sportler ja noch ein paar Jährchen vor sich gehabt.

00:36:53: Andrea Kath Richtig. Und das ist eben auch das, was sehr tragisch ist, weil seine Karriere als Sportler in den USA war damit zu Ende.

00:37:02: Martin Das heißt, Höhepunkt 1936 vier Goldmedaillen und dann wie mit der Guillotine abgeschnitten, nichts mehr.

00:37:09: Andrea Kath Ganz genau.

00:37:10: Marko Und das war ein mieser rassistischer Sportfunktionär es so will.

00:37:14: Andrea Kath Ganz genau. Ja, so war das.

00:37:17: Marko Tragisch. Was ist aus ihm geworden? Wovon hat er gelebt, außer dass er gegen Rennpferde angetreten ist?

00:37:23: Andrea Kath Er hat sich in verschiedenen verschiedene Dinge getan, mehr oder weniger erfolgreich, eher weniger erfolgreich. Und ist dann aber tatsächlich in den 50er 60er Jahren Sport-Botschafter der USA geworden. Also man hat sich dann tatsächlich an ihn erinnert und hat gesagt, Mensch, na also. Zumal er ja weltweit populär war. Das war er einer der populärsten Sportler der USA in dieser Zeit damals. Und damit konnte er dann Geld verdienen. Aber das hat lange gedauert.

00:37:55: Martin Ja, eigentlich eine bittere Geschichte mit den Olympischen Spielen und Jesse Owens mit diesem Triumph. Und dann anschließend eben letztendlich das Nichts, Pferderennen und ähnliche Dinge. Gibt es irgendetwas aus dieser Zeit, olympia 1936, was Jesse Owens positiv mit den Olympischen Spielen verbunden hat? Klar, die Goldmedaillen natürlich. Aber gab es darüber hinaus etwas?

00:38:17: Andrea Kath Ja, es gab etwas. Und zwar eine besondere Freundschaft, die in dieser Zeit entstanden ist. Und zwar zu Luz Long. Luz Long war damals einer der besten Weitspringer. Und die beiden haben sich bei den Wettbewerben kennengelernt. Und da gibt es eine schöne Geschichte, wie nämlich Jesse Owens immer Probleme hatte mit dem Absprung beim Weitsprung. Also er ist irgendwie immer daneben getreten und es war nicht optimal. Also wenn man sich erinnert, dieses Brett und dann kommt es ja manchmal auf Zentimeter an. Da muss man optimalen Absprung haben, sonst verschenkt man einiges. Und da hat Luz Long ihm im Training und auch bei den Vorwettkämpfen hat ihm sozusagen geholfen, seinen Absprung zu verbessern. Allerdings dann eben mit dem Ergebnis, dass Jesse Owens weiter gesprungen ist, als Luz Long, letztlich, und dann die Goldmedaille gewonnen hat. Aber daraus ist eine wunderbare Freundschaft entstanden. Aber auch sehr traurige Geschichte. Und vielleicht hören wir dann noch mal Stewart Owen Ranking, was er dazu sagt.

00:39:27: O-Ton Stewart Owen Rankin The Long family and the Owens family are still connected and still in touch. The friendship that they forged in 1936 in the face of all of the discrimination that was going on in Germany and the United States, their friendship that they forged was very, very special. They were both competitors and they were competing against each other, obviously. But the level of sportsmanship demonstrated between the two of them and that friendship, I think, is is one of the most precious things that comes out of the 1936 games. Yeah, it's really sad and unfortunate that lets Long did not get to live long and continue to perpetuate the friendship with my grandfather. It is sad.

00:40:10: Martin Also die Familie Long und die Familie Owens sind offensichtlich immer noch miteinander befreundet. Das finde ich ziemlich bemerkenswert. Über 80 Jahre später. Und man steht offensichtlich noch immer in Kontakt, zwischen den Familien gibt es eine große Zuneigung, sagt Stewart Owen Ranking, und eine Menge Respekt zwischen diesen Familien. Diese Freundschaft, die sie 1936 geschlossen haben, war etwas ganz Besonderes für seinen Großvater. Sie waren ja Konkurrenten, das haben wir eben gehört, und traten natürlich gegeneinander an. Aber die Sport-Kameradschaft und die Freundschaft zwischen den beiden war eines der wertvollsten Dinge, die aus diesen Spielen von 1936 für seinen Großvater hervorgegangen sind, sagt sein Enkel. Und er findet es schade, dass Luz Long nicht mehr sehr lange gelebt hat nach 1936, um diese Freundschaft weiter fortzuführen. Ist er im Krieg gestorben?

