Götter, Krieg und Wissenschaft: Die Geschichte der Sonnenfinsternisse, Teil 2

Shownotes

Nicht nur Schaulustige und Amateur-Astonomen - wenn eine Sonnenfinsternis angekündigt wird, machen sich Physiker, Chemiker, Kosmologen auf den Weg. In der Neuzeit entwickelte sich das Himmelsschauspiel zum Objekt wissenschaftlicher Neugier. Im zweiten Teil des Geschichts-Podcasts über Sonnenfinsternisse geht es um planetare Umlaufbahnen, ein neu entdecktes Element und um nichts weniger als die Revolution unseres gesamten Weltbildes.

Plötzlich waren alle im "SoFi-Fieber": Halb Deutschland machte sich 1999 auf, um die totale Sonnenfinsternis zu beobachten - ausgestattet mit geschwärzten Pappbrillen, die es überall für kleine Mark gab. Doch die meisten brauchten sie nicht: Am großen Tag war der Himmel wolkenverhangen. Marko und Martin hatten damals Glück: Auf einer Burg bei Schwäbisch-Hall konnten sie das Spektakel in einer Regenpause beobachten.

Die Faszination Sonnenfinsternis ist heute genauso so groß wie im Altertum (hier der erste Teil unseres Geschichtsvereins-Podcasts). In der Neuzeit zog das Naturschauspiel immer mehr das wissenschaftliche Interesse auf sich - um die Zusammensetzung und Eigenschaften der Sonne selbst zu studieren, und um mithilfe von Sonnenfinsternissen andere Phänomene zu erforschen. Doch dafür musste man erst einmal wissen, wann und wo genau sie stattfinden würden. Die Berechnung stellte sich als kniffelige Angelegenheit heraus, selbst dann noch, als die grundlegende Himmelsmechanik bekannt war.

Im zweiten Teil unseres Geschichts-Podcasts über Sonnenfinsternisse folgen Marko Rösseler und Martin Herzog dem Astronomen Edmond Halley bei seinen Versuchen, zu Beginn des 18. Jahrhunderts Ort und Zeit einer totalen Sonnenfinsternis vorauszusagen, entdecken im 19. Jahrhundert mit Hilfe der Spektroskopie ein neues chemisches Element und stellen mit Hilfe von Albert Einstein und seiner Allgemeinen Relativitätstheorie im 20. Jahrhundert unser gesamtes Weltbild auf den Kopf - alles möglich allein dadurch, dass sich die Mondscheibe vor die Sonne schiebt. Unterstützt werden sie bei ihrer Zeitreise vom Kölner Astronomen Manfred Gaida.

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Falls Du den ersten Teil verpasst hast, gibt es hier die erste Folge von "Götter, Krieg und Wissenschaft" über Sonnenfinsternisse im Altertum

Weitere wichtige Links:

Hier geht es zu Martins WDR-Zeitzeichen über die Sonnenfinsternis des Archilochos.

Transkript anzeigen

die Geschichtsmacher: Sonnenfinsternis, Teil 2

00:00:00: Martin: Kannst du dich noch an diese Brille erinnern?

00:00:01: Marko: Ja. So eine schwarze Brille aus Pappe.

00:00:04: Martin: Ja, genau richtig, die man so aus diesen 3D-Filmen früher kannte.

00:00:08: Marko: Ja, aber bei den drei 3D-Filmen waren zwei Farben und bei der Brille war nur einfach dunkel.

00:00:14: Martin: Genau richtig.

00:00:15: Marko: Und das war dafür, dass man sich die Augen nicht verblitzte, wenn man in die Sonne schaute.

00:00:19: Martin: Genau. Genau.

00:00:20: Marko: Zu Tausenden wurden diese Brillen, glaube ich, verkauft. Damals.

00:00:23: Martin: Für die... für die SoFi hieß das damals, die Sonnenfinsternis. SoFi hat man gesagt.

00:00:28: Marko: Ja. Und wir haben uns alle auf die SoFi vorbereitet. Wir sind sogar verreist. Und heute wollen wir mal klären, wie man so eine SoFi, so eine Sonnenfinsternis vorhersagt. Denn der Martin weiß, wie es geht. Herzlich willkommen bei...

00:00:40: Titelmusik Die Geschichtsmacher. Von Autorinnen und Autoren des ZeitZeichens.

00:00:57: Martin: 1999 war das...

00:00:59: Marko: ...als die SoFi kam.

00:01:01: Martin: Und wir haben sie gesehen zusammen. Wir waren einige der wenigen, die dies überhaupt zu Gesicht bekommen haben.

00:01:07: Marko: Wir haben aber auch Opfer dafür gemacht, muss man sagen. Wir sind weit gereist, also für unsere Verhältnisse damals in Süddeutschland. Wir waren noch Studenten und wir haben uns in die Bahn nach Süddeutschland gesetzt oder ins Auto...

00:01:19: Martin: Ins Auto. Ich glaube irgendwie, irgendjemand hat uns um den VW-Bulli und damit sind wir dann zu ich weiß nicht wie viel Leuten darunter gegondelt, nach Schwäbisch Hall.

00:01:27: Marko: Und da gibt es eine alte Burg, die Tannenburg, die gehörte einer Familie Zipperer - vielleicht gibt es die auch noch, Keine Ahnung. Auf jeden Fall aber auf der Tannenberg, der Zipperers, da haben wir dafür gecampt, dass...

00:01:37: Martin: ...im strömenden Regen...

00:01:39: Marko: Ja, und alles war wolkenverhangenen. Am nächsten Tag sind wir klatschnass irgendwie oben auf die Zinnen dieser Tannenberg. Der Himmel riss auf und...

00:01:47: Martin: ...und zwar fünf Minuten vor dem Zeitpunkt, wo die vollständige Sonnenfinsternis eintreten sollte. Das war, als hätte da irgendwie jemand oben an den Wolken gerissen, dass die aufgehen. Und dann dauerte das genau bis fünf Minuten nach der Sonnenfinsternis. Und dann macht es auch wieder zu und hat geregnet. Aber wir haben sie gesehen, komplett.

00:02:06: Marko: Wir haben sie gesehen und ich erinnere mich daran, dass es doch ein sehr, ja auch mystisches Ereignis war. Also das Licht veränderte sich komplett. Es wurde so ein bisschen grünlich, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.

00:02:18: Martin: Ich glaube, es war eher so ein bisschen violett, aber ich kann's dir nicht mehr genau sagen.

00:02:23: Marko: Auch die Schatten veränderten sich, die nahmen so eine elliptische Form an, kurz vorher. Und dann haben wir alle nur noch auf den Himmel geguckt und haben dann gesehen, wie sich diese Mondscheibe kreisrund vor die Sonne schob und sie dann komplett verdeckte, sodass man nur noch ein bisschen Rand sehen.

00:02:41: Martin: Genau, die Korona, die Sonnen-Korona hat man da gesehen. Aber vorher schon: Ich fand das unglaublich faszinierend. Diese Burg ist ja nun eben erhöht, wie so eine Burg normalerweise ist. Und da schaut man dann so ein bisschen ins Land. Und dann kam dieser, dieser Kernschatten heran gerast und man konnte sehen, wie der so über die Hügel heran gerauscht kam. Und dann war es ja plötzlich eine ganz seltsame Atmosphäre. Es war komisch still, hatte ich so den Eindruck...

00:03:07: Marko: Ja, die Vögel haben aufgehört zu zwitschern und...

00:03:09: Martin: So für zwei Minuten ungefähr war das eine ganz eigenartige Atmosphäre. Es war nicht Tag, es war nicht Nacht, es war irgendwas dazwischen.

00:03:18: Marko: Dass das den Menschen im Altertum was bedeutet hat, das hast du in der vorigen Folge erklärt. Heute wollen wir mal erklären, wie die Neuzeit sozusagen auf Sonnenfinsternisse guckt, wie man vor allem herausgefunden hat, wie man sie berechnen kann. Und du hast's drauf, ne, Du kannst das?