00:41:03: Andrea Kath Genau. Luz Long ist 1943 in Sizilien gestorben. Da gibt es auch unterschiedliche Aussagen zu. Also man weiß nicht genau, ist er jetzt an einer Verletzung gestorben, im Feld oder im Krankenhaus. Aber Fakt ist, dass er am 14. Juli 1943 gestorben ist.

00:41:21: Marko Und was für eine schöne Geschichte. Der Nazi-Sportler hilft dem Afro-Amerikaner und der gewinnt auch.

00:41:29: Andrea Kath Ja, wobei ich jetzt müsse ich zur Ehrenrettung von Lutz Long sagen...

00:41:33: Marko Warum Ehrenrettung?

00:41:34: Andrea Kath Nein, weil du gerade sagtest: der Nazi-Sportler. Das stimmt natürlich auf eine Weise. Auf die andere Weise gibt es auch Äußerungen von Lutz Long selbst, der dann Jesse Owens geschrieben hat. Es gibt einen Brief, wo er schreibt, er wäre sich nicht mehr so sicher, ob die Sache, für die er da eben auch in den Krieg zieht, ob das so die richtige Sache sei. Also er stand dem Ganzen auch verhältnismäßig kritisch gegenüber.

00:42:03: Marko Nun könnte man ja sagen, wenn man wohlwollend auf diese Spiele von '36 guckt, dann ist es vielleicht, wenn man sich so eine Geschichte zwischen Luz Long und Jesse Owens anguckt, ein Triumph der Menschlichkeit, der sportlichen Fairness. Es hätte aber auch die Geschichte sein können, des Triumphes der Afroamerikaner, die zum Ersten Mal zeigen konnten der Welt: guck mal, ist nicht so weit her mit der arischen Rasse und guckt mal, wir machen es besser. Hat das irgendeine Auswirkungen gehabt in der Nachkriegsgeschichte? Hat das irgendwie auch unter den Afroamerikanern für Aufwind gesorgt? Waren die stolz auf die 18?

00:42:47: Andrea Kath Also ist es so, dass diese 18, das war ja das bis dahin größte afroamerikanische Team innerhalb einer US olympischen Mannschaft. Und es ist schon so, dass sie den Weg bereitet haben und für alle, die danach kamen, also einfach zu zeigen Wir können das, wir sind sogar besser. Und was aber nicht passiert, das ist tatsächlich in dieser Zeit die Anerkennung. Also die wurde Ihnen ja letztlich verweigert. Vielleicht haben wir da auch noch mal Deborah Lee Draper, was Sie dazu zu sagen hat im Internat.

00:43:21: O-Ton Deborah Riley Draper It meant a lot because this meant the opportunity to represent the African-American community globally, to be seen. Representation is very powerful and to be able to represent black people on the biggest international stage in sports meant visibility. It meant they hoped and prayed it would mean respects. They hoped and prayed it would mean equality. But at the very least, it certainly meant visibility and it meant representation. And they knew that would open the doors for black athletes for a generation after generation after generation. This is the original dream team.

00:44:02: Martin Es bedeutete sehr viel, sagt Deborah Riley Draper, nämlich die Möglichkeit, die afrikanische Gemeinschaft weltweit zu vertreten, gesehen zu werden, schwarze Menschen zu repräsentieren auf der größten internationalen Bühne, die der Sport zu bieten hat. Und das bedeutete schlicht und ergreifend Sichtbarkeit. Sie hofften auf Respekt, sie hofften, es würde Gleichheit bedeuten. Und sie wussten, dass sich die Türen für schwarze Sportler öffnen würden. Und zwar Generation nach Generation nach Generation. Und dann sagte sie etwas, das ich nicht verstanden habe, nämlich, dass dies, diese 18 Sportler, das ursprüngliche Dreamteam gewesen sein. Was, was es das, das Dreamteam, das eigentliche, Ursprüngliche?

00:44:45: Andrea Kath Ich löse es auf. Wenn man heute von Dreamteam spricht, dann spricht man von einem Basketballteam, also die 1992 als erste dann bei den Olympischen Spielen in Barcelona in diesem Fall teilgenommen haben, um Irving Magic Johnson. Da ist das Dreamteam. Und da sagt sie aber, aber das eigentliche, das Original Dreamteam, das waren die 18 afroamerikanischen Athleten 1936 in Berlin.

00:45:13: Martin Haben sich denn dann die Türen geöffnet, so wie Deborah Reilly Draper beschreibt, dass die Hoffnung waren? Ist es so gekommen?