00:03:34: Martin: Ich kann das so was von berechnen. Ja, nee, nee, um Gottes willen, das ist nicht ganz so trivial, wie man sich das vorstellt, selbst wenn man weiß, wie diese ganze Himmels-Klapperatistik funktioniert, mit Sonne, Mond und und Erde, wie das alles funktioniert. Das ist nicht ganz einfach. Aber es geht nicht nur um die Art und Weise gehen, wie man so eine Sonnenfinsternis vorher oder auch zurück berechnet, sondern wir werden auch über diverse Entdeckungen sprechen, die nur durch Sonnenfinsternisse möglich geworden sind. Zum Beispiel die Entdeckung eines chemischen Elementes. Ich weiß nicht. Hast du eine Idee, welches das sein könnte?

00:04:18: Marko: Ööööh...

00:04:18: Martin: Schon nah dran - nicht ganz. Wir werden da gleich drüber sprechen und wir werden darüber sprechen, inwiefern eine Sonnenfinsternis 1919 im Prinzip unser gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt hat.

00:04:34: Marko: Jetzt stellen wir uns aber noch mal ganz blöd, also Sonnenfinsternis: Wo wir damals hingereist sind, wir haben es natürlich aus der Zeitung vorher erfahren. Es war rauf und runter in den Medien das Thema. Alle wussten, dass sie kommen würde. Wenige haben sie gesehen, weil die Wolken davor waren.

00:04:50: Martin: Überall in Deutschland war es bewölkt und regnerisch, nur.

00:04:53: Marko: Bei uns die Sonne geschienen und dann hat sich der Mond davor geschoben.

00:04:56: Martin: So ist es genau. Also das ist letztendlich das, was da bei einer Sonnenfinsternis passiert. Die Bahnen von Sonne und Mond treffen sich - also scheinbar. Die treffen sich natürlich nicht wirklich, sondern scheinbar. Von der Erde aus betrachtet scheinen die sich übereinander zu legen und dann, je nachdem wie die sich schneiden, gibt es dann eben eine Teil-Sonnenfinsternis oder eine totale Sonnenfinsternis, wenn sie sich also ganz genau voreinander treffen.

00:05:22: Marko: So, und der Mond ist groß genug, dass er die ganze Sonne bedeckt?

00:05:26: Martin: Und das ist tatsächlich ein erdgeschichtlich gesehener Ausnahmefall, dass der Mond genau so weit weg ist, dass der bei seiner Größe oder eher Kleinheit von der Erde aus exakt genauso groß erscheint wie die Sonne. Das wird übrigens nicht immer so der Fall bleiben, denn der Mond bewegt sich im Jahr drei Zentimeter von der Erde weg.

00:05:47: Marko: Und das heißt in zehn Jahren 30 Zentimeter...

00:05:50: Martin: Zentimeter. Ja, und das dauert dann noch eine Weile, also diverse Millionen Jahre, vermutlich Milliarden Jahre, bis der Mond dann aber so weit weg ist, dass es keine totale Sonnenfinsternis mehr geben kann, weil er einfach dann zu klein von der Erde aus erscheint und die Sonne einfach dann viel größer ist hinter der Sonne. Also insofern sind wir in einem Glücksmoment der Erdgeschichte im Moment.

00:06:12: Marko: Aber das heißt, es gab vorher auch Jahre, wo der Mond sozusagen größer erschien.

00:06:17: Martin: Ja klar, natürlich war dann eben die Sonne total verdeckt. Das war aber zu einem Zeitpunkt, wo sich niemand dafür interessiert hat, was da oben passiert, weil es keine Menschen gab. Das ist einige Millionen Jahre her.

00:06:28: Marko: So beim letzten Mal haben wir darum gekümmert, dass sich schon die alten Chinesen vor mehr als 4000 Jahren darum gekümmert, wie eine Sonnenfinsternis zustande kam. Die Babylonier haben es auch getan und die Griechen haben dann herum dilettiert. Und wann haben wir denn angefangen, also wirklich zu verstehen, wie eine solche Sonnenfinsternis wirklich funktioniert? Wer waren da die wichtigsten Forscher und warum haben sie sich dem gewidmet?

00:06:55: Martin: Ja, also da muss man den Griechen schon so ein bisschen die Ehre zukommen lassen. Die haben das dann irgendwann auch einigermaßen gut rausgefunden, wie das ist mit der Sonnenfinsternis. Das war halt dann nur eben ein bisschen später als die Chinesen und die Assyrer. Was man braucht, um eine Sonnenfinsternis vorherzusagen? Also man hat einerseits mit Tafeln angefangen, das hatten wir in der letzten Folge: die Assyrer, die das dann über Jahrhunderte aufgeschrieben haben, wann irgendwelche Sonnenfinsternissen wo wie stattfanden. Und mit diesen Tafeln hat man sehr, sehr lange gearbeitet, eigentlich bis in die jüngste Vergangenheit hinein. Aber so richtig, ganz genau und auf die Minute, fast auf die Minute genau, hat das als erster Edmond Halley geschafft, vorherzusagen.

00:07:43: Marko: Der mit dem Kometen, den kennt man ja.

00:07:44: Martin: Genau Edmund Halley, der ja immer als Entdecker des Halley'schen Kometen bezeichnet wird, das war er nicht wirklich...

00:07:50: Marko: Wenn er schon den Namen trägt, dann denkt man natürlich...

00:07:53: Martin: Ja, dass das der Entdecker gewesen ist. Nee, der hat es nur zusammengebracht, dass drei verschiedene Kometen, die man beobachtet hat in den Jahrzehnten zuvor und Jahrhunderten zuvor, dass das ein und derselbe Komet gewesen ist. Das hat er nämlich aufgrund von Berechnungen von seinem Freund Isaac Newton hat er das deduziert, dass dieser Komet eben einer ist und nicht drei verschiedene.

00:08:14: Marko: Also wir befinden uns irgendwo in der Mitte des 17. Jahrhunderts, da guckt ein Edmund Halley in die Luft und vor allem an den Himmel und hat da einen Kumpel, Sir Isaac Newton. Auch kein ganz unbeleckter Mann, also die schauen sich den Himmel an?

00:08:27: Martin: Genau. Und da hat er eben nicht nur sich um Kometen gekümmert, die auf ähnlichen Bahnen laufen wie die Planeten, sondern er hat sich eben auch um die Sonnenfinsternis gekümmert und hat versucht, dann eben mit den Daten, die er hatte, und mit den Formeln, die er von Isaac Newton hatte, versucht zu berechnen, wo denn der Kernschatten einer solchen Sonnenfinsternis genau lang läuft und wann das genau passiert. Und da ist er 1715 darauf gekommen, dass es eine totale Sonnenfinsternis über Südengland geben würde. Und dann hat Halley in der Funktion als Hofastronom, das war der nämlich damals, hat er ein Flugblatt herausgegeben mit einer Karte, wo diese Sonnenfinsternis erwartet würde...

00:09:14: Marko: Also angekündigt.

00:09:15: Martin: Er hat das angekündigt, hat gesagt, da und da wird das lang laufen.

00:09:19: Marko: Also, so wie wir es damals eigentlich auch erfahren haben, nämlich aus der Zeitung oder aus den Nachrichten. So hat er damals auch angefangen: liebe Engländer, erschreckt mal nicht, Ihr habt hier was zu erwarten.

00:09:30: Martin: Genau. Im Prinzip haben die Engländer das auch aus der Zeitung erfahren. Und jetzt wollte aber Halley nicht nur seinen lieben Mitbürgern mitteilen: Da kommt was, und ich erzähl euch jetzt mal, wo das ist. Sondern er wollte überprüfen, ob das, was er sich da so ausgedacht und was er berechnet hat, auch tatsächlich stimmt. Und deswegen wollte er, dass möglichst viele Leute diese Sonnenfinsternis über Südengland beobachten und ihm dann berichten, ob sie eine totale Sonnenfinsternis gesehen haben oder eine Teil-Sonnenfinsternis und ob denn dann eben auch der Kernschatten genau da lang gelaufen ist, wo er gedacht hat, dass das sein würde.

00:10:07: Marko: Wir reden immer vom Kernschatten. Was ist der Kernschatten genau?

00:10:11: Martin: Der Kernschatten ist der Bereich, wo man tatsächlich dann bei einer totalen Sonnenfinsternis diese totalen Sonnenfinsternis auch sieht. Wenn man da am Rande ist oder außerhalb des Kernschattens, dann sieht man immer noch eine Sonnenfinsternis. Die ist aber dann nicht total. Dann ist halt die Sonne so halb abgeschaltet oder 3/4 abgeschaltet, je nachdem.

00:10:30: Marko: Oder man sieht ein bisschen Rand von der Sonne.

00:10:31: Martin: Genau richtig so und der Kernschatten ist eben da, wo der rüber zieht, da ist totale Sonnenfinsternis, dann eben auf der Erde. Ja und das hat er Halley angekündigt seinen Landsleuten in England und sah es aber für notwendig, da auch so eine Art Achtungs-Schild mit einzubauen, weil zu dem Zeitpunkt 1715 da doch noch der eine oder andere an Unheil geglaubt hat, wenn so eine Sonnenfinsternis übers Land zieht, vielleicht magst Du mal lesen.

00:11:01: Marko: Da eine solche Finsternis in den südlichen Teilen Großbritanniens seit vielen Jahren nicht mehr gesehen wurde, hielt ich es nicht für unangebracht, der Öffentlichkeit einen Bericht darüber zu geben, damit die dunkle Finsternis die Menschen nicht überrascht, welche sonst dazu neigen würden, sie als unheilvoll zu betrachten und als Vorbote des Bösen für unseren souveränen Herrn König George und seiner Regierung. Gott beschütze sie. Hierdurch aber werden Sie sehen, dass nichts darin übernatürlich ist und nicht mehr als das notwendige Ergebnis der Bewegungen von Sonne und Mond. Und wie gut diese Bewegungen verstanden werden, wird sich durch diese Finsternis zeigen. Ja.

00:11:46: Martin: Und tatsächlich haben das dann viele gemacht. Viele sind diesem Aufruf nachgekommen und haben geschaut, wann und wo denn jetzt diese totale Sonnenfinsternis zu sehen war. Und im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass Halley das Eintreten der totalen Sonnenfinsternis auf vier Minuten genau berechnet hat, also sehr akkurat. Und Halley versucht dann mit diesen Daten künftige Sonnenfinsternisse natürlich genauer vorherzusagen, aber auch vergangene zu berechnen und mit den Berichten von Sonnenfinsternissen abzugleichen von früher. Also solche Sonnenfinsternisse, wie zum Beispiel der gute Archilochos geliefert hat, die wir in der ersten Folge besprochen haben. Und er versucht also zu schauen, irgendwie, wenn ich das alles berechne in der Vergangenheit und gucke mir dann die historischen Daten dazu an, dann. Passt dat nicht.

00:12:40: Marko: Wieso? Passt nicht?

00:12:42: Martin: Tja, das ist die große Frage. Es gibt zum Beispiel totale Sonnenfinsternisse, die tatsächlich im östlichen Mittelmeer beobachtet worden waren. Die hätten aber Halleys Berechnungen zufolge in Spanien stattfinden müssen.

00:12:55: Marko: Das ist schlecht?

00:12:55: Martin: Ja, das kann man so sagen.

00:12:56: Marko: Hat er sich um ein paar 1000 Kilometer vertan?

00:12:59: Martin: Ja, das ist die Frage. Vertan hat er sich, aber er hat das falsch berechnet? Also, sind seine Formeln und seine mathematischen Überlegungen falsch oder sind die Berichte von damals falsch?

00:13:09: Marko: Oder beides?

00:13:10: Martin: Oder beides? Kann ja auch sein. So, das ist die große Frage. Und das war damals nicht herauszufinden. Ich habe mit Manfred Gaida gesprochen, der ist Astronom und war bis zu seiner Pensionierung bei der Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt angestellt. Der DLR, und das war deren Allzweckwaffe, könnte man sagen, wenn es darum ging, Laien Himmelsphänomene zu erklären. Das habe ich gedacht, Das ist der Richtige für mich, der kann mir das mal erklären. Also Halley hat damals einen wichtigen Faktor vernachlässigt, sagt er. Auf den ist man aber viel später erst gekommen. Und das sind - Achtung! - Die Gezeiten.

00:13:46: Marko: Ach.

00:13:47: O-Ton Manfred Gaida: Wenn man Sonnenfinsternisse heute berechnet, wann und wo sie stattfinden auf der Erdoberfläche, muss man auch berücksichtigen, dass die Erdrotation im Laufe der Zeit abnimmt. Warum nimmt sie ab? Es gibt verschiedene Faktoren und eine der wichtigsten Faktoren, das ist die Gezeitenreibung. Ebbe und Flut, die reiben praktisch wie so zwei Bremse backen an der Erde und die Erde verlangsamt dadurch ihre Eigendrehung, sodass sie also im Laufe der Zeit langsamer wird. Diese Abbremsung akkumuliert sich, reichert sich im Laufe der Zeit immer weiter an und das kann, wenn man das über einige 1000 Jahre macht, sagen wir mal1000, 2000 Jahre kann das schon 50 60 Grad auf der Erdoberfläche ausmachen. Man hat also herausgefunden durch den Vergleich von alten beobachteten Sonnenfinsternissen und den Rechnungen dazu, dass die Erdrotation im Laufe der Zeit abnimmt. Man sagt zum Beispiel, dass früher der Tag nur - vor 400 Millionen Jahren - der Tag ein paar Stunden kürzer war. Also sagen wir mal so 20 Stunden nur. Das Jahr hatte dann entsprechend 400 Tage gehabt. Und in Zukunft nimmt der Tag immer noch weiter ab.

00:15:15: Marko: Ja, das ist ja, das ist ja schräg. Also, wir hatten mal ein Jahr, das 400 Tage dauerte und der Tag hatte 20 Stunden.

00:15:23: Martin: Genau, Ja, so ist das. Und seitdem ist.

00:15:25: Marko: Aber da gab es noch keine Menschen. Also das ist.

00:15:27: Martin: Also 400 Millionen Jahre. So lang gibt es den Menschen noch nicht.

00:15:31: Marko: Aber das ja...

00:15:31: Martin: Seitdem gibt es halt diese Bremswirkung von Ebbe und Flut und seitdem nimmt die Rotationsgeschwindigkeit der Erde immer weiter ab. Und wenn du jetzt eben zurück brechnest, wann hat eine Sonnenfinsternis stattgefunden und gehst davon aus, dass die Erde sich immer schön gleichmäßig dreht, dann hat das natürlich einen Effekt. Wenn du 2000 Jahre zurück guckst, dann mag das nicht so wahnsinnig viel erscheinen erst mal, weil es in dem Zeitraum nicht so wahnsinnig viel langsamer geworden ist. Aber da sich die Erde ja auch verdammt schnell dreht, macht das dann schon eine Menge aus, wenn da die Erde sich dann langsamer dreht.

00:16:09: Marko: Der spricht von 50, 60 Grad, die das auf der Erdoberfläche ausmachen. Was bedeutet das? Was meint er damit?

00:16:16: Martin: 50, 60 grad heißt 50, 60 Längengrade weiter, oder bzw... Moment, wenn sie langsamer wird, dann war sie vorher schneller. Ja und dann hat sich die Erde in der... Hat sich die Erde schon weitergedreht. Also müsste sie weiter östlich, die Sonnenfinsternis stattfinden, als sie eigentlich vorhergesagt war. Stimmt das? Ja, Müsste stimmen.