00:45:19: Andrea Kath Also wenn man auf die 18 afroamerikanischen Athleten jetzt nur mal schaut, hat es tatsächlich 80 Jahre gedauert. Es hat 80 Jahre gedauert, bis sich dann tatsächlich für die Familien, also die Enkel und auch die Kinder, die Türen des Weißen Hauses geöffnet haben. So muss man das sagen. Und es ist auf eine Initiative von Deborah Lee Draper zurückzuführen. Und das erzählt sie auch sehr schön:

00:45:48: O-Ton Deborah Riley Draper In 2016, I wrote to the White House to please, for the first time in history, invite the families of the black athletes from 1936 to formally come to the White House. And President Obama, the Olympic Committee and Procter and Gamble helped arrange for the families of these 18 athletes. Most of them were able to come in to the White House for the first time and represent their families who had all died. But their children and their grandchildren were present to meet the president with the 2016 Olympic team, and that was 80 years in the making. It took 80 years for that to happen.

00:46:31: Martin Also, 2016 hat Deborah Riley Draper an das Weiße Haus geschrieben, offensichtlich im Zusammenhang mit dem Film, den sie gemacht hat, um zum Ersten Mal in der Geschichte die Familien der schwarzen Athleten von 1936 ins Weiße Haus einzuladen und Präsident Obama, das Olympische Komitee und Procter Gamble - interessanterweise - haben dabei geholfen, dass die Familien der 18 Athleten zum ersten Mal eben dorthin eingeladen wurden. Die Athleten selber waren zwar alle gestorben, aber ihre Kinder und Enkelkinder, die waren da, um den Präsidenten und die Olympiamannschaft von 2016 zu treffen. Das hat also 80 Jahre gedauert, bis sich da mal was getan hat, bis sie wirklich eine Einladung ins Weiße Haus bekommen haben, bis das eben passiert ist.

00:47:18: Andrea Kath Man denkt 80 Jahre später, also die, die es am meisten interessiert hätte oder für die es eine wirkliche Anerkennung gewesen wäre, die waren nun leider schon alle gestorben. Und um so erstaunlicher fand ich es dann, was dort ohne Ranking dazu gesagt hat, wie wichtig das für die Familien war, nach so langer Zeit dann doch noch eine Anerkennung zu bekommen.

00:47:41: O-Ton Stewart Owen Rankin So my mother, Marlene and my aunt, Beverly, attended the White House in 2016 to make up for the slight that the Roosevelt administration dealt the African-American athletes in 1936. So the event itself was very, very special and meaningful to the family. It was an honor. So long overdue.

00:48:04: Martin Ja, also seine Mutter Marleen und seine Tante Beverly waren 2016 dabei im Weißen Haus, wo die 18 Olympia-Athleten von 36 gewürdigt wurden. Und für die ganze Familie war es ein ganz besonderes Ereignis, eine Ehre, sagt er. Das Ereignis war bedeutsam für die gesamte Familie und vor allen Dingen war es längst überfällig. Ja, kann man so stehen lassen.

00:48:28: Andrea Kath Das kann man so stehen lassen. Spät. Aber immerhin kann man sagen.

00:48:33: Martin Auf jeden Fall eine Geschichte, ein Stück Geschichte, was seit 80 Jahren bis in die Gegenwart hineinreicht.

00:48:40: Andrea Kath Und vor allen Dingen muss man sich ja vorstellen. Oder können wir uns vorstellen, was das für die Familien bedeutet hat. Man hätte natürlich schon sehr viel früher darauf kommen können, sich an diese Pioniere der afroamerikanischen Athleten zu erinnern.

00:48:55: Marko Na ja, man muss sagen, hätte man sich ein wenig später versucht, daran zu erinnern, dann wären die nicht eingeladen worden ins Weiße Haus. Es gibt offenbar immer so Zeitfenster, wo Dinge möglich sind. Und wenn man jetzt heute zum Beispiel darüber nachdenkt, würde man als Sportler gerne nach Peking fahren. Dann steht man ja vor einer ähnlichen Frage, von der auch Jesse Owens vielleicht mal gestanden hat. Also ich will jetzt gar keinen billigen Vergleich ziehen, weil die Zeiten ändern sich immer. Aber die Frage ist natürlich: Kann man als Sportler in ein Unrechtsregime fahren, um dort Sport zu treiben? Bei Jesse Owens ist es natürlich nochmal doppelt prägnant, weil er sozusagen als Afroamerikaner sogar noch zum Gegenmodell dessen gehört, was die Nazis sich unter einem gelungenen Menschen vorstellen. Der war ja nicht schwarz, sondern er war blond und arisch. Und jetzt geht man da hin. Das ist so ein bisschen, als würde heute ein Uigure nach Peking reisen, um da zu 100-Meter-Lauf anzutreten. Würde man das machen? Gibt es ja heute auch Diskussionen auf.