00:16:44: Marko: Wow, so, es ist jetzt echt kompliziert. Der Tag ist also vor 2000 Jahren, also während Jesus hier noch durch die Gegend lief, durch den Nahen Osten, da ist der Tag kürzer.

00:16:56: Martin: Ja, nur wenige Sekunden.

00:16:58: Marko: Aber es sind wenige Sekunden. Und in dieser wenigen Sekunden dreht sich die Erde ja nun mal weiter.

00:17:05: Martin: Genau.

00:17:05: Marko: Aber halt schneller als heute.

00:17:09: Martin: Richtig.

00:17:09: Marko Und weil sie sich schneller dreht, wäre eine Sonnenfinsternis, die Jesus sich am Kreuze hätte angucken können...

00:17:14: Martin: Da soll es ja auch eine gegeben haben.

00:17:17: Marko: ...dann wäre diese Sonnenfinsternis in Wahrheit, wenn man sie nach unserem jetzigen Daten berechnet, eigentlich irgendwo 60 Grad weiter und 60 Grad weiter bedeutet?

00:17:30: Martin: Ja, gute Frage. Wie viel? Also Erdumfang 360 Grad, 60 Grad sind dann...

00:17:38: Marko: Dann werde ich irgendwo mitten auf dem Atlantik.

00:17:40: Martin: Nee, andere Richtung. Richtung Osten müsste sie sein.

00:17:45: Marko: Nee.

00:17:45: Martin Doch.

00:17:46: Marko: Nee, ist ja schneller. Boah!

00:17:50: Martin: Ich glaube, wir kriegen das jetzt - da bräuchten wir unseren Fachmann Herrn Gaida, glaube ich, dafür, um das jetzt genau rauszukriegen. Aber auf jeden Fall würde die Sonnenfinsternis, würde man sie ganz woanders erwarten, als sie tatsächlich stattgefunden hat. Also, das mit der Sonnenfinsternis und das zu berechnen ist sowieso eine relativ schwierige Sache. Also nicht nur uns rauchen da die Köpfe, sondern ich glaube, in der gesamten Geschichte hat da vielen Leuten der Kopf geraucht. Also vielleicht mal von vorne. Also am Anfang waren diese Tafeln, da hat man aufgezeichnet, wann so eine Sonnenfinsternis passiert.

00:18:19: Marko: Im Zweistromland, 2000 Jahre vor Christi Geburt.

00:18:22: Martin: Genau, da gab es Tafeln, das hat man dann sehr penibel geführt und hat ein Archiv angelegt und hat dann irgendwann herausgefunden, dass Sonnenfinsternisse - schau mal da! - sich alle 18 Jahre am ungefähr den gleichen Ort wiederholen, 18 Jahre und ein paar Tage, da wiederholt sich die Sonnenfinsternis. Das ist die Saros-Periode. Da hatten wir beim letzten Mal schon drüber gesprochen. Es gibt auch noch andere Perioden, in denen sich Sonnenfinsternisse wiederholen. Das ist aber noch komplizierter. Das lassen wir mal weg. So zu diesen Tafeln, nach denen man sich dann gerichtet hat und wo man dann ungefähr sagen konnte, okay, ungefähr dann wird eine Sonnenfinsternis passieren, gab es im Altertum dann schon geometrische Überlegungen, also die Kreisbahn der Gestirne: Wie kann man daraus künftige Finsternisse ableiten? So, das funktioniert aber nur bis zu einem gewissen Grad im geozentrische Weltbild.

00:19:16: Marko: Also mit der Erde im Mittelpunkt des Universums.

00:19:19: Martin: Erde in der in der Mitte, und die Sonne und alle anderen Gestirne drehen sich drum herum. Da kann man einiges erklären, das geht mit allen möglichen Hilfskonstruktionen. Aber so richtig genau wird man damit jedenfalls nicht, wenn man Sonnenfinsternisse voraussagen möchte. Das geht deutlich besser im heliozentrischen Weltbild. Also die Sonne steht im Mittelpunkt und da kommen dann eben Kopernikus ins Spiel und vor allem Johannes Kepler, 16. Jahrhundert Anfang 17. Jahrhundert mit seinen Kepler'schen Gesetzen. In der Schule aufgepasst, weiß noch was das ist?

00:19:54: Marko: Es geht darum, dass die Bahnen der Planeten berechnet werden und das das offenbar keine Kreisbewegungen sind.

00:20:00: Martin: Genau, genau.

00:20:01: Marko Also Ellipsen.

00:20:01: Martin: Genau richtig. Drei Kepler Gesetze gibt es und das erste Gesetz, das handelt genau davon.

00:20:09: Marko: "Erstes Planeten-Gesetz. Die Planeten bewegen sich auf elliptischen Bahnen." - Habe ich doch schon vorher gesagt!

00:20:15: Martin: Ja genau richtig. Du bist Keppler.

00:20:19: Marko: "In einem ihrer Brennpunkte steht die Sonne." - Ok.

00:20:21: Martin: Genau die Planeten und alles andere, was sich so im Sonnensystem so herumtreibt - also Kometen, Kleinplaneten und so weiter und so fort - die bewegen sich eben nicht auf einer Kreisbahn, schön immer im gleichen Abstand, sondern die sind mal weiter und mal näher an der Sonne. Und für den Mond und für die Erde gilt das gleiche, auch mal näher und mal weiter weg. Ellipse halt. So, und deswegen gibt es auch übrigens manchmal ringförmige Sonnenfinsternisse. Wenn dann der Mond weiter weg ist von der Erde und dann eben nicht mehr die komplette Sonne abdeckt, sondern nur noch die Mitte und so einen Ring bleibt außen drum frei.

00:20:58: Marko: Dann ist die Mondscheibe zu klein. Richtig. Also mal ist ein Mond weiter weg, dann gibt es keine komplette Sonnenfinsternis. Mal ist er näher dran und dann ist zappenduster.

00:21:10: Martin: Ja. Also, das macht die ganze Berechnung natürlich ein bisschen komplizierter, als wenn du das mit Kreisformen nur einfach zu tun hättest. Und du hast eben die relative Bewegung von drei Himmelskörpern zu berücksichtigen, also der Mond um die Erde auf einer elliptischen Bahn, Mond und Erde zusammen um die Sonne auf einer elliptischen Bahn. Ja, und dann dreht sich die Erde, haben wir ja eben noch ausführlich behandelt, die dreht sich auch noch um sich selbst und nicht mal langsam. Und die Rotationsachse ist zu allem Überfluss auch noch um 23,5 Grad geneigt. Die sogenannte Inklination, was uns Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter beschert.

00:21:47: Marko: Also die ist geneigt zur Sonne, die.

00:21:49: Martin: Ja, die ist geneigt zur Umlaufbahn um die Sonne, das ist die sogenannte Ekliptik.

00:21:55: Marko: Wir kreisen sozusagen schief um die Sonne.

00:21:57: Martin: Genau richtig. Und so haben wir alle möglichen Faktoren, die bei der Berechnung eine Rolle spielen. Und dann kommt dann eben auch noch am Ende hinzu, dass wir so was haben wie Ebbe und Flut, was die Erde abbremst.

00:22:10: Marko: Und das und das auch kontinuierlich. Ja, das ist das so, dass.

00:22:14: Martin: Wir das alles erst mal wissen. Da muss man die ganzen Daten dazu haben, da muss man die Abstände kennen und die entsprechenden Umlaufbahnen, die Geschwindigkeiten und da auf Minute und auf so ein paar Kilometer vorherzusagen, wo so eine Sonnenfinsternis stattfindet oder stattgefunden hat oder irgendwann in 1000 Jahren stattfinden wird, das ist nicht ganz trivial.

00:22:32: Marko: Und dann muss man ja sagen, wenn Herr Halley, der mit dem Halley'schen Planeten. Oder heißt der Halli. Halley Halley.

00:22:39: Martin: Der mit dem Kometen. Ja, genau.

00:22:42: Marko: Okay, also, wenn Herr Haley sich...

00:22:44: Martin: Sir Halley, bitte!

00:22:45: Marko: Sir, äh, wenn sich Sir Halley um vier Minuten vertut, dann muss man sagen, ist nicht so schlimm. Also, das ist schon eine ordentliche Leistung. Würden wir nicht hinkriegen.

00:22:54: Martin: Ja, vor allen Dingen. Das hat er nicht mit seinem Taschenrechner gemacht, sondern das hat er alles zu Fuß berechnet. Und das blieb im Prinzip bis weit ins 20. Jahrhundert hinein so, dass man das Ganze eben per Hand ausrechnen musste. Und da war es dann echt schwierig, so eine enorme Genauigkeit hinzukriegen. Und das hat eben nicht nur Halley gemacht, sondern ganz viele andere auch. Hat mir Manfred Gaida erzählt.

00:23:16: O-Ton Manfred Gaida: Es gab dann noch den Johann Theodor von Oppolzer, Ritter von Oppolzer. Der hat dann 1887 ein Werk herausgegeben, den "Kanon der Finsternisse". Er hat dann 5000 Jahre zurück und ein paar 1000 Jahre, glaube ich, in die Zukunft alle Finsternisse berechnet, auch per Hand. Hat er nicht alles selber gemacht, er hatte seine Studenten gehabt, und man sagt, er hatte zwei Arbeitsgruppen. Er hat beide rechnen lassen. Die wussten natürlich nichts voneinander. Dann hat das miteinander verglichen. Wenn die Ergebnisse übereinstimmten, war es okay. Wenn nicht, dann mussten die alle noch mal neu rechnen. Also so eine Art Plausibilitätsprüfung.

00:23:56: Marko: Es ist super, wenn man Professor ist und so Studenten hat, die man für sich arbeiten lassen kann.

00:24:00: Martin: Rechenknechte.

00:24:01: Marko: Ja, super, okay. Das heisst, dieser dieser.

00:24:05: Martin: Oppholzer.

00:24:06: Marko: Hab den Namen nie gehört. Ritter von Oppholzer, nie gehört. Der hat also für mehrere 1000 Jahre in die Zukunft berechnet und der hat es auch schon exakt hingekriegt? Das heisst seine Studenten.

00:24:18: Martin: Ja, richtig. Ja.

00:24:19: Marko: Das heisst, als wir zur SoFi gefahren sind, haben wir uns auf Herrn Oppolzers Studenten verlassen?

00:24:27: Martin: Na, so mittelbar würde ich jedenfalls sagen. Natürlich gab es dann später im 20. Jahrhundert dann auch noch genauere Berechnungen - und zum Großteil auch zu Fuss noch durchgeführt - aber durch diverse Experimente hat man dann natürlich versucht, es immer genauer hinzukriegen und die Berechnungen immer mehr anzugleichen und zu gucken, dass das, was man da vorher berechnet, auch dann tatsächlich eintritt in der Realität.

00:24:49: Marko: Nun war das für uns ja ein schönes und auch wie ich gesagt habe, für mich zumindest mystisches Ereignis. Ist ja auch toll, wenn man es auf die Minute berechnet hat oder auf die Sekunde sogar. Hat man da sonst noch was von?

00:25:03: Martin: Du meinst, ausser SoFi-Tourismus?

00:25:04: Marko: Ja, das meine ich ja.

00:25:06: Martin: Ja klar, hat man schon was davon. Also, es gibt, oder hat immer ein großes wissenschaftliches Interesse an der Sonne selbst gegeben, an den Phänomenen, die sich da besser beobachten lassen, wenn eben nicht die ganze Sonne strahlt, die ist ja nun verdammt hell, ne, und wenn die verdeckt ist, dann lassen sich halt bestimmte Phänomene besser beobachten. So etwas wie die Korona zum Beispiel der Sonne, also dieser schmale Rand, der auch bei einer totalen Sonnenfinsternis dann noch zu sehen ist, die Korona, die Atmosphäre der Sonne und das, was man Protuberanzen nennt, also diese Auswürfe, diese großen Masseauswürfe, die die Sonne immer ins Weltall schleudert, bis zu einer Million Kilometer weit.

00:25:47: Marko: Wie so eine Art Geysir.

00:25:48: Martin: Genau richtig so, Und da wollte man natürlich wissen: Was ist das? Woraus besteht die Korona? Woraus bestehen diese Protuberanzen? Und im 19. Jahrhundert gab es immer mehr technische Ausrüstung, immer bessere Teleskope und das Aufkommen von Spektralanalyse. Jetzt wird's technisch. Hat sich ein gewisser Herr Fraunhofer hervorgetan, Anfang des 19. Jahrhunderts.

00:26:13: Marko: ...der mit den Instituten.

00:26:14: Martin: Genau richtig, nach dem die ganzen Institute heute benannt sind, so: Spektralanalyse.

00:26:19: Marko: Das klingt kompliziert, aber ich habe mich auch mal mit Spektralanalyse beschäftigt und da ging es um ein Zeitzeichen zu einem Herrn Baade. Der wurde nämlich damals losgeschickt von der Sternwarte in Hamburg, auch immer dahin, wo irgendwelche Sonnenfinsternisse waren. Da haben Sie anhand der Fotos, die Sie gemacht haben, Spektralanalyse...

00:26:40: Martin: Genau.

00:26:41: Marko: ...betrieben. Ja, also man kann anhand dieser dieser Spektralanalyse das Licht erst mal, was auf einer Fotoplatte zum Beispiel fällt oder auch auf unser Auge fällt, kann man sozusagen wieder splitten. Man kann es in die Spektralfarben zerlegen.

00:26:55: Martin: Genau.

00:26:56: Marko Und je nachdem - so habe ich es grob im Kopf, korrigiere mich - je nachdem wie breit diese Spektralfarben sind, kann man auf die Zusammensetzung der Elemente schließen, die da leuchten.

00:27:09: Martin: Ja, ist ein bisschen anders noch. Es geht um die Farben. Also jedes einzelne Element hat eine bestimmte Spektralkennung, eine bestimmte Zusammensetzung, wie die Farben dann zusammengesetzt sind und welche Farbbereiche im Spektrum dann fehlen. Und das ist im Prinzip so eine Art Fingerabdruck für die chemischen Elemente. Wirklich bestätigt hat das ein gewisser Herr Bunsen - sagt Dir auch was.

00:27:35: Marko: Der mit dem Brenner.

00:27:36: Martin Genau, der mit dem Brenner, der...

00:27:38: Marko: ...kennt man aus dem Chemieunterricht. Der Gasbrenner...

00:27:44: Martin: Der da so faucht, womit man dann irgendwie allen möglichen Unsinn als Schüler getrieben hat. Genau, der hat diesen Gasbrenner erfunden. Und der hat zusammengearbeitet mit einem gewissen Herrn Hoffmann. Die haben zusammen ein Labor betrieben an der Universität Heidelberg. Und da haben die diese Spektralanalyse verfeinert und haben ein Gerät entwickelt, nämlich ein Spektrometer. Und dieses Spektrometer, das war relativ handlich. Das war so zum Ersten Mal, dass man damit sozusagen auch ins Feld hätte ziehen können. Das war so ein koffergroßes Gerät. Und diese Spektralanalyse funktioniert letztendlich, wie wir das eben auch aus dem Physikunterricht kennen, über so ein Spektrum, wo man weißes Licht durchfallen lässt. Und dann zerlegt sich das in seine Bestandteile. Und das haben die in so ein Gerät eingebaut, wo man das dann gut beobachten konnte, was da an Licht anfiel und wie sich das dann aufgespalten hat. So, und jetzt fragt man sich natürlich, was hat das alles mit Sonnenfinsternis zu tun? Und zwar geht die Legende folgendermaßen: Die beiden saßen eines Tages in ihrem Labor und haben gesehen Von Heidelberg aus ist nicht weit nach Mannheim, und in Mannheim brannte es. Und dann haben die beiden sich gefragt: Was brennt denn da eigentlich? Was sind da für Stoffe in Flammen aufgegangen? Und dann haben die dieses Spektrometer auf die Flammen gerichtet und konnten zwei Elemente identifizieren, nämlich Barium und Strontium. Haben sie gemerkt okay, da verbrennt irgendwas, was Barium und Strontium enthält und dann ist den dann haben sie sich das so angeguckt und haben gedacht na, wenn man das sehen kann in Mannheim bei einem Feuer, dann könnte man ja auch versuchen, dieses Spektrometer auf die Sonne zu richten bei einer Sonnenfinsternis und zu gucken, was denn da vielleicht für Elemente herumkommen. Und genau das hat man dann versucht.