00:49:54: Martin Ja, die meisten in dieser extremen Variante wahrscheinlich nicht, aber die Diskussion findet ja statt und trotzdem finden auch natürlich die Olympischen Spiele statt, und zwar ich denke mal mit den allermeisten Athleten, weil für die meisten ist es eben auch der absolute Traum, da einmal dabei zu sein und wenn schon nicht auf dem Treppchen zu stehen, aber zumindest sagen zu können ich war dabei bei den Olympischen Spielen und ich finde, das ist dann auch eine sehr schwierige Sache von den Leuten einzufordern: Das ist aber ein Regime, was uns nicht gefällt. Fahr da mal nicht hin!

00:50:25: Marko Ja, aber die Frage ist: Hätte Jesse Owens sich anders entscheiden sollen 1936? Hätte er sagen sollen: Nee, da fahr ich nicht hin?

00:50:34: Andrea Kath Also, wenn man mal das alles zusammenfasst, was auch sowohl Stuart Owen Rankin als auch Deborah Draper gesagt haben, dann war aus ihrer Perspektive diese Entscheidung natürlich richtig. Weil es das erste Mal eben afroamerikanische Athleten auf die Weltbühne gebracht hat. Die haben das genutzt, die waren unsichtbar, mehr oder weniger. Und sie haben halt diese Bühne genutzt. Jetzt kann man natürlich sagen: Im großen Weltkontext ist das zu hinterfragen, natürlich. Aber aus ihrer Perspektive war das genau das Richtige, was sie getan haben. Also das erste Mal auf der Weltbühne zu erscheinen und dann auch noch so erfolgreich zu sein.

00:51:17: Marko Und man kann sehr froh sein, dass der so viel Gold gefunden hat. Hätte verloren.

00:51:22: Andrea Kath Na, das wollen wir uns jetzt gar nicht vorstellen. Aber was es auch zeigt, ist in diesem - also wenn man jetzt den Bogen ins Heute schlägt, also die Olympische Spiele in Peking, dann zeigt es eben, dass solche Dinge im Sport in dieser Dimension nie unpolitisch ist. Ja, also in beide Richtungen. Also das ist natürlich auch ein politisches Statement in diesem Fall zu sagen, wir nutzen jetzt die Olympischen Spiele in Berlin 1936, um uns zu präsentieren. Genausogut hätten sie sagen können: Wir boykottieren das. Wir fahren da nicht hin, weil wir eben ein Zeichen setzen wollen gegen Nazi-Deutschland.

00:52:02: Martin Wer weiß, ob wir dann über dieses Thema heute gesprochen hätten, wenn die diese Geschichte boykottiert hätten. So haben wir es getan. Eine Geschichte von 1936, die wirklich bis in die Gegenwart hineinreicht. Andrea Kath, ganz herzlichen Dank dafür, dass du mit uns diese Stunde verbracht hast und über Jesse Owens und den 100-Meter-Lauf in 10 komma was? 5 Sekunden...? 10,3 Sekunden... uns darüber erzählt hast und die ganzen Hintergründe dazu erläutert hast.

00:52:35: Marko Wo ist denn heute der Weltrekord? Ich habe keine Ahnung.

00:52:37: Andrea Kath 9,58 glaube ich. Usain Bolt. Schaut mal nach, ich bin mir nicht sicher.

00:52:43: Marko Ich würde sagen, der erste, der es unter 11 für uns schafft, der kriegt auch wieder was. Und es gehört zum guten Ton, immer was mitzubringen, Andrea. Was hast du mitgebracht, was wir an den ersten verlosen, der unter 11 kommt?

00:52:55: Andrea Kath Ja Natürlich, dieses tolle Buch, von deborah Riley Draper. Und Deborah Riley Draper hat 2020 aus dem Material, was sie für ihren Film recherchiert hatte, ein Buch gemacht.

00:53:06: Marko Also wenn ihr die 100 unter elf läuft und uns als erste schreibt, dann kriegt ihr dieses Buch von Andreas handsigniert.

00:53:13: Andrea Kath Okay.

00:53:13: Martin Und damit sind wir am Ende dieser Folge der Geschichtsbücher. Noch einmal ganz herzlichen Dank an die Kollegin Andrea Kath.

00:53:21: Marko Und wenn es euch gefallen hat, dann sagt das euren Freunden.

00:53:25: Martin Und wenn es euch nicht gefallen hat, dann sagt es uns. Und zwar bitte nur uns und damit vielen Dank und bis zu den nächsten Geschichtsmachern in 14 Tagen. Tschüss!

00:53:36: Marko Tschüss!

00:53:36: Andrea Kath Tschüss!

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