00:29:37: Marko: Was fast brannte bei Barium und Strontium? Weiß man's?

00:29:40: Martin: Also, nee, das weiß ich jetzt nicht, was da im... ob da eine eine Opium-Hölle in Flammen aufgegangen ist oder ein Sägewerk. Ich habe, kanns Dir nicht sagen, ich...

00:29:50: Marko Aber sie konnten auf jeden fall sicher sein: okay, bei dieser Verbrennung in der fernen Stadt wurden Barium und Strontium freigesetzt. Das haben Sie erkannt anhand dieses Spektrums. Diese jetzt.

00:30:01: Martin: Spektrumslinien. Spektrallinien sagt man.

00:30:02: Marko: Damit hat man eine Spektralanalyse gemacht.

00:30:05: Martin: Genau so, und dann haben Sie sich überlegt: Prima, man kann dieses Gerät eben einsetzen dafür, und man kann es auf die Sonne richten. Und dann kann man gucken, aus welchen Elementen besteht denn die Sonne oder zunächst mal die Korona oder diese Protuberanzen? Und das haben sie tatsächlich dann gemacht. Oder es haben dann vielmehr andere gemacht und haben versucht, dann irgendwie per Spektroskop zu bestimmen, woraus diese Protuberanzen zum Beispiel bestehen und die allgemeine Auffassung war, das wird wohl irgendwie Wasserstoff hauptsächlich sein. Und die Messungen bestätigten das auch so irgendwie, größtenteils. Aber dann tauchte da im Spektrogramm eine Linie auf, die da eigentlich nicht hingehörte und die eigentlich auf Natrium hinwies. Und dann hat man sich gefragt: Natrium da, das kann irgendwie nicht sein, das passt nicht zueinander. Aber auch diese Linie, die passte nicht so richtig, die war nicht genau bei der Wellenlänge. Und irgendwie war das alles komisch. Und dann kam im Jahr 1870 ein Engländer um die Ecke namens Lockyer, und der sagte: Ich weiß, was diese seltsame Linie im Spektrum zu bedeuten hat.

00:31:18: Marko: Aha!

00:31:18: Martin: Aha! Ein Element, das es nur auf der Sonne gibt und nicht auf der Erde. Und er hat es auch gleich nach der Sonne benannt. Weißt Du jetzt, welches Element das sein könnte?

00:31:28: Marko: Eben habe ich's Pfffff genannt, aber so so heißt es nicht. Es heißt natürlich Helium.

00:31:33: Martin: Genau von Helios.

00:31:34: Martin: Helios. Die Sonne, genau.

00:31:36: Marko: Aber Helium gibt es ja auch bei uns, nicht nur auf der Sonne.

00:31:39: Martin: Ja, das hat aber noch ein Vierteljahrhundert gedauert, bis man das tatsächlich auf der Erde nachweisen konnte, weil es ist irgendwie relativ flüchtig, ist ja ein Gas, ein Edelgas...

00:31:45: Marko: Aber man kann ja damit dann so sprechen, wenn man's einatmet.

00:31:48: Martin: Wenn man's in Flaschen fängt und einatmet, ja.

00:31:51: Marko: Ja, das wusste man damals noch nicht, dass das mit...

00:31:54: Martin: Nein, da hat noch niemand so komisch gesprochen, da musste noch ein Schotte kommen, der das dann ein Vierteljahrhundert später nachweisen konnte. Das gibt es auch auf der Erde.

00:32:03: Marko: Okay, also wir wissen jetzt: Helium - gibt es diese Protuberanzen, diese Geysire auf der Sonne bestehen offenbar, so sagt es die Spektralanalyse, die besteht aus Helium. Wir haben also dank der Sonnenfinsternis ein neues Element entdeckt.

00:32:18: Martin: Richtig. So sieht es aus. Ja. Das zeigt, dass die Sonnenfinsternis jetzt nicht nur L'art pour l'art ist, schön, wenn man weiß, wann sie stattfindet, sondern sie ist natürlich auch wichtig, um andere Wissenschaften anzutreiben. Und es lässt sich sogar damit eine Weltrevolution begründen.

00:32:38: Marko: Mit Helium?

00:32:39: Martin: Nein, Nein, mit einer Sonnenfinsternis. Also, vielleicht kann man mit Helium auch eine Weltrevolution machen. Aber nein, es geht um die Sonnenfinsternis. Also, damit kann man eine wissenschaftliche Weltrevolution anzetteln.

00:32:52: Marko: Mit so ein bisschen Sonnenfinsternis?

00:32:54: Martin: Das geht.

00:32:55: Marko: Es stellt sich die Frage, wie?

00:32:56: Martin: Ja, dann frage ich mal zurück: Was weißt du über allgemeine Relativitätstheorie?

00:33:00: Marko: Ungefähr so viel wie über die Spezielle Relativitätstheorie.

00:33:04: Martin: Nämlich nüscht, oder was?

00:33:05: Marko: Na ja, also nüscht, das wäre übertrieben. Aber ich bin weit davon entfernt, dass ich Einstein verstanden hätte. Nein.

00:33:12: Martin: Ja, können, glaube ich, auch nur wenige.

00:33:14: Marko: Ja, ich weiß, dass es da diese Formel gibt, natürlich. Ich weiß auch, dass es was mit Lichtgeschwindigkeit und ja und und Relativität von Zeit und Raum zu tun hat.

00:33:24: Martin: Das ist alles spezielle Relativitätstheorie.

00:33:26: Marko: Okay, okay. Und die allgemeine Relativitätstheorie, die macht's dann halt ein bisschen allgemeiner. Ich meine, es ist doch klar, Martin, oder? Heißt doch schon.

00:33:34: Martin: Also, da geht es vor allen Dingen um Masse, um Gravitation und den Einfluss von Masse auf Raum und Zeit. Wir hatten Newton heute schon mal erwähnt, das ist ja derjenige, der Raum und Zeit als eigene Entitäten dargestellt hat. Also es gibt einen Raum, da findet dann irgendwie die Physik statt und es gibt die Zeit, in der findet dann auch die Physik statt. Und das beides ist mehr oder weniger unabhängig voneinander und unabhängig von dem, was da drinnen passiert. So, und jetzt kommt dieser seltsame, verschrobene Wissenschaftler Einstein daher und sagt: Nö, das hängt alles miteinander zusammen. Es gibt nicht eine separaten Raum, es gibt nicht eine separate Zeit, sondern es gibt eine Raumzeit. Und zu allem Überfluss hängt das auch noch zusammen, wie sich diese Raumzeit ausmacht mit der Masse, die sich in dieser Raumzeit befindet. So, das heißt, wenn ich eine große Masse habe, dann beeinflusst das Raum und Zeit. Das ist nicht voneinander unabhängig, sondern das hängt miteinander zusammen.

00:34:40: Marko: Das heißt ja, das ist der Grund, warum die Zeit immer so schnell vergeht, wenn ich neben dir sitze.

00:34:47: Martin: Hmm, das schneiden wir dann mal raus...

00:34:50: Marko: Nein, aber, aber. Aber Raum, Zeit und Masse hängen zusammen.

00:34:54: Martin: Genau. So! Und das heißt, wenn ich eine große Masse habe, zum Beispiel die Masse einer Sonne, dann müsste die Masse so groß sein. Kann man ja auch berechnen, wie viel das ist, ziemlich viel. Dann müsste die Masse die Raumzeit krümmen. Und wenn das so ist, dann müsste sich das auch beobachten lassen, eigentlich.

00:35:14: Marko: Ich weiß nicht, wie man Raumzeit beobachtet.

00:35:16: Martin: Ja, und da kommt nun die Sonnenfinsternis ins Spiel. Die Allgemeine Relativitätstheorie hat der gute Albert Einstein 1916 veröffentlicht und 1919 wurde eine Sonnenfinsternis angekündigt, die irgendwo über Südamerika und dann den Atlantik und dann über Afrika hinweg gezogen ist. Und da ist die Möglichkeit gewesen nachzuweisen, dass Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie stimmt. Wie machst du das?

00:35:51: Marko: Ich habe keine Ahnung. Ich habe ja schon gesagt, Ich weiß nicht, wie man eine...

00:35:53: Martin: Das war eine rhetorische Frage!

00:35:54: Marko: ...Raumzeit beobachtet.

00:35:58: Martin: Ja. Also wenn die Sonne tatsächlich den Raum krümmt, dann, so war die Überlegung, dann...

00:36:06: Marko: Moment mal: Sie krümmt den Raum? Oder sie krümmt die Zeit?

00:36:08: Martin: Die Raumzeit, das ist eins.

00:36:10: Marko: Okay, Raum und Zeit sind eins.

00:36:11: Martin: Raum und Zeit gehören zusammen. Die sind unauftrennbar miteinander verbunden.

00:36:15: Marko: Schwer vorstellbar.

00:36:16: Martin: Ja, ja, ja. Das ist nicht so leicht. Reden wir mal nur vom Raum. Licht breitet sich immer geradeaus im Raum, immer in gerader Linie. Wenn es jetzt aber an einer großen Masse vorbeikommt und die Raumzeit gekrümmt wird von dieser Masse, dann müsste sich das Licht beugen, knicken? Richtig?

00:36:36: Marko: Ja, das ist soweit richtig.

00:36:38: Martin: Ja. So. Wenn ich jetzt so eine Masse habe wie die Sonne, und habe da in der Nähe Sterne stehen und ich weiß, wo die normalerweise stehen müssen, dann kann ich mir überlegen, wenn ich zum Beispiel einen Stern habe, der direkt hinter der Sonne sein müsste, weil ich weiß, da muss der eigentlich, da gehört er hin, ich sehe den aber trotzdem. Dann heißt das, das Licht von diesem Stern ist auf dem Weg von diesem Stern zu uns gebeugt worden, gekrümmt worden von der Masse, die dazwischen ist, nämlich der Sonne.

00:37:12: Marko: Okay. Und das hat was mit der Raumzeit zu tun, die gekrümmt wird.

00:37:16: Martin: Genau. Da wird nicht der Lichtstrahl gekrümmt, sondern der Lichtstrahl bewegt sich immer geradeaus. Aber wenn die Raumzeit selber gekrümmt ist, dann krümmt sich auch eben der Weg dieses Lichtstrahls.

00:37:29: Marko: Aha. Also ich, ich, ich, ich kann es. Ich kann mir jetzt schwer vorstellen, wie die Raumzeit jetzt gekrümmt wird. Also gut, aber wenn du sagst, es wird gekrümmt...

00:37:40: Martin: Ja, es klingt total irre und das ist auch heute, über 100 Jahre später, schwer vorstellbar. Wie soll das gehen? Raum und Zeit sind gekrümmt. Letztlich stellt das das alte Weltbild vom unveränderlichen Raum und von der unveränderlichen Zeit á la Newton komplett auf den Kopf. Aber wenn es denn so ist, dann müsste es sich doch irgendwie nachweisen lassen. Und da kommt diese Sonnenfinsternis von 1919 ins Spiel. Die war auf der Südhalbkugel zu sehen. Die Überlegung war: Wenn große Massen die Raumzeit tatsächlich krümmen, dann müsste die Masse der Sonne, die ja nun beträchtlich ist, auch den Weg des Lichts krümmen, der an der Sonne vorbeiführt, also das Licht, was nahe an der Sonne vorbeiführt. Und das müsste sich bei einer Sonnenfinsternis beobachten lassen. Der Knackpunkt bei der Sache war auch Newton sagt voraus, dass die Schwerkraft der Sonne das Licht in seiner Bahn ablenkt, aber bei weitem nicht so stark, wie das die Allgemeine Relativitätstheorie voraussagt. Es geht also darum, welches Modell, welche Vorstellung vom Wesen von Raum und Zeit die Realität besser beschreibt. Newtons neutrale Theaterbühne, auf der sich sozusagen das Große Welt-Schauspiel abspielt. Oder eben Einsteins "Alles-hängt-mit-allem-zusammen-und-alles-hängt-von-allem-anderen-ab"?

00:39:07: O-Ton Manfred Gaida Die große Frage war damals 1919, oder vor 1919: Werden Lichtstrahlen - durch die Masse der Sonne - werden die gekrümmt? Und zwar einmal so, wie das Newton vorhergesagt hat oder wie das Einstein vorhergesagt hat? Oder werden sie gar nicht gekrümmt? Wir brauchen, um die Lichtablenkung herauszubekommen, brauchen wir einmal eine große Masse, wie es die Sonne ist. Und dann brauchen wir natürlich eine Finsternis, weil dann neben der Sonne auch die Sterne beobachtet werden können, die sonst tagsüber nicht zu sehen sind.

00:39:44: Martin: Also hat man damals sich aufgemacht, diverse Expeditionen, um zu dieser Sonnenfinsternis zu pilgern und zu schauen, ob Einstein jetzt recht gehabt hat: Krümmt sich das Licht tatsächlich durch den Einfluss der Sonne oder eben nicht? Einer von ihnen war der Brite Arthur Eddington, und der hat sich mit seinen Mess-Apparaturen auf der Insel Principe aufgebaut. Das ist eine kleine Insel vor der westafrikanischen Küste und da sollte die Sonnenfinsternis, der Kernschatten sollte da vorüberziehen.

00:40:16: Marko: Jetzt ist er da auf dieser Principe-Insel. Und was will er jetzt da genau messen?

00:40:22: Martin: Also, um es noch mal zu erklären: Licht verbreitet sich normalerweise auf einer geraden Linie. Wenn ich jetzt weiß, dass ein bestimmter Stern zu einem bestimmten Zeitpunkt direkt hinter der Sonne stehen muss - ich sehe ihn aber trotzdem, heißt: das Licht muss gekrümmt worden sein auf seinem Weg von dem Stern zu meinem Auge, und zwar gekrümmt worden sein durch die Masse der Sonne, die da im Weg steht.

00:40:51: Marko: Okay.

00:40:53: Martin: Und jetzt habe ich aber natürlich das Problem, dass normalerweise tagsüber die Sonne natürlich viel zu hell ist, als dass man sehen könnte, dass da irgendwo ein Stern irgendwo in der Nähe der Sonne ist. Also brauche ich eine Sonnenfinsternis dafür. Damit dann der Tag so dunkel wird, dass die Sterne drumherum hell werden, dass man die sehen kann.

00:41:15: Marko: Okay. Hätte man da nicht einfach einen Filter vor tun können?

00:41:18: Martin: Nein, das funktioniert nicht. Die Sonne überstrahlt da so stark, dass man das nicht sehen kann. Da hilft kein Filter, das kann man vergessen.

00:41:26: Marko: Also man braucht eine Sonnenfinsternis, um Einstein zu beweisen. Die Allgemeine Relativitätstheorie...

00:41:32: Martin: Genau. Man braucht eine Sonnenfinsternis und dann möglichst keine Wolken vor der Nase. Weil das war das Problem von Herrn Eddington. Wenn du mal lesen magst.

00:41:42: Marko: "Am 29 Mai zog ein gewaltiger Regensturm auf. Gegen Mittag hörte der Regen auf, und etwa um 13:30 Uhr, als die partielle Verfinsterung schon weit fortgeschritten war, tauchte erstmals kurz die Sonne auf. Wir mussten unser Programm auf gut Glück durchführen. Ich sah die Verfinsterung nicht, weil ich zu sehr mit dem Auswechseln der Platten beschäftigt war. Einen kurzen Blick ausgenommen, um mich zu vergewissern, dass sie begonnen hatte, und einen zur zweiten Halbzeit, um zu sehen, wie stark die Bewölkung war. Wir machten 16 Aufnahmen, die von der Sonne, die eine äußerst bemerkenswerte Protuberanz zeigten, waren alle gut, aber die Bewölkung hat die Bilder der Sterne gestört. Die letzten sechs Fotos zeigen ein paar Bilder, von denen ich hoffe, dass sie uns liefern werden, was wir brauchen."

00:42:36: Martin: Ja, und in den Tagen danach entwickelte dann Eddington seine Foto Platten, das war ja noch ein relativ langer Prozess damals, und auf einer einzigen nur waren Sterne zu sehen.

00:42:49: Marko Das war aber Glück!

00:42:49: Martin: Das kann man so sagen.

00:42:52: Marko: Ich bin wieder Eddington: "5. Juni. Ich habe die Fotografien entwickelt, zwei pro Nacht, während der sechs Nächte nach der Sonnenfinsternis, und den ganzen Tag mit dem Vermessen zugebracht. Das wolkige Wetter brachte meine Pläne durcheinander, und ich musste beim Vermessen anders verfahren als vorgesehen, weshalb es mir nicht möglich war, irgendein vorläufiges Resultat bekannt zu geben. Aber die eine Platte, die ich vermessen habe, erbrachte das Resultat, das mit Einstein übereinstimmt."

00:43:24: O-Ton Manfred Gaida Man stellte fest, bei sonnennahen Sternen, das war so eine Handvoll von sieben Sternen, dass deren Position bei der Sonnenfinsternis um 1,75 Bogensekunden abwich von der normalen Position, wenn die Sonne da nicht gestanden hätte. So, und dann, dann haben natürlich die Zeitungen, die New York Times und alle anderen Zeitungen haben dann schlagartig - das war Anfang Oktober, Anfang November - berichtet: Das Licht läuft auf gekrümmten Wegen. Einstein hat recht und der wurde so vom Ruhm überfüllt, das konnte er gar nicht mehr richtig verkraften. Dadurch wurde er bekannt. Dadurch wurde er bekannt. Und das war der Durchbruch für Albert Einstein. Amerikanische Astronomen haben damals, waren noch sehr skeptisch gewesen, wollten wohl auch die Veröffentlichung, wollten das verhindern oder noch herauszögern. Es war ihnen noch nicht genug, aber die Messergebnisse waren zumindest so valide, dass sie brauchbar genug waren, die Theorie zu bestätigen.

00:44:29: Martin: Ja, und dementsprechend groß war dann der Ruhm von Albert Einstein. New York Times vom 9.11.1919 mit dem Titel "Sonnenfinsternis bewies Gravitationsabweichung. Als epochal gefeiert."

00:44:46: Marko: "Die Belege zugunsten der gravitationsbedingten Krümmung des Lichts sind überwältigend und für die Einstein'sche Ablenkung spricht entschieden mehr als für die Newton'sche. Es ist nicht die Entdeckung einer abgelegenen Insel, sondern eines ganzen Kontinents wissenschaftlicher Ideen, die für einige der fundamentalsten Fragen der Physik von größter Wichtigkeit sind." Ja, welche da wären?

00:45:14: Martin: Es ist unser komplettes Weltbild, was auf den Kopf gestellt wurde.

00:45:17: Marko: Und das alles nur wegen einer Sonnenfinsternis im Jahre 1919.

00:45:22: Martin: So sieht das aus. Ruhm und Ehre für Albert Einstein. Der hatte Eddingtons Expedition von Anfang an verfolgt und war über das Ergebnis natürlich höchst erfreut, konnte es aber selbst erst mal kaum glauben. Da gibt es auch ein kleines Zitat von ihm.

00:45:37: Marko: Ich bin jetzt Albert Einstein?

00:45:39: Martin: Du machst mir bitte den Einstein.

00:45:40: Marko: Ich kann nicht mal die Allgemeine Relativitätstheorie erklären, aber ich bin jetzt aber Einstein?

00:45:45: Martin: Aber Du darfst sein zitat lesen.

00:45:47: Marko: "Da könnt mir halt der liebe Gott Leid tun. Die Theorie stimmt doch."

00:45:54: Martin: Ja, so ist das. So hat eine Sonnenfinsternis dafür gesorgt, dass unser Weltbild auf den Kopf gestellt wurde. Mit der Relativität von Raum und Zeit und all dem, was damit zusammenhängt.

00:46:07: Marko: Von einer fernen Sonnenfinsternis im alten Griechenland im Jahre... wann war es noch mal?

00:46:12: Martin: 648 vor Christus.

00:46:15: Marko: ...bis zur Allgemeinen Relativitätstheorie und ihrem Beweis im Jahre 1919, was unser gesamtes Weltbild auf den Kopf gestellt hat, berichtete uns Martin Herzog dank seines Zeitzeichen und seiner intensivsten Recherche immer dann, wenn draußen am großen Firmament das ganz große Licht ausgeht.

00:46:34: Martin: Bei uns geht jetzt auch das Licht aus. Das ist mal ein Übergang. Wahnsinn! Bei den Geschichtsmachern.

00:46:38: Marko: Und wenn's Euch gefallen hat...

00:46:42: Martin: ...sagt es bitte Freunden und Bekannten, Familien, Sternenguckern, Astronomen, Astrologen auch...

00:46:49: Marko: Natürlich allen Menschen, die die allgemeine und die spezielle Relativitätstheorie von Einstein nicht verstanden haben, so wie ich...

00:46:56: Martin: ...das dürften die meisten sein...

00:46:58: Marko: ...das wäre gut...

00:47:00: Martin: ...und sagt denen Bescheid. Und wenn es euch nicht gefallen hat, dann sagt es bitte uns.

00:47:04: Marko: Aber bitte wirklich nur uns unter www.diegeschichtsmacher.de Dort findet ihr nicht nur die Adresse, unter der ihr uns schreiben könnt...

00:47:13: Martin: ...nämlich kontakt@diegeschichtsmacher.de

00:47:17: Marko: ...sondern da findet ihr auch ganz viele weitere Folgen von Die Geschichtsmacher.

00:47:21: Martin: Und wir sagen: Vielen Dank für's Zuhören und bis zum nächsten Mal. Tschüss.

00:47:25: Marko: Tschüss. Wir gehen jetzt noch einen Lichtstrahl krümmen, ne?

00:47:28: Martin Ich dachte, wir gucken noch ein wenig den Mond an.

00:47:31: Marko: Oder das. Die Sonne, die Sonne putzen.

00:47:36: Martin: Die Sonne polieren?

00:47:37: Marko: Sagt man doch: Baby, lass uns die Sonne putzen! Sagt man.

00:47:40: Martin: Oder wir gehen die die Säufer-Sonne anbeten, wie wäre es damit?

00:47:43: Marko: Säufer-Sonne. Wieso die Säufer-Sonne?

00:47:45: Martin: Der Mond halt.

00:47:46: Marko: Ach so!

00:47:46: Martin: Kennst du nicht?

00:47:47: Marko: Nee kenn ich nicht.

00:47:48: Martin: Säufer-Sonne, sagt man so.

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